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Madonna, ein Blonder!

Madonna, ein Blonder!

Titel: Madonna, ein Blonder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zöller
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Leidenschaft für Fleischbällchen frönt, sinnbildlich dargestellt durch eine stilisierte Kuh, die lächelnd ein Schwein umarmt. Sie sehen nicht so aus, als würden sie ahnen, einmal auf einem Polpetta -Fest in einem abruzzesischen Kaff zu landen.
    » Ich schlage mich mal durch«, sage ich.
    Elisa nickt. Sie ist immer noch nicht sonderlich gut gelaunt, zumal wir nach der Fahrerei durch die Abruzzen eher verschwitzt aussehen, während sich die Dorfschönheiten von Sindolini aufgehübscht haben. Wahrscheinlich glaubt Elisa auch, ich hätte den Wagen absichtlich geschrottet, um den Tagesausflug auszudehnen.
    Nach einer Viertelstunde Drängeln und Anstehen komme ich mit zwei Polpette all’ Arrabiata, zwei Trüffel- sowie zwei Baslikumpflanzerln zurück, gerade als sich ein junger Mann mit einer Liste von Elisa verabschiedet.
    Ich nicke zu ihm rüber. » Wer war das?«
    » Ach, niemand«, meint sie, » irgendjemand… irgendjemand von einem Wohltätigkeitsverein. Einem Tierschutzverein, genau! Ecco! «
    Wir essen an einem Stehtischchen mit Blick auf die polpette. Elisa eineinhalb, ich viereinhalb.
    Dann: Bewegung vor uns auf der Bühne.
    » Uno, due, tre, uno, due, tre«, ruft ein Mann, den eine grün-weiß-rote Schärpe als Bürgermeister ausweist, und dann: » Ich bin stolz darauf, den Karaokewettbewerb Sindolini 2011 zu eröffnen. Dieses Jahr sind die Männer dran!«
    Elisa verkneift sich ein Lachen. Warum auch immer.
    » Wie immer geht es um ein Wochenende in einem Luxushotel in den Abruzzen«, sagt der Bürgermeister und zeigt auf einen Mann in der ersten Reihe, der jetzt von seinem Stuhl aufsteht und sich verbeugt. Offenbar der Hotelbesitzer.
    Dann überreicht er einem Mitarbeiter eine Liste, und nacheinander werden Teilnehmer aufgerufen. Bei einem Namen gibt es Schwierigkeiten. Der Bürgermeister und seine Mitarbeiter stecken die Köpfe zusammen, schließlich einigt man sich darauf, einen » Emartin Solar« auszurufen.
    Warum kann Elisa neben mir das Lachen kaum unterdrücken?
    Ich höre es nochmals über den Platz hallen: » Emartin Solar auf die Bühne!«
    Kann das sein? Ich bin ja einiges gewohnt, was Aussprache und Schreibweise meines Namens angeht, aber Emartin Solar– das klingt wie ein Putzmittel für Solarzellen. Damit kann ich nicht gemeint sein.
    » Emartin Solar…!«
    Nicht zu fassen! Elisa hat mich in die Liste fürs Karaokesingen eingetragen.
    » Tschuldigung«, sagt sie und schiebt mich nach vorne. » Ich konnte nicht widerstehen.«
    Als ich auf die Bühne steige, geht ein Raunen durchs Publikum. Eine Frau in der ersten Reihe schlägt die Hände zusammen: » Madonna, un biondo.« Ihre Sitznachbarin fügt hinzu: » Wirklich, wie ein Engel!«
    Dann erklärt der Bürgermeister, es gewinne, wer den meisten Applaus bekomme.
    Ich schaue mich um: Die Konkurrenten sehen alle aus wie Marco Casta, der Erfinder der Penis-Mikrofon-Nudeln. Sie werden sich gegenseitig um die 14- bis 25-Jährigen im Publikum streiten, ich rechne mir gute Chancen bei den alten Damen aus. Zumal ich mich kräftig einzuschleimen versuche. » Ich komme aus Germania und trete an, um mich bei den Abruzzesi zu bedanken für die Schönheit dieser Region«, sülze ich ins Mikrofon. Hinten sehe ich den erhobenen Daumen von Elisa.
    Ich soll als Fünfter dran sein. Der DJ hält mir eine Liste mit möglichen Songs hin. Gibt es hier auch Lieder, die jemand kennt, der nicht aus den Abruzzen stammt? Endlich entdecke ich auf der dritten Seite einen mir bekannten Titel: Se bastasse una bella canzone von Eros Ramazotti. Ich singe mich ein, soweit es der Partylärm zulässt, den meine Konkurrenten auf der Bühne entfachen. Wo bin ich denn da hineingeraten?
    Dann ruft der Bürgermeister meinen Namen auf. Stille auf dem Dorfplatz. Ich steige auf die Bühne. Die Musik setzt ein, auf dem Bildschirm sehe ich die ersten Textzeilen dahingleiten. » Se bastasse una bella canzone …« Mit übertriebenem Näseln mache ich die Stimme von Eros Ramazotti nach. Ich gebe wirklich mein Bestes. Aber reicht das?
    Überraschend starker Applaus belohnt meine Präsentation, wohl weil ich mich im Gegensatz zu den anderen Schönlingen fleißig zum Deppen mache. Ich habe den Freakbonus und fühle mich vom Publikum beauftragt, diesen sonst vorhersehbar verlaufenden Abend aufzumischen.
    Elisa umarmt mich und gibt mir wie selbstverständlich einen dicken Kuss auf die Wange: » Du warst großartig.« Einer der jungen Schönlinge schaut vom Nebentisch mürrisch herüber– er

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