Mademoiselle singt den Blues - mein Leben
hilft, bittet mich ebenfalls, gemeinsam mit anderen bekannten Persönlichkeiten für die Kinder zu singen, die unter den bewaffneten Konflikten leiden. Ich bin immer sehr bewegt, wenn ich an solchen Benefizveranstaltungen zugunsten notleidender Bevölkerungen teilnehme. Und es schmeichelt mir, dass ich dieses Genie der Popmusik kennenlernen darf. Eine Begegnung mit Michael Jackson ist für mich, die ich in den Achtzigern ins Erwachsenenalter kam, keine Kleinigkeit. Wir haben uns in Seoul und in München getroffen. Mir ist absolut klar, dass ich mit den ganz GroÃen auftrete, die mich oft zum Träumen gebracht und mir teils auch Lust auf meinen Beruf gemacht haben. Als Kind hätte ich nie gedacht, dass ich einmal gemeinsam mit ihnen auf der Bühne stehen könnte. Ich staune Michael Jackson einfach nur an. Ich werde wieder zum Kind, das sich an Weihnachten berauscht.
Vorerst jedoch bin ich im Kosovo. Wir müssten abreisen, aber es ist nicht möglich. Es wird wieder bombardiert, der Flughafen ist zerstört. In aller Eile und unter höchsten VorsichtsmaÃnahmen kehren wir ins Militärlager zurück, wo uns ein Armeehubschrauber mit schon drehendem Rotor erwartet. In der Hast habe ich Jack Lang übersehen, der ebenfalls in diese dicke Hummel klettert. Die Atmosphäre an Bord ist gespannt, mir ist klar, dass wir nur knapp einer ernsten Gefahr entronnen sind.
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Ich habe mehr als genug von all den Konflikten. Der mit meinem Geliebten hat mir den Atem geraubt, und was ich vom Krieg mitbekommen habe, hat mich erschreckt. Ich brauche Luft. Einen Tapetenwechsel. Ich suche nach einem anderen Ort, an dem ich meine Koffer abstellen kann. Ich suche ein neutrales, ruhiges Land, eine Stadt, in der ich meine Wunden heilen lassen kann. Da bietet sich Zürich an, eine Stadt auf neutralem Gebiet und weit weg von meinen schlimmen Erinnerungen. AuÃerdem bin ich dann auch nicht zu weit von meinen Freunden und der Familie entfernt. Hier fühle ich mich wohl. Ich kann frei und in aller Offenheit leben. Ich kann durch die StraÃen laufen, ohne angehalten oder angestarrt zu werden. Die Schweizer sind diskret. Hier kann ich normale Beziehungen zu Leuten haben, die wissen, wer ich bin. Jeder ist an seinem Platz. In Zürich wird Schweizerdeutsch oder Deutsch gesprochen, eine Sprache, die mir vertraut ist, meine Muttersprache ⦠Die Schweiz ist die ideale Wahl. Ich musste weggehen, Frankreich und all meine nur halb geregelten Probleme verlassen. Ich brauchte eine neue Umgebung, ein neues Leben, ich musste Luft schöpfen. AuÃerdem bin ich in Zürich nicht allein, ich habe hier Freunde. Die, die mir gefolgt sind, Cyril und Richard. Meine beiden Kumpel, Brüder, Freunde, Kompagnons â¦
Wir sind schon seit Langem ein unzertrennliches Trio. Die Verantwortlichkeiten sind klar aufgeteilt, unsere Freundschaft ist tief, das schweiÃt uns zusammen. Zu dritt bilden wir ein Unternehmen, das meine Karriere strukturiert und unterstützt, ein Unternehmen, das gut läuft. Richard ist der Kopf, Cyril das Herz, ich bin die Seele. Ich mache nichts ohne sie, wir machen alles zusammen. Manchmal lasse ich sie über Ideen nachdenken, wir sprechen darüber, diskutieren heftig,
doch oft bin am Ende ich diejenige, die entscheidet, aber nicht über sie hinweg. Da ich mich an der Entscheidung beteilige, werde ich ihnen nie Vorwürfe machen können. Wir sind solidarisch, und wir sind uns nahe.
Sogar räumlich: Wir wohnen im selben Gebäude! Richard auf demselben Flur und Cyril auf derselben Etage, aber im Nachbarhaus. Wir amüsieren uns sehr über diese Situation gerade jetzt, wo die Fernsehserie Friends unglaublichen Erfolg hat, auch bei uns. Wir sind um die dreiÃig und fühlen uns noch wie Jugendliche. Das eher von jungen Leuten bestimmte Leben in Zürich ist angenehm. Ich gehe relativ selten aus, manchmal werde ich erkannt, und in solchen Fällen sind es oft bereichernde Begegnungen. Mein Publikum hier ist anders. Nur mein Kummer will einfach nicht so schnell vorübergehen, mein Kummer über meine schlecht ausgegangene Liebesgeschichte und die entflohene Seele meines Vaters. Ich lebe, so gut ich kann. Ich bin wieder einmal weggegangen, um zu vergessen, aber dieses Mal auch, um mich zu heilen.
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Ich habe kein Vertrauen mehr. Die Männer haben mich enttäuscht. Und Gott, der mir meine Eltern weggenommen hat. Ich hasse die Liebe. Und ich verachte mich
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