Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Madonna, ein Blonder!

Madonna, ein Blonder!

Titel: Madonna, ein Blonder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zöller
Vom Netzwerk:
Bahnarbeiter vor allem, während sich heute viele Studenten hier niedergelassen haben, insbesondere politisch sehr weit links stehende. Dreimal kommen wir an einem Hammer-und-Sichel-Graffiti vorbei, viermal an einem roten Stern, siebenmal an einem durchgestrichenen Hakenkreuz sowie an etlichen Geschäften, in denen man Wasserpfeifen, Hanfsamen oder Totenkopfaschenbecher kaufen kann. » Che emozione«, wiederholt Dino.
    An einem weinrot gestrichenen » Palazzo«, der wiederum eher abgerissen denn palastähnlich daherkommt in einer Häuserzeile voller Altbauten, schiebt Elisa die Haustür auf, und wir drängen uns in einen eisernen Aufzug, der so aussieht, als sei er seit dem frühen 15. Jahrhundert nicht mehr gewartet worden.
    » Che emozione!« Dino findet alles überwältigend.
    Der Aufzug schleicht nach oben und erreicht wider Erwarten den vierten Stock, ohne abzustürzen. Elisa schiebt die Eisentüren zur Seite. Ein Mädchen steht in der Wohnungstür. » Meine Mitbewohnerin Sarah«, stellt sie vor. Sie zeigt auf Dino, dann auf mich. » Ihn hast du ja schon mal gesehen, als wir im Kino waren. Er war damals alleine dort.«
    Dino geht einen Schritt zurück und wedelt mit den Händen vor seiner Brust hin und her– die Che-cazzo -Geste. » Du warst wirklich alleine im Kino?«
    Ich verzichte auf eine Antwort und schaue mir stattdessen Elisas Freundin an.
    Sarah ist das genaue Gegenteil zu den vielen schick und teuer und häufig übertrieben zurechtgemachten Römerinnen. Sie gibt sich betont alternativ, hat verfilzte Dreadlocks, die von einem grünen Tuch zusammengehalten werden und ihr fast bis zum Po reichen. Die wiegen bestimmt mehrere Kilo, denke ich unwillkürlich. Ansonsten verzichtet Sarah ganz offensichtlich auf einen BH und trägt nur ein recht luftiges Leinenhemd und dazu eine sackartige Hose. Ihre Fußnägel sind grün lackiert. Nimmt man sie auf der einen Seite und die aufgetakelten jungen Damen auf der anderen, dann erscheint mir Elisa als perfektes Mittelding zwischen diesen beiden Extremen.
    Die Wohnung ist schön: Parkett statt Fliesenboden, ein großer Balkon, der die ganze Wohnung umgibt, eine gemütliche Wohnküche. Einen hellen Raum, der längs durch ein riesiges, von der Decke herabhängendes Tuch unterteilt ist, präsentiert Elisa als » mein und Sarahs Zimmer«.
    Meins und Sarahs? Ich nicke stumm, tue besser mal so, als fände ich es ganz normal, dass sich erwachsene Menschen, die mutmaßlich keine Liebesbeziehung verbindet, ein Zimmer teilen. Ständig.
    Elisa sieht meinen irritierten Blick. » Eeeh, so zahle ich schon 300 Euro im Monat. Für ein halbes Zimmer. Ein eigenes Zimmer oder gar eine eigene Wohnung kann man sich in Rom kaum leisten.«
    Mir schwant so einiges. Hat Elisa nicht von zwei Zimmern und vier Mitbewohnern gesprochen?
    Als Nächstes betreten wir ein Zimmer, das fast schwarz ist vor Dunkelheit. Dino murmelt anerkennend » bene« und dass es bei ihm ebenfalls tagsüber völlig dunkel sei wegen der Hitze.
    » Das ist dein Zimmer«, sagt Elisa zu mir, » und das ist dein Bett.« Hier, so erklärt sie, schlafe normalerweise ein Junge namens Marco, der diese Woche allerdings nicht in Rom sei.
    » Und das ist Mirco«, fährt Sarah fort und deutet in die Ecke direkt hinter der Tür. Ausgestreckt auf einem weiteren Bett liegt ein junger Mann: schwarze Jogginghose, schwarzes T-Shirt, schwarzer Vollbart, schwarze Haare.
    » Hallo, Mirco«, sage ich vorsichtig.
    Mirco rührt sich nicht. » Er schläft wohl«, mutmaßt Elisa .
    Ich hoffe es für ihn.
    Eine Katze springt von Marcos Bett auf und miaut mich feindselig an. » Und das ist Marcos Kater«, erklärt Elisa. » Mao.«
    Irgendwann in dieser Nacht: Ich liege auf Marcos Bett und suche Schlaf. Es ist zwar dankenswerterweise für mich frisch bezogen worden, aber wie gehabt nach italienischer Sitte. Wieder fühle ich mich eingeklemmt und fixiert wie in einem Etui.
    Vorhin wurde die Wohnungstür geöffnet, das muss Elisa gewesen sein, die von der Reisegruppe zurückgekehrt ist. Ich habe sie in ihr Zimmer, in die Küche, ins Bad und zurück in ihr Zimmer laufen hören, begleitet von Maos beleidigtem Miauen, der normalerweise bei Marco im Bett schläft, aber zu mir kein rechtes Zutrauen findet und deshalb seit Stunden durch die Wohnung streunt. Das verbindet Mao und mich: Wir finden beide keinen Schlaf.
    Mein Magen ist unglaublich voll: Zum Abendessen gab es Pizza, und die Capricciosa mit extra Oliven und extra Käse war bei diesem Bringdienst

Weitere Kostenlose Bücher