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Mademoiselle singt den Blues - mein Leben

Mademoiselle singt den Blues - mein Leben

Titel: Mademoiselle singt den Blues - mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Kaas
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beharrt darauf: »Doch, wirklich, ich bin Alain Delon. Ich möchte, dass Sie bei der Preisverleihung in Cannes mit mir die Treppe hinaufgehen.« Jetzt kommen mir Zweifel, mir bleibt die Spucke weg. Ich bin so verblüfft, dass ich fast stottere. Ich sage ihm, ich bräuchte Bedenkzeit, ob ich ihn zurückrufen dürfe? Mein Herz schlägt so heftig, dass ich fürchte, mir könnten die Adern platzen. Ich rufe sofort bei Richard an, um ihm von diesem unglaublichen Anruf zu erzählen. Er hat kaum abgenommen, da überfalle ich ihn auch schon mit einer verrückten Frage: »Sag, würdest du Ja sagen, wenn Sharon Stone dir anbieten würde, beim Festival von Cannes mit ihr die Treppe hinaufzugehen?«
    Â»Na klar!«
    Â»Alain Delon hat mich gefragt!«
    Doch leider wird nichts aus Cannes, ich stecke dann mitten
in den Proben, aber ich möchte ihn kennenlernen. Unbedingt. Und so beginnt das Märchen … Wir sehen uns nicht nur, wir gefallen uns auch noch. In gewisser Weise lieben wir uns, platonisch, aber romantisch. Zwischen uns entsteht eine kostbare, einzigartige Bindung. Wir treffen uns oft zum Abendessen, unterhalten uns, lachen, lernen uns besser kennen. Er ist wunderbar. Dass er ein Star ist, macht mir manchmal zu schaffen. »Wenn man bedenkt, wie viele Frauen gern Kinder von dir hätten!«, sage ich zu ihm. »Damit könnte man einen ganzen Kontinent bevölkern!« Darüber muss er lächeln. Wir reden stundenlang. Ich bin von ihm als Mensch fasziniert, ich spüre, dass er mir viel über das Leben eines Stars beibringen kann: die Einsamkeit, die Freunde, die keine sind, der Ruhm … Aber seien wir offen, ich wusste natürlich, dass er um mich warb, und tief in mir hoffte ich auf seine Umarmung! Um nichts in der Welt hätte ich seine Zuneigung und seine Freundschaft verlieren wollen. Und seinen hin und wieder gewährten Schutz. Wir vertrauen uns, sehen uns mit einem Lächeln, mit Zärtlichkeit an. Er schenkt mir einen Beweis seiner Zuneigung, ein Buch über Marlene Dietrich, das sie ihm geschenkt hat, mit einer persönlichen Widmung: »Für Alain Delon, den ich anbete.« Und Alain Delon schrieb unter diesen schönen Satz: »Für Patricia Kaas, die ich liebe«.
    Es gehen Gerüchte um, wir seien ein Liebespaar. Die Gerüchte werden schließlich auch in der Presse verbreitet. Meine Freundinnen necken mich und machen mir Eifersuchtsszenen. Die Frauen beneiden mich. Man fragt mich über ihn aus, erkundigt sich, ob ich nicht allzu beeindruckt bin, ich, die ich mein Bühnenselbstbewusstsein im wahren Leben ablege, um wieder ein zurückhaltendes kleines Mädchen zu werden. Natürlich bin ich ein wenig eingeschüchtert von Alain Delons
Format. Neben Vertrautheit steckt auch viel Respekt in meiner Beziehung zu ihm. Sie hat mich zu dem Titel meines dritten Albums inspiriert: Je te dis vous   – Ich sage Sie zu dir.
    Wir sind uns nah, trotz des Alters- und Erfahrungsabstands. Er gibt mir Ratschläge, warnt mich vor den Fallen der Berühmtheit. Vor solchen, in die man aus mangelnder Vorsicht tappt, und vor den anderen, denen man nicht ausweichen kann. Wie zum Beispiel der Einsamkeit, der Zwangsisolation durch den Ruhm. Was er über den Preis des Ruhms sagt, erschreckt mich. Ich finde ihn hoch, denn ich kenne ja das Gefühl der Leere, die stummen Gegenstände ringsum, Mamans Stimme, die ich nicht mehr am Telefon höre. Ich nehme es ihm fast übel, dass er mir Kälte und Alleinsein voraussagt. Obwohl ich spüre, dass er recht hat. Die von der eigenen Berühmtheit verfälschten Beziehungen, die Entfremdung von den Angehörigen, die Paranoia, die sich entwickeln kann, weil man zu bekannt ist. Fans und Fotografen können einen zu großen Teil des Lebens in Anspruch nehmen. Wie es auch der Dietrich, die er oft als Beispiel nennt, in der Avenue Montaigne erging. Oder Delon selbst, der in seinem Rang eines Superstars gefangen ist. Ganz sicher leidet er unter genau dem Syndrom, das er mir beschreibt. Ich fühle, dass er sich, weil er mich ein bisschen liebt, in mir wiedererkennt. Obwohl unsere Beziehung platonisch ist, bringt er mir die Zärtlichkeit entgegen, die ich brauche.
    Â 
    Das dritte Album läuft gut und auch wieder nicht. Wir nehmen es in Twickenham in England auf, unter der Leitung von Robin Millar, dem Produzenten der Sängerin Sade. Außerdem sind neue Songwriter

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