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Madonna, ein Blonder!

Madonna, ein Blonder!

Titel: Madonna, ein Blonder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zöller
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Bodybuilder machen, um ihre Muskeln zu präsentieren. » Ermanno è così«, sagt er dazu. So sei Ermanno. So stark. Dino lacht.
    Ein Schauder läuft über meinen Rücken. » Ermanno« scheint jemand zu sein, der wie Obelix jeden, zum Beispiel mich, mit einem Schlag auf den Kopf in den Boden rammen kann. Na toll. Aber irgendeinen Haken scheint er ja zu haben. Vielleicht ist er stark, aber doof?
    Doch Dino ist noch nicht fertig mit der Verehrer-Story. Er tippt sich mit dem Zeigefinger an die Stirn und fährt fort. » Aber Ermanno ist auch klug. Er ist erfolgreicher Rechtsanwalt. Avvocato .« Jetzt fehlt nur noch, dass er außerdem nebenberuflich Konzertpianist ist, Gedichte schreibt, Kunst sammelt sowie ehrenamtlich im Tierheim arbeitet und dort Hundebabys mit der Milchflasche aufpäppelt.
    Leo reißt mich zum Glück aus meinen Gedanken, er pflastert unseren Tisch mit Porzellantellerchen zu, bis von der Tischdecke nichts mehr zu sehen ist. Dino hat heute einfach nur wortkarg » Carne!« geordert, und jetzt steigt der Duft von feinem Schinken, Speck und verschiedenen Sorten Salami auf.
    Das Glück, so gut zu essen, verscheucht erst mal die Gedanken an Ermanno.
    » Gut, oder?« Leo ist an den Tisch getreten und deutet auf die Wildschweinsalami mit Trüffeln.
    Dino hält seinen Zeigefinger an seine Wange. Es sieht aus, als wolle er ihn hineinbohren. Leo strahlt, verneigt sich und geht.
    » Das heißt, es ist gut«, erklärt Dino. Offenbar habe ich ihn wieder mal stirnrunzelnd angestarrt.
    Jetzt nimmt er Fahrt auf. Er hält die Außenfläche seiner Hand unters Kinn und zieht sie vor und zurück. » Und was heißt das?«
    Ich zucke mit den Schultern. Keine Ahnung.
    » Das heißt: Ist mir egal.« Che me ne frega! Ich probiere es aus.
    » Du musst das ganz locker aus dem Handgelenk machen«, sagt Dino, » und dazu ein gleichgültiges Gesicht machen.«
    Ich schaue betont gleichgültig und streiche mir am Kinn entlang.
    Dino ist begeistert. » Ecco!«, macht er und lacht sich tot.
    » Und das?« Dino macht jetzt eine Geste nach der anderen, die man nicht so ohne Weiteres begreift. Wenn man etwa Zeigefinger und Daumen schließt und parallel zum Tisch eine imaginäre Linie zieht, dann heißt das perfetto, perfekt, erfahre ich.
    » Perfetto«, mache ich und ziehe die imaginäre Linie über den Tisch.
    » Nicht über den ganzen Tisch, kürzer!«
    » Perfetto«, wiederhole ich.
    Worauf Dino auch die Perfetto -Geste macht.
    Nach ein paar weiteren Gesten und ein paar weiteren Gläsern fahre ich in bester Laune mit dem Moped nach San Lorenzo zurück. Schon tagsüber und zu Fuß ist Rom spektakulär, nachts und mit dem Moped ist es atemberaubend. Ich düse an wirklichen palazzi vorbei, die in warmes gelbes Licht getaucht sind, und an der Piazza Venezia ziehen Möwen durch den dunklen Himmel über dem marmornen » Altar des Vaterlandes«, dem » Vittoriano«. In Deutschland würde ich nach einem guten halben Liter Weißwein nie mehr Auto fahren, vermutlich selbst das Fahrrad stehen lassen– hier jedoch soll laut Dino ohnehin niemand kontrollieren. Als ich ihm vorhin erzählte, dass ein Freund von mir 20 Euro wegen freihändigem Fahrradfahren zahlen musste, schüttelte er den Kopf und meinte, dass ich ihn wohl für dumm verkaufen wolle.
    Als ich zurück in die WG komme, sitzen Mirco, Sarah und Elisa im gemütlichen Wohnzimmer beim Wein. Alle sind bereits über die Aufregung des Tages– das » Frau-Schulze-Suchkommando«– informiert. Elisa interessiert sich auffallend dafür, für wen ich eigentlich diese angebliche Fotoreportage übers Pantheon mache, doch ich lenke schnell ab. Und als sie die Fotos sehen will, sage ich bedauernd, der Akku sei leider leer.
    Puh.
    » Du stellst sie aber doch sicher auf Feisbuk-e«, meint sie, und ich sage: »Ja, klar stelle ich sie bei Facebook ein.«
    Während wir so sitzen und Wein trinken, läuft im Hintergrund, wie in Italien üblich, der Fernseher, und zwar Isola dei Famosi. In den Tagen, in denen ich nicht eingeschaltet habe, hat sich Großes ereignet: Marco und Eleonora haben sich tatsächlich geküsst. » È vero, è vero« – es stimmt, es stimmt–, sagt der bisher so skeptische Liebesexperte und dann: » Es gibt amore zwischen den beiden.«
    Das Publikum applaudiert frenetisch. Ich schaue verstohlen zu Elisa hinüber. Wenn es zwischen Eleonora und Marco doch noch geklappt hat– warum nicht auch zwischen uns?

Kiss! Kiss! Römische Nacht mit Elisa
    Drei Tage bin ich nun schon in der WG .

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