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Madonna, ein Blonder!

Madonna, ein Blonder!

Titel: Madonna, ein Blonder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zöller
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der Schule bis abends um 21 Uhr, sechs Stunden täglich. Die Kaffeebar war die bekannteste im südlichen Teil Roms und Dario der Barista: Zwar nicht der Eigentümer, doch so etwas wie der heimliche König der Bar. » Ich durfte die Maschine nicht berühren, nur die gefüllten Tassen nehmen und auf die Theke stellen. Dario hätte mich andernfalls umgebracht. Giustamente. « Berechtigterweise. » Dario hing an seinem Beruf, konnte nicht aufhören. Er brauchte es, das Summen der Maschine zu hören, brauchte die Hektik in der Bar, die Scherze mit den Kunden. Bis er irgendwann einen » Barista -Arm« bekam.«
    » Einen was bitte?«
    » Eeeeeeh«, sagt Dino. » Wenn man Jahrzehnte die gleiche Bewegung macht bei der Zubereitung von caffè, dann kann man leicht einen Barista-Arm bekommen. Eine chronische Sehnenerkrankung.«
    Besorgt schaue ich Dino an. » Und was ist mir dir? Kriegst du das auch?«
    Mein väterlicher Freund wiegt den Kopf. » Theoretisch schon. Aber ich mache zum Ausgleich Yoga.«
    Dino und Yoga, welch eine Überraschung. Gerade will ich ihn danach fragen, als er schon weitererzählt, wie er schließlich Barista wurde:
    Irgendwann legte der Eigentümer der Bar Dario nahe, auf die Suche nach einem Nachfolger zu gehen, denn die Schmerzen im Arm hatten ihn langsam und missmutig gemacht– beides ein Unding für Baristi. Dutzende Männer jeden Alters stellten sich vor und bewarben sich für diesen Posten, doch keinen von ihnen wollte Dario an seine Maschine lassen. » Und dann habe ich ihn gebeten, ob ich einmal einen Kaffee machen dürfte«, fährt Dino fort. Damals war er 19. » Dario hat nur gelacht, aber es erlaubt. Alle Kaffeesorten, die ich zubereiten konnte, hat er dann probiert und am Ende gesagt: Dino, nur du darfst mich beerben.«
    Und so wurde Dino einer der jüngsten Baristi von Rom.
    In der Küche setzt Dino jetzt einen Kaffee in einer caffettiera auf, einer Bialetti von 1985. Die Flamme des Gasherds erleuchtet blau den Boden der Maschine.
    Die caffettiera blubbert, Dino gießt den Kaffee in zwei kleine Espressotässchen: » Also, jetzt sag mal: Warum gehst du mir auf die Nerven?«, fragt er. Das ist wohl das, was er neulich mit der » direkten Art der Römer« meinte.
    Ich fange beim Bööööö an und höre beim Loch in der Wand auf.
    » Ci penso io.« Dino muss darüber nachdenken. Schließlich klappt er ein Handy auf, sucht eine Nummer und nickt mir zu. Er scheint sich in der Rolle des gefragten Problemlösers zu gefallen. Er ist wirklich ein lebendes Schwarzes Brett.
    » Wen rufst du…«
    Er bedeutet mir zu schweigen. Aus dem Telefon höre ich das » Pronto!« einer Frauenstimme.
    » Elisa, bist du’s?«
    Ich falle fast vom Stuhl. Dino ruft Elisa an? Wegen mir?
    » Ciao, Zio.« Sie fragen sich, wie es dem anderen geht, selbstverständlich beiden benissimo. War ja klar. Ich habe noch keinen Römer » Nicht gut« oder zumindest ein » Na ja« sagen hören. Den Römern scheint es immer bestens zu gehen. Und wenn das Befinden nicht gerade benissimo ist, dann zumindest bene. Wahrscheinlich liegt das daran, dass sie immer alles offen rauslassen, was sie denken– gegenüber Polizisten, schönen Frauen oder einer blonden Sehenswürdigkeit wie mir.
    Dino erzählt Elisa gerade etwas von einer brava persona , einem » außergewöhnlichen ausländischen ragazzo «. Ich sterbe gleich vor Aufregung.
    » Du meinst diesen Blonden? Martin?«, höre ich Elisa sagen.
    Mein Herz klopft so heftig, dass man es bestimmt durch mein T-Shirt hindurch erkennen kann. Ich spitze die Ohren.
    Das Gespräch wird kurz unterbrochen, aus dem Telefon hört man ein Hupen, Elisa ruft » Cazzo!«, dann sagt sie: » Scusa, Dino, bin gerade im Auto. Ja gut, zwei, drei Nächte sind in Ordnung.«
    Sie verabschieden sich, wobei beide nicht einmal, sondern siebenmal hintereinander » Ciao!« sagen. Ciao, ciao, ciaociaciao. Ciao, ciao.
    Dino klappt sein Handy zu und legt es auf den Tisch. Wie beiläufig sagt er: » Du kannst ein paar Tage in Elisas Wohnung wohnen. Melde dich bei Elisa.«
    Als ich mich sprachlos bei Dino bedanke und Elisas Telefonnummer notiere, macht er nur » Eeeeeeh!« und gibt sich cool wie Sean Connery. Und langsam sieht er auch wieder so aus.
    Als ich später am Tag, wie mir Dino geheißen hat, Elisa anrufe, bin ich höllisch aufgeregt. Doch sie überhaupt nicht, was mich irritiert: » Boh«, sagt sie, » wir sind doch Freunde, da hilft man sich.«
    » Klar«, sage ich schnell, » wir sind ja Freunde.« Schade,

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