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Madonna, ein Blonder!

Madonna, ein Blonder!

Titel: Madonna, ein Blonder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zöller
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seine ganze Hand in meiner rechten Hosentasche. Schade, dass keine Mausefalle drin ist.
    Habe ich wirklich alles aus dem Portemonnaie rausgenommen?
    Zu spät, darüber nachzudenken. Es ruckelt heftig, schnell zieht der Mann den Geldbeutel heraus. Schon ist die nächste Haltestelle erreicht, die Bustür geht auf, und der Dieb drängelt sich rasch nach draußen.
    Mein Herz rast: Ich schaue ihm nach, wie er die Straße überquert, und nehme ihn jetzt erst richtig zur Kenntnis: ein etwa 50-Jähriger, ziemlich dick zwar, aber gepflegt wirkend, in einem grünen Poloshirt, über dem Arm die rote Jacke, die ihm als Tarnung diente.
    Als der Bus anfährt, sehe ich noch, wie der Mann meinen Geldbeutel aus seiner Hosentasche zieht und hineinschaut. Jetzt wird er gleich ziemlich blöd aus der Wäsche schauen. Ist ja nichts drin außer einem Zettel, auf dem stronzo! steht. Ich grinse schon. Dann versperrt ein entgegenkommender Bus mir die Sicht, und danach ist mein Dieb verschwunden.
    Ich atme durch. Mein Herz rast immer noch. Es hat wirklich geklappt.
    Nur schade, dass ich sein dummes Gesicht und seine Enttäuschung nicht mehr beobachten konnte.
    Als ich am frühen Abend Dino triumphierend von diesem Abenteuer erzähle, sagt er das Gleiche wie am Vormittag: » Tu sei matto …, tu sei matto …, tu sei matto.« Na schön, bin ich halt verrückt.
    Als sein Kopfschütteln irgendwann aufhört, frage ich ihn ganz beiläufig nach Elisa: » Dieses Mädchen da neulich…, sie hat dich zio genannt. Bist du ihr Onkel?«
    Dino wirkt stolz. Ja, Elisa sei seine Nichte, erzählt er und schiebt ein » più o meno«, mehr oder weniger nach. » Elisa ist die Tochter meiner Cousine Susanna. Frech wie ihre Mutter und eine kluge, hübsche Signorina.«
    Bei » klug und hübsch« nicke ich heftig und berichte wohl etwas zu schwärmerisch von unseren ersten Begegnungen, denn Dino schaut mich fragend an. » Gefällt sie dir?«
    » Hmhm«, mache ich, ohne zu sagen, was ich wirklich denke: Und wie mir Elisa gefällt!
    Dino reicht aber auch mein » Hmhm«, um zu verstehen, was Sache ist. Er grinst. Und sagt erneut: » Tu sei matto …, tu sei matto …, tu sei matto.«
    Doch von Elisa ist tagelang nichts zu sehen.
    Daher lenke ich mich ab– mit Erkundungen in Rom. So gelingt es mir in dieser ersten Arbeitswoche, den Hupcode der Römer zu entziffern– nicht zuletzt deshalb, weil ich selbst unentwegt angehupt werde. Mit dem Selbstbewusstsein eines Münchner Radfahrers kommen die Römer scheinbar einfach nicht zurecht. Ein Bus etwa, dessen Spur ich benutze, bläst mich mit seiner Huperei fast aus dem Sattel.
    Anders als in Deutschland will man hierzulande nicht nur nachdrücklich andere Menschen vor etwas warnen oder ihnen zu verstehen geben, dass sie sich, mit Verlaub, doch bitte verpissen sollen. Nein, ich habe festgestellt, dass man in Rom auch einfach hupt, um auf sich aufmerksam zu machen. Ob tagsüber oder nachts, jedes zweite Motorino hupt ungefähr auf der Höhe meines Schlafzimmerfensters, selbst wenn die Straße leer ist. 20 Meter weiter befindet sich nämlich eine Kreuzung, und das rechtzeitige Hupen, leider immer vor meinem Fenster, darf in etwa folgendermaßen verstanden werden: » Hallo, ich bin in etwa einer Sekunde an der Kreuzung und habe nicht im Sinn, auf rechts vor links zu achten. Wenn du jetzt in meine Straße einbiegen willst, dann lass dir gesagt sein, dass ich einfach durchrausche.«
    Neben diesem Warnhupen gibt es noch das Frusthupen. Muss man einmal länger als zehn Sekunden an einem Fleck warten, hupt man munter drauflos, um seinem Ärger Luft zu machen. Und sobald einer damit anfängt, stimmen andere gleich mit ein: » Ja, genau, ich bin auch total genervt.«
    Die Hupe heißt in Italien übrigens claxon, so benannt nach der Erfinderfirma. Das war mir neu, und ich habe es durch puren Zufall erfahren. Weil mich das Gehupe der Motorini, die wie Rasenmäher aus den Achtzigern dröhnen, wahnsinnig macht und mir überdies den Schlaf raubt, suche ich Rat in einer farmacia.
    » Buon giorno«, sagt die Apothekerin.
    » Buon giorno! Haben Sie etwas für die Ohren, wegen des Lärms nachts.« Bei dem Wort » Ohren« versenke ich meine Zeigefinger in meinen Hörgängen, bei dem Wort » Lärm« hupe ich pantomimisch, indem ich dreimal in die Luft drücke.
    Die Apothekerin kichert kurz und schaut verschämt nach unten. » Tja, so ist das, manche Nachbarn…« Sie dreht sich lachend um, sucht nach etwas in den Schubladen hinter ihr und legt

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