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Madonna, ein Blonder!

Madonna, ein Blonder!

Titel: Madonna, ein Blonder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zöller
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mir Ohrstöpsel hin.
    » Danke. Aber warum Nachbarn? Ich meine auf der Straße. Die Autos.« Ich mache » Möööp!« und drücke wieder mit der flachen Hand dreimal in die Luft.
    Die junge Frau bricht in hysterisches Lachen aus.
    Es ist Dino, der mich aufklärt. » Was hast du gemacht?«
    » So.« Ich drücke dreimal in die Luft vor mir.
    Dino lacht noch mehr als zuvor die Apothekerin. » Das heißt Sex! Sie dachte, du kannst nicht schlafen, weil deine Nachbarn so lauten Sex haben.«
    Nachdem Dino sich die Tränen aus den Augen gewischt hat, sagt er, ich sei schon recht » ingenuo«, was so viel heißt wie naiv. » Wie ein stracchino «, fügt er hinzu.
    Wie was?
    » Ein stracchino . Käse!«
    Ich kenne das Zeug, diesen langweiligen Weich-Streichkäse, bei dem man fast nichts schmeckt, wenn man hineinbeißt. Die Werbung der Firma » Nonno Nanni« (Großvater/Opa Hans, wie auch immer) läuft ständig im Fernsehen. Stracchino schmeckt nach nichts, ist folglich absolut harmlos.
    » Stracchino« klingt für mich mindestens ebenso beleidigend wie » Philadelphia light«.

Impossibile? Überleben mit Motorino
    In dieser ersten Arbeitswoche, deren Tage ich morgens regelmäßig im » Papagallo« beginne und– nach der Arbeit im Auslandspresseverband– abends dort beende, kündigt sich Uli an.
    » Ich hab ein paar Tage frei«, sagt sie euphorisch. » Hast du Zeit?«
    » Klar«, sage ich, auch wenn mir eigentlich Besuch gerade gar nicht so recht ist, denn ich habe mit Dino einen Freund gewonnen, mit Elisa einen Flirt, die Arbeit macht Spaß …
    Aber wie könnte ich der guten alten Uli absagen?
    Als Uli dann da ist, bin ich froh – bis auf die Tatsache, dass sie mir eine weiß-blaue Biergartentischdecke mitbringt und mich nötigt, sie – » Gegen Heimweh!« – auf meinem kleinen Esstisch auszubreiten. Die Tischdecke ist das, was ich nicht in Rom werden will: Ein-e fremd-e Körper-e.
    Höflicherweise lasse ich sie an diesem Wochenende aber liegen. Denn an sich freue ich mich, Besuch zu haben: Endlich kann ich die Eindrücke der ersten Tage mit jemandem teilen: Bacione springt auch Uli ins Gesicht, sie erlebt das Münzen-Werfen-Spiel vom kleinen Francesco, wir trinken Spritz bei Dino, und Uli spielt wacker mit, als die Lovellos sie ebenfalls zur Engländerin machen.
    » Bist du verrückt?«, fragt sie mich. » Du musst ihnen doch klarmachen können, dass du Deutscher bist«, sagt Uli.
    Ich seufze. » Selbst wenn ich es ihnen klarmachen könnte– dann fühlen sie sich doch verarscht, dass ich es ihnen nicht früher erklärt habe.«
    Daraufhin wedelt Uli mit der Hand vor ihrem Gesicht hin und her und macht mir wiederum klar, dass sie mich bescheuert findet.
    Als Uli am Sonntagabend nach einem Wochenende zahlreicher Spritz und noch mehr Besichtigungen mit dem Nachtzug zurück nach München fährt, ziehe ich zu Hause die weiß-blaue Bayerntischdecke vom Tisch und kehre in mein römisches Leben zurück.
    Tatsächlich ereignet sich schon zwei Tage nach Ulis Besuch wieder Aufregendes. Ich stehe vor dem Krankenhaus Umberto I. im römischen Stadtviertel San Giovanni und bin kurz davor, einen bedeutsamen Handel abzuschließen: Auf dem Parkplatz der Klinik soll ich Massimo, einen Krankenpfleger, treffen, der sein Motorino verkaufen will. Ich werde ein Moped kaufen!
    Ja, es muss sein. Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass ich im Sommer weder dauernd schweißnass auf dem Fahrrad kleben, noch im Bus zwischen anderen schwitzenden Menschen eingezwängt stehen möchte. Im » Papagallo« habe ich mit Dinos und Giulianos Hilfe das römische Anzeigenblatt Porta Portese durchforstet, in dem Wohnungen, Goldfische, Fahrräder, Pizzaöfen und eben Motorini angeboten werden, und mich schließlich mit ihnen darauf geeinigt, dass eine dort inserierte Honda SH – ausgesprochen » Esse-Acka«– eine gute Offerte sei.
    » Nimm die Esse-Acka«, hat mir Dino ans Herz gelegt und mit italienischem Sinn für Pathos ergänzt: » Dann wirst du ein glücklicher Mensch sein.« Ein uomo felice!
    Oder ein toter Mann? Ein bisschen Bammel habe ich schon. Meinen Eltern musste ich hoch und heilig versprechen, nach dem Kauf bei einer Fahrschule eine Stunde » Fahrtraining« zu nehmen. Meine Mutter klang so besorgt, als würde sie mich das letzte Mal sprechen.
    Der Parkplatz vor dem Krankenhaus ist immer noch menschenleer. Wo bleibt nur dieser Massimo? Schön blöd, dass Dino arbeiten muss. Alleine ein Moped kaufen ist mir eigentlich nicht geheuer. Als wir

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