Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mademoiselle singt den Blues - mein Leben

Mademoiselle singt den Blues - mein Leben

Titel: Mademoiselle singt den Blues - mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Kaas
Vom Netzwerk:
beteiligt wie Marc Lavoine und der berühmte Sam Brewski, der »Il me dit que je suis belle«  –
Er sagt mir, dass ich schön bin  – für mich geschrieben hat. In diesem Album ist auch »Entrer dans la lumière«  – Ins Licht treten  – enthalten, inzwischen mein Lieblingslied in meinem Repertoire. Die Freude über die Zusammenarbeit mit neuen Kollegen und über schöne Lieder wie »Entrer dans la lumière« wird mir von Didier Barbelivien verdorben. Er meint, er habe die Vorrechte verloren, die er gemeinsam mit François auf mich habe. Es kränkt ihn, dass er sich die Ehre mit anderen Songwritern teilen soll. Also schmollt er, ist unfreundlich und kurz angebunden. Bei jeder Gelegenheit macht er mich herunter und schlägt mir gegenüber einen aggressiven Ton an. Ich hatte ihn immer als nett und respektvoll wahrgenommen und erkenne ihn kaum wieder. Ich bin enttäuscht, vor allem aber verletzt. Seine Aggressivität trifft mich, seine Verächtlichkeit bringt mich aus der Fassung und nimmt mir jedes Selbstvertrauen. Ich wehre mich nicht, ich lasse ihn gewähren. Sein Verhalten verdirbt mir die Arbeit an der Platte.
    Nach dem Projekt trenne ich mich im Streit von Didier Barbelivien. Ich werde Jahre der Funkstille brauchen, um diese Auseinandersetzung zu verdauen und die Verletzung während der Arbeit an Je te dis vous zu vergessen oder zumindest zu lindern. Übrigens bin ich ihm kürzlich begegnet. Er kam aus dem Élysée, ich war auf dem Bürgersteig der Rue du Faubourg-Saint-Honoré. Er blieb stehen, um mich zu begrüßen, und wir unterhielten uns kurz. Er war sehr liebenswürdig, offensichtlich freute er sich über diese zufällige Begegnung. Wir sagten uns, dass wir uns wieder einmal treffen müssten. So ist das Leben.
    Ich bin nicht nachtragend, auch wenn ich nichts vergesse. Ich weiß zu genau, wie kurz die Zeit ist und wie vergänglich die Dinge und die Menschen sind, als dass ich Zeit damit
vergeuden würde, Leuten böse zu sein, die mir wehgetan haben. Didier war bei meinen Anfängen für mich da. Das zählt. Wenn mich jemand auf die eine oder andere Art angreift, gewinne ich an Scharfblick. Ich versuche immer, eine rationale Erklärung für ein solches Verhalten zu finden. Wenn ich keine finde, versuche ich, meinen etwaigen Zorn zumindest zeitweise beiseitezulassen. Außerdem zwinge ich mich schon aus Stolz dazu zu vergeben, großmütig zu sein, darüberzustehen, auf der Ebene des Schönen und Guten zu bleiben.
    Wie die Beziehungen zu Bürokollegen können auch die in der Musikwelt nicht immer linear verlaufen. Barbelivien fühlte ich mich bei den ersten beiden Alben eng verbunden, ja, wir waren geradezu verschworen. Ein anderes Projekt, eine andere Gestimmtheit. Beim dritten Album zerbrach die Bindung zwischen uns, aber das hat nichts an der Qualität von Je te dis vous geändert. Nur hätte die Produktion für mich angenehmer verlaufen können.
    Diese Misstöne haben der Begeisterung des Publikums für diese Platte keinen Abbruch getan. Wieder verkaufen sich, zu Cyrils Freude, einige Millionen Alben. Dieser internationale Erfolg bringt mir Anerkennung in meinem Land und einen weiteren Victoire de la musique ein. Wie Richard und Cyril weiß auch ich, dass der Erfolg im Ausland unseren Investitionen dort und meiner Songauswahl zu verdanken ist, aber auch meinem Ursprung, der Region, aus der wir stammen. Wenn man an der Grenze aufwächst, denkt man nicht in nationalen Begriffen. Und dann sind wir vielleicht ein bisschen von der deutschen Disziplin beeinflusst, die uns antreibt, zu arbeiten, besser zu werden, die nötigen Anstrengungen aufzubringen. Auf jeden Fall bin ich in der Welt des französischen Chansons eine Ausnahme.

11
Der Charme der Menge
    Man kann nicht immer beherrschen, was man hervorruft. Vor allem nicht als Frau. Ich gebe zu, ich hätte mich nicht so anziehen sollen. Aber es ist nicht meine Schuld. Auf der Bühne erlaube ich mir alles, wie in einer Parallelwelt, die keine Auswirkungen auf die andere, die echte und wahre Welt und die Leute dort haben kann. Eben habe ich ein fleischfarbenes Kleid angezogen. Lang, eng anliegend und aus Jersey. Hier in Hanoi herrscht außerhalb der Garderoben eine feuchte Hitze. Ich habe kaum einen Fuß vor die Tür gesetzt, da fange ich schon an zu schwitzen. In wenigen Sekunden ist mein

Weitere Kostenlose Bücher