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Madonna, ein Blonder!

Madonna, ein Blonder!

Titel: Madonna, ein Blonder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zöller
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laufen die letzte Strecke von Venosa zurück nach Angolorotondo.« Zwischen den Zähnen hindurch sagt er zu mir: » Ich werde dich ganz persönlich dazu bringen, schnell zu laufen.« Vermutlich muss ich davon ausgehen, dass Francesco eine Schrotflinte mitnehmen wird.
    » Denkt daran, euch beim Laufen regelmäßig mit dem Tragen der Madonnenstatue abzuwechseln, um Kraft zu sparen. Es müssen nicht beide Läufer als Erste im Ziel sein, aber der mit der Statue.«
    Francesco gibt einem der Zwillinge ein Zeichen, woraufhin dieser im Nebenraum verschwindet, um kurz darauf mit einer armlangen Madonnenstatue zurückzuko mm en.
    Die Madonna dell’Angelo! Die wichtigste Statue in ganz Angolorotondo!
    Es ist eine wirklich schöne Figur. In ein einfaches, bäuerliches Gewand gehüllt, sitzt die Madonna auf einem goldverzierten Schemel, die Hände ineinandergelegt, und schaut zur Seite, als würde sie zuhören.
    » Das Original, das der Hirte im Jahr 1581 so glorreich gerettet hat, steht natürlich in der Kapelle«, erklärt Francesco an mich gewandt.
    Ich nicke. » Eeeh, certo!« Natürlich!
    » Wir laufen mit einer Kopie aus dem 19. Jahrhundert.« Vorsichtig übernehme ich die Statue aus den Händen des glatzköpfigen Zwillings. Hinter der Schulter der Figur und an der Bodenplatte sind Griffe angebracht. » Du trägst die Madonna immer und ausschließlich an diesen Griffen«, sagt Francesco, » und sie muss stets nach vorne schauen.«
    Schade. Ich dachte gerade daran, einen Rucksack zu organisieren. Probehalber laufe ich mit der Statue ein paar Schritte durch den Raum. Sie wiegt in etwa so viel wie mein Laptop, müsste also zu schaffen sein. Andererseits habe ich meinen Laptop nie weiter als bis zur Bushaltestelle getragen. Und erst recht nicht über Bergpfade und im Lauftempo.
    Francesco macht jetzt auf Motivationstrainer und holt aus einer Umhängetasche einen Bilderrahmen hervor, mit einem großformatigen Foto, das acht ausgelassen wirkende Männer zeigt, die inmitten einer großen Zuschauermenge auf dem Dorfplatz von Angolorotondo die Madonnenstatue in die Höhe halten. Rechts steht eine Jahreszahl. » Das war 1992«, sagt Francesco, » das letzte Mal, dass wir den Lauf gewonnen haben. Schaut euch die Augen dieser ragazzi an und folgt ihrem Beispiel.« Als das Bild zu mir durchgereicht wird und ich es betrachte, sehe ich vor allem Schweiß und Erschöpfung.
    Nach der Versammlung der Madonnenläufer kommt Dino zu mir:
    » A posto?« , fragt er. Alles in Ordnung?
    Über ein » Boh« komme ich nicht hinaus.
    Dann umarmt er mich: » Biondino, das wird schon!« Als er sich schon abwendet, rufe ich ihm hinterher: » Dino! Kommt Elisa eigentlich auch?«
    » Eeeh, natürlich«, sagt Dino. Und ruft dann dramatisch: » Wir erwarten dich mit der Madonnenstatue morgen als Ersten auf dem Dorfplatz!«
    Weil ich wegen des Deborah-Rete-4-Skandals natürlich nicht im Ferienhaus der Bianchis schlafen kann, hat Francesco für mich ein Zimmer organisiert– nicht einmal im Gasthof » Rossi«, sondern bei den » bösen« Carbones.
    Ich bin wirklich tief gefallen. Immerhin hat dieser Gasthof den Vorteil, dass er nicht so nah am Dorfplatz liegt. So sollte ich vom Trubel rund um den Start des Laufes um Mitternacht nicht allzu viel mitbekommen und kann wenigstens ein paar Stunden schl afen – Francesco will mich um 4 Uhr morgens abholen.
    Um mich nicht mit der Frage zu martern, was ich hier eigentlich soll, zappe ich vor dem Einschlafen durchs Fernsehprogramm– das Gerät im Gasthof Carbone ist uralt– und verfolge die Neuigkeiten von der Isola dei Famosi. Es scheint, dass der gute Marco wieder Hoffnungen auf ein glückliches Ende mit der schönen Eleonora hegt. » Ich habe große Pläne«, sagt er jetzt von der Insel weg im Interview mit dem » Liebesexperten« im Studio. » L’amore c’è!«, ist er sich sicher. Die Liebe ist da.
    Marco sieht dabei ziemlich zuversichtlich aus. Das Publikum applaudiert begeistert, und ich werte es als gutes Omen.
    Um halb 5 Uhr morgens fahren Francesco und ich im Auto los in Richtung Venosa, wo wir die Madonnenstatue wie einen Staffelstab übernehmen und nach Angolorotondo tragen sollen. Im Moment haben wir keinen Zwischenstand, an welcher Position die Läufer von Angolorotondo stehen.
    » Hoffen wir, dass sie die Ersten sind«, sage ich. Ich bin aufgeregt, aber guter Dinge. Dino hat zwar übertrieben mit den zehn Kilometern täglich, doch auf der Langstrecke war ich immer schon zäh und schnell. Allerdings

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