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Mademoiselle singt den Blues - mein Leben

Mademoiselle singt den Blues - mein Leben

Titel: Mademoiselle singt den Blues - mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Kaas
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sei es, der mich so verwirrt habe.
    Â 
    Die von einer Marokkoreise inspirierte Tournee Ce sera nous führt in viele Länder, vor allem in die osteuropäischen. Dieses Mal hatte ich mir eine sehr warme und behagliche Bühnengestaltung gewünscht, sehr bunt, mit Teppichen und sanftem Licht, eine orientalische Atmosphäre eben. Die Tournee begann unter den besten Vorzeichen, mit einer Reihe außergewöhnlicher Vorstellungen in Deutschland. Ich werde dabei von einem Symphonieorchester begleitet. Anfangs finde ich es amüsant, dass ein Dirigent und jede Menge Instrumente und Musiker dabei sind. Doch sehr bald wird mir klar, dass dieses Gestikulieren des Mannes im schwarzen Anzug Stress für mich bedeutet. Mit einem kompletten Orchester zusammenzuarbeiten, verlangt meine volle Konzentration. Der Dirigent ist eigentlich keine besondere Hilfe für mich. Er bleibt in seiner Welt und bei seiner Aufgabe und achtet nicht besonders auf meine Musiker und mich. Es ist schwer, uns aufeinander
abzustimmen, während er Selbstgespräche führt. Zudem sind die Bewegungen seines Stöckchens schwer verständlich und kommen, jedenfalls für mich, immer im falschen Augenblick. Ich verstehe sie nicht, und sie bringen meine rhythmischen Orientierungspunkte durcheinander. Wenn ich zu oft hinsehe, verliere ich den Faden, und wenn ich nicht genug auf ihn achte, sind wir nicht mehr zusammen. Kurzum: Während der Proben verlange ich mir eine Engelsgeduld ab. Ich klammere mich an den Gedanken, dass das Ergebnis grandios sein wird.
    Die Konzerte in Deutschland werden von der Presse gefeiert, man rühmt diese gelungene Mischung aus Pop, Unterhaltung und klassisch-lyrischem Schmelz. Mit der Zeit und zunehmender Übung gewöhne ich mich an den Dirigenten. Nicht, dass der Rhythmus seines Stöckchens sich geändert hätte. Aber es gelingt mir, ihm zu folgen, und außerdem werde ich Zeuge einer raschen Veränderung. Der steife, verklemmt wirkende Mann, der seinem Orchester eine unverständliche Disziplin aufzwang, verwandelt sich bald in eine extravagante Persönlichkeit.
    Die positiven Echos beruhigen mich. So sehr, dass ich im Palais des Congrès in Paris ein einziges Konzert mit einem Symphonieorchester gebe. Und geleitet wird es von Yvan Cassar! Dem wunderbaren Streicherarrangeur des Albums. Ich freue mich darüber, dass man mir auf diesem von Obispo vorgeschlagenen Weg folgt. Unser Mut hat sich ausgezahlt. In ästhetischer Hinsicht haben wir etwas Neues gefunden, einen romantischen Beiklang, den es auf den vier vorangegangenen Alben nicht gab. Ich bin stolz auf Le mot de passe , obwohl es kommerziell nur halbwegs ein Erfolg ist.

17
Von einem Extrem ins andere
    Bevor ich meinen Frieden finde, mache ich mit dem Krieg Bekanntschaft, mit dem echten, in dem es Opfer gibt. Die britische Schauspielerin Vanessa Redgrave hat mich eingeladen, im Kosovo zu singen. Ich nutze die Gelegenheit und besuche die französischen KFOR-Soldaten, um ihnen für ihren Mut zu danken. Seit 1998 streiten sich Serben und Albaner um dieses Land, während die internationalen Streitkräfte hilflos zusehen. Der Kosovo wird in Schutt und Asche gelegt, die Lage der Bevölkerung ist dramatisch. Dieses zwischen zwei Völkern zerrissene Land erlebt seine Zerstörung. In Frankreich stehen sich zwei Lager gegenüber, die einen wollen eingreifen, statt nur zu beobachten, die anderen möchten den Kosovo lieber seinem Schicksal überlassen. Währenddessen wird hier gekämpft und gestorben. Als ich ankomme, überreicht man mir statt eines Blumenstraußes einen Helm und eine kugelsichere Weste. In diesem Augenblick begreife ich, dass ich den Fuß in ein Land gesetzt habe, in dem Krieg geführt wird. Und was für ein Krieg.
    Abends singe ich mit den französischen Soldaten am Lagerfeuer. Ich bin ein wenig schüchtern, deshalb stimmen sie ein paar unanständige Lieder an, um es mir leichter zu machen. Ich verbringe zwei Nächte im Kosovo in einem sehr einfachen, um nicht zu sagen gefängnisartigen Hotel. Die verblichene Bettwäsche mit den verdächtig wirkenden Fleckrändern ist abstoßend. Wegen der Bombardierungen gibt es
weder Wasser noch Strom. Und die Schaben fühlen sich wie zu Hause.
    Neben Vanessa Redgrave interessieren sich auch andere Stars für die Tragödie im Kosovo. Michael Jackson, dessen Organisation Michael Jackson & Friends vom Krieg betroffenen Kindern

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