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Madonna, ein Blonder!

Madonna, ein Blonder!

Titel: Madonna, ein Blonder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zöller
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ambulanten Bars sollte eigentlich ein großes Schild stehen: » Vorsicht, Touristenfalle!«, denn sie sind die teuersten Kioske der Stadt. Aber sie befinden sich eben immer da, wo es schön ist. So wie hier.
    » Zwei Bier und eine Tüte Chips«, sage ich und rechne im Kopf, was das kosten dürfte. Sagen wir mal 9, maximal 10 Euro. Doch der Verkäufer sagt: » 17 Euro, grazie! «
    Ach ne, nicht schon wieder. Die Kombination von absurden Preisen und grazie erinnert mich fatal an die Geldforderung meines Taxifahrers am ersten Tag in Rom. Oder an die Frau im Scheibwarenladen mit ihrem 7 Euro 90 für einen stinknormalen Aktenordner. Je rascher offenbar auf eine Preisangabe grazie folgt, umso wahrscheinlicher ist es, dass man übers Ohr gehauen wird. So freundlich es auch klingen mag, dieses Grazie – es duldet in Wirklichkeit keine Widerrede. » Ich weiß, dass mein Preis eine Frechheit ist, aber ich will exakt diesen Betrag von dir haben.«
    Ich reiche einen 50-Euro-Schein rüber und sage » 20«. Eh schon egal. Und außerdem: Wenn es etwas zu feiern gibt, dann diesen Abend.
    Elisa und ich setzen uns auf das von der Sonne noch warme Mäuerchen. Schweigend schauen wir auf die Stadt und die Palazzi im warmen Licht. Ein paar Minuten essen wir wortlos Chips und trinken ab und zu einen Schluck aus dem Bierbecher. Ich bekomme Herzklopfen.
    Entspann dich, rede ich mir ein und schicke vielleicht übertrieben abwehrend einen Rosenverkäufer weiter. Oder sollte ich doch eine kaufen? Meistens finden Frauen ja Rosenverkäufer furchtbar, aber wenn man keine kauft, sind sie beleidigt.
    Aus der Masse der Rosenverkäufer löst sich ein Mann mit einer Polaroidkamera um den Hals, kommt auf uns zu und sagt: » Foto?«
    Erst ignoriere ich ihn. Elisa sagt schon: » No, grazie!«
    Dann denke ich mir, warum eigentlich nicht, und sage: » Okay.« Ein Foto kann man doch gefahrlos machen.
    Elisa seufzt, sagt ich sei » matto«, aber der Fotograf geht schon in Position, wir recken unsere Hälse in die Bildmitte. Der Mann drückt auf den Auslöser, das Foto springt aus der Maschine. » 5 Euro«, sagt der Fotograf, » ein weiteres Bild 2 Euro.«
    Das ist nun wirklich mal ein sconto.
    Ich nicke. Elisa verdreht die Augen, während der Fotograf jetzt die linke und rechte Hand hoch über den Kopf hält und sie aufeinanderzubewegt. » Insieme«, zusammen, ruft er, und seine Handflächen drücken gegeneinander. Er zeigt sein schönstes weißes Lächeln. Etwas gehemmt rücken Elisa und ich näher.
    Mein Herzklopfen wird immer heftiger.
    » Now kiss!«, ruft der Fotograf.
    Was hat der gerade gesagt. Kiss? Wir lachen verlegen. Ich sterbe gleich.
    » Kiss!«
    Was? Ich schwitze vor Aufregung.
    » Wir gehören nicht zusammen«, ruft Elisa, und auch ich tue völlig entrüstet. » Also, so was!«
    Der Strahlemannfotograf bleibt dabei. » Kiss!« Vielleicht kann er kein anderes Wort außer » Foto« natürlich. Oder er ist der Liebesgott Amor persönlich, der jetzt Pfeil und Bogen rauszieht und uns abknallt.
    Ich schaue aus den Augenwinkeln hinüber zu Elisa und sehe, wie sie ebenfalls verstohlen zu mir rüberblickt.
    Wir drehen unsere Köpfe zueinander und lachen. Na ja, sie hat schließlich vorhin in der SMS sogar was von bacio geschrieben.
    Wir schauen uns in die Augen.
    » Va beh«, sagt Elisa gleichmütig
    Mein Herz schlägt schneller als der Takt auf einer Technoparty.
    Jetzt gleich. Noch ein paar Zentimeter…
    » Aah!«
    Elisa kreischt, zieht den Kopf von mir weg und springt auf.
    Cazzo!
    Beim Rüberlehnen habe ich einen der Bierbecher umgeworfen, ein guter Viertelliter ist auf Elisas Rock geschwappt und läuft ihre Beine herunter.
    Sie schimpft unverständliches Zeug. Vor allem höre ich mehrfach stupido! Dumm!
    Nicht mal Taschentücher habe ich. Stupido ist wirklich ein treffender Begriff für mich. Schnell hole ich Papierservietten vom Wucher-Kiosk und reiche sie verschämt Elisa.
    » Eeeeeeh! Tut mir leid.«
    Elisa macht » Boh!«, wringt ihren Rock aus und betupft ihn mit den Servietten.
    » Signori?« Der Fotograf gibt uns für 2 Euro das zweite Foto: Der Bierbecher liegt schon schräg in der Luft, darüber sind Elisa und ich einen Zentimeter vom ersten Kuss entfernt.
    Die Luft ist raus.
    Cazzo!
    Elisa ist wegen des nassen Rockes kalt, also fahren wir heim in die WG . Ich könnte mich sonst wohin beißen oder würde mich in diesem Moment freiwillig von Bacione, dem Hund der Lovellos, küssen lassen. Die Nachtstimmung in Rom ist so romantisch wie

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