Made in Germany
passt ebenso gut dazu wie die lebhafte Runde fröhlicher Menschen in weißen Leinenhemden, die mit Händen und Füßen reden, während kleine, drollige Kinder mit struppigen Hunden über das Gelände tollen. Das einzige Unschöne in dieser Szene ist der Fiat Multipla in der Auffahrt. Darum gehen wir so gern zum Italiener!
In Spanien geht es leidenschaftlich und lustvoll zu. Das merkt man auch dem Essen an. Eine Paella ist sinnlich, kraftvoll und erotisch. Ein Stierkampf für die Geschmacksnerven. Wir sehen vor uns eine feurige, energiegeladene Señorita, die zum Klang von entschlossen geschlagenen Flamenco-Gitarren ihren rotschwarzen Rock wirbelt, ungezähmt wie ein übermütiges Wildpferd auf den Boden stampft und nicht ganz ohne Absicht einen Blick in ihr üppiges, verführerisches Dekolleté gewährt, als sie sich über die brutzelnde, satellitenschüsselgroße Reispfanne beugt. Kleine, aber kraftvolle Männer mit schwarzem Haar, großen Händen und glühenden Augen spielen Karten, erheben die mit kräftigem Rioja gefüllten Gläser und schwärmen vom besten spanischen Fußballspieler seit langem: Mesut Özil. Darum lieben wir die spanische Küche!
In Deutschland gibt es Sauerkraut, Haxe und Kohlsuppe. Darum essen die Deutschen so gerne Döner!
Deutschland ist toll, und ich bin froh, hier aufgewachsen zu sein, aber die deutsche Küche ist wirklich nicht jedermanns Sache. Ich kann nicht viel mit der deutschen Küche anfangen. Das meiste ist mir zu schwer: Wäre ich Taucher, würde ich komplett auf Bleigürtel verzichten und stattdessen vorm Tauchgang einfach zwei, drei deutsche Knödel essen. Schneller kann auch ein Stein nicht sinken!
Eine weitere Spezialität der deutschen Küche ist Kohl in allen Variationen: Weißkohl, Rotkohl, Spitzkohl, Grünkohl, Blumenkohl, Sauerkraut, Mangold – bei aller Liebe zu vegetarischem Essen: Ich bin doch keine Biogas-Anlage! Ich verzichte doch nicht seit Jahren auf FCKW, Sprühflaschen und Feinstaub, um dann die ganze Atmosphäre wegen ein paar Löffeln Wirsing zu verpesten!
Außerdem ist mir persönlich die deutsche Küche zu fleischlastig: Schnitzel, Braten, Eisbein, Rouladen, Geschnetzeltes, Kotelett? Nicht mein Ding! Ich bin Pescetarier. Wenn ich ein Reh, ein Wildschwein, eine Kuh, ein Schwein, einen Fasan, ein Huhn und ein Schaf auf einem Fleck sehen will, dann bestelle ich keine „Schlachtplatte nach Art des Hauses” – dann gehe ich in den Streichelzoo!
Ich hasse Speisekarten, die sich lesen wie die Inventarliste eines Bauernhofstalls. Für andere ist ein Zigeunerschnitzel nur eine Mahlzeit – für mich ist es ein Einzelschicksal!
Zum Glück bin ich nicht allein mit dieser Ansicht. Pamela Anderson, Nena und Julia Roberts sind ebenfalls Vegetarier. Und auch mein Kumpel Ranjid sieht die Sache ähnlich. Er teilt die Ansicht: „Auch Kühe sind nur Menschen!” Er lebt ja sogar mit einer Kuh zusammen. Nur ein einziges Mal in seinem Leben hat Ranjid in Rindfleisch gebissen: Das war, als Benytha einmal ohnmächtig wurde, und er ihr bei der Mund-zu-Mund-Beatmung aus Versehen auf die Zunge gebissen hat.
Ich esse kein Fleisch. Irgendwann habe ich beschlossen, dass so wenig Lebewesen wie möglich für mich sterben sollen. Als ich das meinem Kumpel Hakan erzählte, konnte er das kaum glauben: „Kaya, versteh isch dich konkret richtig? Kein Lebewesen soll für dich sterben?”
„Richtig, Hakan! Ich stelle mich nicht über die anderen Lebewesen. Ihr Leben ist genauso wertvoll wie meins. Sie haben genauso wie ich ein Recht auf Leben!”
„Gut. Isch mache mit. Aber eine krasse Ausnahme gibt es schon, oder?”
„Und die wäre?”
„Wenn de scheiße Lebewesen mir meine Parkplatz wegnimmt!”
Als ich anfing, vegetarisch zu leben, habe ich nicht nur auf Fleisch, sondern auch auf Fisch, Eier, Butter und Milch verzichtet. Aber irgendwann hatte ich so abgenommen, dass ich locker bei Germany’s Next Topmodel hätte mitmachen können! Nur von den Blättern meiner Zimmerlinde konnte ich mich offensichtlich nicht ernähren – abgesehen davon, dass die Blattläuse, die man automatisch mit verzehrt, streng genommen ja auch Tiere sind!
Also esse ich mittlerweile Fisch und Eier. Ich finde, man sollte nicht zu streng mit sich selbst sein. Es gibt Hardcore-Vegetarier, die sind so dogmatisch, dass sie noch nicht mal Gummibärchen, Lakritzschnecken und Schokoladenhasen essen, weil sie ihnen zu sehr nach Tier klingen ! Ich bin da ein bisschen lockerer. Ich bin trotz meines
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