Made in Germany
sie auf der Motorhaube einer Corvette!
Wenn es diesen Brauch auch in Deutschland gäbe, worüber würde bei einer solchen Beerdigung geredet? Der beste Freund des Verstorbenen würde wahrscheinlich sagen: „Das Schicksal ist grausam: Manfred hat sich sein Leben lang nie den Besuch in einer Striptease-Bar gegönnt! Und ausgerechnet in dem Moment, wo sich mal ein Mädchen für ihn auszieht, hat er die Augen zu!”
Und die Witwe schluchzt gerührt: „Eine schöne Beerdigung, so wie sie sich mein Manfred immer gewünscht hat: Weiße Lilien, das Requiem von Mozart und eine komplett rasierte Hip-Hop-Schlampe mit 95 DD-Hupen!”
Ich persönlich wünsche mir, dass die Mädels sich für mich ausziehen, solange ich noch lebe. Wenn ich tot bin, habe ich nichts mehr davon. Auf der Beerdigung kann meinetwegen Thilo Sarrazin in Badehose Breakdance tanzen – mir ist das total egal. Und wenn meine Angehörigen unbedingt wollen, dass möglichst viele Menschen bei meiner Beerdigung anwesend sind, dann sollen sie mich während eines Stadionkonzerts von Herbert Grönemeyer im Innenraum bestatten. Mehr Leute kriegt man auch mit Busenwackeln nicht zusammen!
Andere Länder haben Rituale, die uns zwar genauso fremd sind wie die chinesische Erotik-Beerdigung, die aber durchaus sympathisch daherkommen und vielleicht
sogar den einen oder anderen zur Nachahmung anregen.
In Indien ist es zum Beispiel Tradition, dass schwangere Frauen das Wasser trinken, in dem sich der Kindsvater vorher den großen Zeh gewaschen hat. So soll das Kind die Stärke des Vaters in sich aufnehmen. Ich finde, dass das eine gute Idee ist. Egal, ob es funktioniert oder nicht, es hat einen Vorteil: Die Quanten vom Vater sind endlich mal sauber! Ich nenne diesen indischen Brauch übrigens das „Pizza-Funghi-Ritual” – wegen der beiden möglichen Geschmacksvarianten „Käse” und „Pilze”.
In einigen europäischen Ländern ist es Sitte, den ersten Urin des Neugeborenen unter einen Apfelbaum zu schütten, damit das Kind rote Wangen bekommt. Ob das funktioniert, weiß ich nicht. Eher wird das Kind später Wildpinkler!
Ein spezieller Fall sind Hochzeiten. Die Rituale bei Eheschließungen können so kompliziert sein, dass ich allein deswegen noch ledig bin. Ich wäre einfach zu doof, um an alles zu denken!
Zum Beispiel ist es in vielen Ländern Europas ein weit verbreiteter Ritus, dass die Braut auf dem Weg zur Trauung unmittelbar nach dem Verlassen des Heims einem armen Menschen ein Brotstück mit einem Geldstück darin gibt, um das Unglück aus dem Haus zu tragen. Dieser Brauch wird in der Schweiz übrigens nicht praktiziert: Zum einen gelten die Schweizer als sparsam, zum anderen gibt es in der Schweiz keine armen Menschen.
Anschließend, so wollen es die alten Bräuche, muss die Braut die Kirche mit dem linken Fuß betreten. Nach der Hochzeit sollte bei der Ankunft die Haus- oder Wohnungstür versperrt sein, damit die Braut anklopfen
muss. Wenn sie dann hereingebeten wird, muss sie diesmal zuerst mit dem rechten Fuß über die Schwelle treten, um das Glück in das Haus zu tragen. Das heißt, neben dem vertrackten Hochzeitswalzer muss man sich noch eine weitere komplizierte Schrittfolge merken!
Sollten Kinder gewünscht sein, muss der Bräutigam möglichst bald nach der Hochzeit eine Wiege ins Haus tragen. Da bin ich skeptisch. Das soll klappen? Und wenn er statt einer Wiege einen Flipper ins Haus trägt, gibt es keine Kinder, sondern jede Menge Freispiele?
Mir sind diese Hochzeitsriten viel zu kompliziert! Bei so vielen Fehlerquellen ist es kein Wunder, dass die Scheidungsraten in ganz Europa so hoch sind!
Darum bin ich auch bisher nur auf wenigen Hochzeitsfeiern gewesen. Ich mag diese ewig gleichen Rituale einfach nicht: Brautstrauß werfen, Braut entführen, Torte anschneiden – ich hätte mehr Spaß, wenn die Blumen entführt und die Torten geschmissen würden!
Der Brauch mit dem Brautstrauß ist ja allgemein bekannt: Die ledigen Frauen stellen sich zusammen, und die Braut wirft ihren Brautstrauß rücklings über die Schulter. Diejenige Frau, die den Strauß fängt, heiratet als Nächste. „Ein Spiel”, würden wir Männer sagen. Aber die Frauen nehmen diesen Brauch ernst. Verdammt ernst. Sie kämpfen! Ein Touch down beim Rugby ist dagegen ein Kaffeekränzchen!
Meistens ist es das Umfeld der Braut, das sich so ins Zeug legt. Die Familie und Freunde des Bräutigams sind zu diesem Zeitpunkt schon so blau, dass sie nichts mehr auf die Reihe
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