Made in Germany
ausgebreitet. Die Osmanen waren eine große Streitmacht im Mittelalter. Hunderte von Jahren waren sie in Spanien, und zwar lange bevor die Deutschen mit ihren Handtüchern ankamen!
Zweimal standen die Türken vor Wien. Aber die Österreicher waren nicht doof. Die haben einfach Osman zitiert: „Ihr kommt hier ned rein!”
Erst 1923 gründete Kemal Atatürk dann die moderne Türkei. Das ist noch keine 90 Jahre her. Die Geschichte der Heimat meiner Eltern ist spannend und abwechslungsreich. An jedem 29. Oktober, dem Nationalfeiertag, feiern alle Türken die Ausrufung der modernen Republik Türkei. Alle außer einem: meinem Vater.
Nach und nach hörte ich von meinen feierfreudigen deutschen Freunden, dass es auch Feste gibt, die man außerhalb der Familie feiern kann. Ich ahnte, dass sie Recht hatten, aber ich wagte lange nicht, solche Veranstaltungen aufzusuchen. Doch 2004 war es endlich so weit. Es ist so unglaublich, dass diese biografische Tatsache eine eigene Fact Box verdient.
Bis dahin hatte ich Karneval immer gemieden wie die Pest. Verkleidete Betrunkene, die mit wildfremden anderen verkleideten Betrunkenen schunkelten und tanzten, waren mir ein Graus. Doch 2004 überkam es mich. Ich produzierte zu der Zeit in Köln meine Fernsehshow Was guckst du? . Als ich am Weiberfastnachtmorgen kurz nach elf in die Büros kam, sah ich, dass ich mitgefangen war: Alle Mitarbeiter waren besoffen, trugen irgendwelche grellen Klamotten aus dem Altkleidersack und hingen knutschend in den Ecken. Gut, so machten sie es das ganze Jahr über, aber dabei sangen sie noch, dass sie Räuber seien, O lala eine Pizza wollten und mit der Karawane weiterzögen, da der Sultan Durst habe.
Mir wurde klar: Das muss sie sein, diese geheimnisvolle deutsche Feierlaune, von der mir meine Kumpels früher immer erzählt hatten und die ich zu Hause nie erleben durfte! Also machte ich mit. Ich gab der Mannschaft frei, lieh mir aus dem Kostümfundus ein Ganzkörper-Hühnerkostüm und stürzte mich ins Getümmel der Kölner Altstadt.
Das Kostüm war klasse. Niemand erkannte mich. Allerdings erkannte jeder zweite das Hühnerkostüm, das in der Woche zuvor in meiner Fernsehshow eine
prominente Rolle gespielt hatte: „Ey, ich werd bekloppt – das ist doch das Was guckst du? -Huhn!”
Egal, nach einer Stunde war auch das Was guckst du? -Huhn knalldicht, fing Kamelle, bützte Frauen und gackerte aufgescheucht herum. Mir hat es Spaß gemacht, weil alle anderen genau dasselbe machten. Eine weitere erstaunliche Erkenntnis jenes denkwürdigen Tags: Jede dritte Kölnerin würde gern mit den Hühnern schlafen gehen!
Im gleichen Jahr war ich auf dem Schützenfest in Neuss. Die Kostüme waren zwar nicht so abwechslungsreich wie im Karneval (ich war auf dem ganzen Schützenfest das einzige Huhn!), aber die Musik war genauso schrecklich, und es wurde auch genauso viel gesoffen. Leider waren keine Frauen da. Darum hatte ich in Neuss auch keine Lust, meine alkoholbedingte Lockerheit sexuell zu nutzen – vorgehaltene Waffe hin oder her!
Auf dem Oktoberfest war ich leider noch nicht. Aber ich habe gehört, dass es ganz toll sein soll! Das Bier, die Hendl, die Musik – viele Besucher können sich gar nicht entscheiden, welcher der drei Anlässe sie kotzen lässt!
Das Einzige, was mich von einem Besuch auf der „Wies’n” abhält, ist die Vorstellung, mit fünf Litern Bier in der Blase in einem überfüllten Festzelt zu sitzen und nicht zum Klo zu können. Und da ich mit Sicherheit niemals eine dieser wasserdichten Krachledernen tragen werde, bliebe mir nur übrig, mich vier Tage lang vor einem Dixie-Klo anzustellen oder aber die Theresienwiese zu düngen. Und Wildpinkeln ist ja verboten.
Ich habe übrigens vor kurzem auf der Herrentoilette eines Münchner Lokals eine lustige Entdeckung gemacht: Auf die Innenseite der Schüssel war relativ
mittig eine Fliege gemalt als Zielhilfe für uns. Denn theoretisch hat der Mann ja, was mögliche Urinierrichtungen betrifft, 360 Grad Spielraum. Und ich musste schon beobachten, wie Männer diesen Spielraum nutzten. Leider. Es ist sehr unangenehm, wenn sich der Nebenmann am Pissoir mitten im Erleichterungsprozess mit dem ganzen Körper zu einem umdreht und sagt: „Ey, dich kenne ich doch aus dem Fernsehen!”
Eine Fliege soll das Danebenpinkeln verhindern. Und es klappt. Wir Männer sind Jäger. Wir treffen gern. Zumindest, wenn wir uns dem Opfer überlegen fühlen. Das ist bei einer Fliege definitiv der Fall. Wenn
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