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Madonna, ein Blonder!

Madonna, ein Blonder!

Titel: Madonna, ein Blonder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zöller
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mit dem Hinweis » Auf eigene Verantwortung« wird mir das Tramezzino dann schließlich doch aufgewärmt. Ich sollte mir eine Einverständniserklärung meiner Eltern besorgen, dass mein Magen nicht nur Käse und Fisch gemischt aushält, sondern auch erhitzten Thunfisch.
    Nachdem sich der erste Schock über meinen Fauxpas gelegt hat, diskutieren wir jetzt über Essensgewohnheiten in Deutschland und Italien. Oder sagen wir so: Ich erzähle von normalem deutschem Essen, und die Bianchis wenden sich angeekelt ab, als würde ich von Kriegsgräueln berichten:
    » Morgens esse ich am liebsten Rührei, Aufschnitt und Käse«– stummes Entsetzen.
    » Ich kann hervorragenden Gurkensalat mit leckerer J ogh urtsoße machen«– ungläubiges Staunen und vielsagende Blickwechsel. Joghurtsoße!
    » Noch vor ein paar Wochen war ich in München zum Essen eingeladen, eine Freundin hatte Vollkornspaghetti mit Kohlrabi gekocht«– die Bianchis schauen sich an, als sei ich verrückt.
    » Ein Lieblingsrezept einer ehemaligen Mitbewohnerin sind Sauerkrautspaghetti, verfeinert mit Kümmel, Ananassaft und H-Milch.« Signor Bianchi stammelt: » Du machst doch Witze!«, Signora Bianchi sagt: » Elisa, dein Blonder ist pervers.« Meine Traumfrau bemüht sich darum, das Thema zu wechseln, um nicht von Sauerkrautspaghetti zu träumen.
    » Und ihr?«, halte ich gegen diese Phalanx stummen Entsetzens. » Wie kann man ernsthaft morgens mit Pudding vollgeschmierte Hörnchen essen?«
    Die Familie greift den Fehdehandschuh nicht auf.
    » Boh!«, sagt Signora Bianchi. » Cosi si fa. È solamente così.« So macht man das eben. Und nur so.
    Ende der Diskussion. Aber nicht des Essens.
    Als Hauptspeise folgt Kalbsfilet mit Rosmarinkartoffeln. Die patate sind in Würfel geschnitten und in Olivenöl gewendet und im Ofen gebacken. » Kartoffeln«, sagt Signor Bianchi grinsend zu mir auf Deutsch, » Kar-tof-feln!!!« Ja, ja. Dieses Wort kann jeder in Italien.
    Zur Freude von Signora Bianchi sage ich zweimal » si« , als sie mich wiederholt fragt, ob ich noch mehr essen wolle.
    » Simpatico, dein Blonder«, sagt sie halblaut zu Elisa.
    Nachdem ich vermutlich alles aufgegessen habe, was es an Nahrungsmitteln im Hause Bianchi gibt, stellt Elisas Vater eine Flasche mit brauner Flüssigkeit und ohne Etikett auf den Tisch. » Amaro?« Noch bevor ich Ja oder Nein sagen kann, ist mein Wasserglas schon halb voll. Ich nippe. Er ist warm. Ich wage nicht nach Eis zu fragen, vielleicht ist das genauso schlimm wie Käse mit Fisch und die Bianchis schmeißen mich raus.
    » Gut, nicht?«, strahlt Signor Bianchi » das ist der Amaro von Onkel Ferdinando.«
    Aha. Ich kenne zwar noch keinen Onkel Ferdinando, aber sein Schnaps hat es in sich.
    Wir stoßen an. Cincin
    » Ich heiße Enrico«, sagt Signor Bianchi und zeigt auf seine Frau, » und das ist Susanna.«
    » Martin«, sage ich und stürze die Unmenge an warmen Schnaps herunter.

Vaffanculo! Ausgehen und essen alla Romana
    Es ist Anfang September, als ich auf der Suche nach einer Geschichte für meine Zeitung durch einen Rom-für-Insider-Reiseführer blättere und an einer Restaurantempfehlung hängenbleibe. »› La Parolaccia‹– hier werden Sie beschimpft. Essen mäßig, Atmosphäre einzigartig.«
    » Essen mäßig«– na ja. Aber ein Restaurant, in dem man beschimpft wird? Und dafür zahlt? Klingt verrückt. Das muss ich ausprobieren.
    Elisa weigert sich, mich zu begleiten. Dieses Restaurant sei so ziemlich die » cosa più stupida«, das Dümmste, was sie kenne. Auch Dino hat keine Lust. » Da isst man nicht gut«, meint er und empfiehlt, lieber mit ihm mal wieder zu Leo ins » Delizie antiche« zu gehen. » Leo und ich können dich auch beschimpfen, wenn du willst.«
    Meine Neugierde auf das » Parolaccia« ist aber zu groß. An einem Mittwochabend betrete ich also wohl oder übel alleine das schlauchfömig angelegte Lokal im schönsten Teil von Trastevere. Hier sind die Gassen eng und mancherorts hängt tasächlich noch Wäsche zum Trocknen über die Straßen hinweg. Das Lokal ist gut besucht.
    Ich drücke die Tür auf, alles schaut zu mir.
    Ich habe sie noch nicht hinter mir geschlossen, da weiß ich schon, warum diese Trattoria » Parolaccia«, Das Schimpfwort heißt. Ein Kellner, Mikrofon in der Hand, sieht mich und ruft: » Schaut Leute, da kommt endlich mal wieder ein richtiger Oberidiot.« Er zeigt auf mich: » Das da ist der hässlichste blonde Kerl auf der ganzen Welt.«
    Schallendes Gelächter rundum

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