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Made in Germany

Made in Germany

Titel: Made in Germany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaya Yanar
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stattdessen ein Löwe mit seinem weit aufgerissenen Maul aus dem Pissoir gucken würde, bin ich mir nicht so sicher, wer zuerst den Schwanz einziehen würde …
    Schützen- und Oktoberfeste sind urdeutsche Angelegenheiten. Es gab sie schon immer. Seit den 90er Jahren gibt es aber noch einen neuen Tag im Feier-Kalender der Deutschen: Halloween.
    Der Brauch, Halloween zu feiern, kommt ursprünglich aus Irland. Irische Einwanderer machten den Brauch um 1830 herum in den USA populär. Dort entwickelte sich Halloween zu einer der wichtigsten Feiern, und mittlerweile rennen auch die Deutschen an Halloween mit Kürbisköpfen und schauerlichen Kostümen durch die Stadt. Ich persönlich gehe gern zu Halloweenpartys, aber ich spare bei der Ausstattung: Statt für einen dicken roten Kopf mit Riesenaugen gutes Geld auszugeben, halte ich einfach fünf Minuten die Luft an!

    Es ist schon merkwürdig, dass sich mit Halloween ein Fest etabliert hat, von dem die meisten Deutschen noch nicht einmal wissen, warum es überhaupt gefeiert wird. Aber es funktioniert. Die Deutschen fragen nicht – sie machen einfach mit! Mich würde es nicht wundern, wenn demnächst auch der amerikanische Unabhängigkeitstag (4. Juli) oder der Gründungstag der kommunistischen Partei Chinas (1. Juli) als typisch deutsche Feiertage begangen werden. Hauptsache, das Bier ist kalt!
    Ich habe in den letzten Jahren mein frühkindliches Feierdefizit also ein bisschen ausgeglichen. Ich habe getrunken, geschunkelt, gesungen und gepinkelt. Mein Fazit lautet: Egal, wo man in Deutschland feiert, gesoffen wird immer – nur die Kostüme sind anders!
    Ich gebe es zu: Wenn ich im Fernsehen die Bilder vom Oktoberfest oder vom Straßenkarneval sehe, dann muss auch ich manchmal den Kopf schütteln. Dann frage ich mich: Haben wir Deutsche sie eigentlich noch alle? Doch wenn ich ins Ausland schaue und sehe, was unsere nächsten und weiter entfernten Nachbarn anstellen, dann weiß ich: Ja, wir haben sie noch alle! Bei uns ist alles halb so schlimm!

    Die Spanier zum Beispiel feiern unheimlich ausufernd. Zum einen feiern sie wirklich alle katholischen Feiertage! Und wenn sie einmal dran sind, hören sie gar nicht mehr damit auf. Wo bei uns spätestens nach dem zweiten Feiertag Schluss ist, fängt bei den Spaniern der Spaß erst richtig an: Wenn San Irgendwer Namenstag hat, dann schließen die Spanier für vier Wochen die Geschäfte, alle Straßen werden mit buntem Salz ausgelegt, und die Menschen vermieten ihre Wohnungen unter, weil sie in den nächsten 30 Tagen eh nicht mehr nach Hause kommen!

    In Pamplona werden bei der berühmten Fiesta de San Fermin zur Gaudi der Bevölkerung wilde Stiere durch die Altstadtgassen gejagt. Vor den Stieren laufen junge Männer her, um zu beweisen, wie mutig sie sind. Wenn die Männer das dann bewiesen haben, beweisen die Stiere im Anschluss, wie egal ihnen das ist und befördern die kühnen Burschen mit einem gezielten Hornstoß ins Krankenhaus. Olé!
    Die Engländer haben noch verrücktere Rituale entwickelt, um sich mutwillig zu verletzen: Der Klassiker ist natürlich, sich mit einem Trikot vom FC Liverpool in einen voll besetzen Zug voller „Manchester United”-Fans zu setzen.
    In der Grafschaft Gloucestershire im Südwesten Englands hat man eine weitere, einzigartige Art der Selbstverstümmelung erfunden: Dort wird jedes Jahr ein großer Käse den Berg hinuntergerollt. Die ungestümen Teilnehmer rollen hinterher und versuchen vergebens, den Käse einzuholen. Dabei brechen sie sich alle Knochen. Kann man machen. Muss man aber nicht. Ich als Vegetarier und Botschafter der Tierrechtsorganisation PETA sage trotzdem: Besser Käse jagen als Stiere!
    Auch die Chinesen haben sehr merkwürdige Rituale, wenn es ums Feiern geht. Zum Beispiel sind ihre Trauerfeiern gelinde gesagt gewöhnungsbedürftig. Gut, von einem Volk, das Hunde auf der Speisekarte duldet, erwarte ich nicht, dass deren Beerdigungen genauso zivilisiert ablaufen wie bei uns. Aber die folgende Geschichte finde ich trotzdem mehr als erstaunlich:
    Eine alte chinesische Tradition besagt, dass das Ansehen eines Verstorbenen an der Menge der Trauergäste abzulesen ist. Je mehr Menschen bei der Trauerfeier
erscheinen, desto besser. Darum engagieren die Hinterbliebenen oft Stripteasetänzerinnen, um möglichst viele Besucher auf die Trauerfeier zu locken. Eine befremdliche Vorstellung: Tante Erna liegt im Eichensarg, und auf dem Sargdeckel räkelt sich lasziv die pralle Doreen, als läge

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