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Madonna, ein Blonder!

Madonna, ein Blonder!

Titel: Madonna, ein Blonder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zöller
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ragazzo, Freund, macht Elisa ein prägnantes raga’, aus mangiare, essen, wird mangia’. Ins Deutsche übertragen würde nach diesem Prinzip aus dem Satz » Jetzt gehen wir in die Bar Cappuccino trinken« die Lautfolge » Je’ ge’ Ba’ Cappu’ trink’«, und » Mädels, was wollen wir heute Abend unternehmen«, hieße verkürzt » Mä’ wa’ heu’ ab’ unterneh’«. Man sollte Italienisch in Rom lernen. Man braucht hier nur die Hälfte aller Vokabeln– buchstäblich die Hälfte.
    Papa Bianchi verfällt angesichts der Attacken durch Elisa in Schweigen, ich trinke in kleinen Schlucken meinen Spritz und verstecke jedes Mal länger als nötig mein Gesicht hinter dem Glas, um zu entspannen.
    Wieder Schweigen, bis er sagt: » Und Aperol? Kennst du Aperol?«
    Ich setze einen aufmunternden Gesichtsausdruck auf, der besagen soll: » Egal, Signor Bianchi, erzählen Sie mir was darüber!«
    Doch Elisa würgt alles diplomatische Geplänkel ab: » Ja, Papa, er kennt Aperol. Und noch was: Er weiß sogar schon, wie man Babys macht.«
    Ich bekomme einen Hustenanfall und sprühe feinen Spritz-Dunst ins Wohnzimmer.
    Zum Glück klingelt es in diesem Moment an der Tür, man hört Schritte, dann die sympathische Stimme eines jungen Mannes.
    » Mein Bruder«, sagt Elisa.
    Roberto stellt sich als Glücksfall von Schwager heraus. Interessiert, freundlich und mit keinem aufdringlichen Beschützerinstinkt gegenüber seiner Schwester ausgestattet. Er sagt » Ciao, Martin!«, als würden wir uns schon seit Ewigkeiten kennen, setzt sich aufs Sofa und blättert sofort in einem Band Sturmtruppen , einem italienischen Comic, den– so hat mir Elisa bereits erzählt– Vater und Sohn mit ähnlicher Begeisterung lesen. Es handelt sich um Comicstrips, die Wehrmachtssoldaten des Zweiten Weltkriegs aufs Korn nehmen. Aus den Augenwinkeln sehe ich die Vorderseite: Ein grünes Soldatenmännchen mit Knollennase und Stahlhelm rennt wie verrückt, auf seinen Schultern sitzt ein Befehle brüllender Offizier mit Hakennase und treibt den rennenden Soldaten mit der Reitpeitsche an. Darüber steht in gotischen Schrifttypen Sturmtruppen . Mir drängt sich der Eindruck auf, dass ich am Deutschlandbild der Herren Bianchi in Zukunft etwas arbeiten sollte. Dann aber muss ich doch höflich mitlachen, als mir Vater Bianchi eine Episode hinhält, in der ein depressiver Soldat namens Otto Ampeln baut, um feindliche Panzer aufzuhalten.
    Zum Glück bittet jetzt Signora Bianchi mit einem unmissverständlichen » Wollt ihr kaltes oder warmes Essen?« zu Tisch. Das Menü des Abends– » was ganz Einfaches«– kann sich sehen lassen: Erst Steinpilztortellini, bei denen Signora Bianchi ihren Mann unverblümt warnt, sich zurückzuhalten, wenn er nicht so dick wie ein Steinpilz werden wolle. Als Zwischengang folgt eine kleine Portion Meeresfrüchterisotto. Es duftet wunderbar, aber aus meiner Sicht fehlt etwas beim Risotto, und so stelle ich zum allgemeinen Entsetzen die Frage: » Könnte ich wohl ein bisschen Parmesan bekommen?«
    Das sollte man niemals nie, auf keinen Fall, überhaupt nicht und unter gar keinen Umständen in Italien fragen! Denn wenn es auch viele Dinge gibt, in denen sich die einen von den anderen Römern unterscheiden– vor allem in Sachen AS Roma und Lazio Rom– in einem sind sich alle in einem fast unheimlichen Maße einig. Es ist das Gebot: » Du sollst keinen Käse in die Nähe von Fisch kommen lassen.«
    » Parmesan?« Ich frage noch mal nach, weil mir das Entsetzen in den Gesichtern zunächst nicht auffällt, und strecke sogar meine Hand nach dem Porzellanschälchen mit dem Parmesan für die Steinpilztortellini aus.
    Doch dann springt Signora Bianchi vom Stuhl auf, läuft um den Tisch herum, reißt mir den Parmesan aus der Hand und sagt: » Sorry. Kein Käse mit Fisch.« Sie nimmt die Schale mit einem Gesichtsausdruck, als sei sie fest entschlossen, diese angesichts eines barbarischen blonden, teutonischen Schwiegersohns in spe in einem Tresor zu verschließen. Und zu Elisa gewandt, sagt sie: » Macht er öfter solche Sachen?«
    Elisa lässt mich im Regen stehen und macht » Eeeeeeh!«, was ich als » vermutlich schon« interpretiere. Sehr nett von ihr.
    Ich seufze. Dann verzichte ich eben auf den Parmesan. O Mann, diese Fisch-Käse-Fundamentalisten! Bei Tramezzini genauso! Wenn ich im » Papagallo« ein Tramezzino mit Thunfisch bestelle und bitte, es aufzuwärmen, kommt immer die Frage: » Bist du sicher? Da ist Thunfisch drin.« Nur

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