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Madonna, ein Blonder!

Madonna, ein Blonder!

Titel: Madonna, ein Blonder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zöller
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und hörte der Legende nach nicht mehr auf zu laufen. Konnte es nicht. Seine Füße bewegten sich unentwegt weiter, bis er mit der Madonnenstatue im Arm die drei anderen Marienheiligtümer auf den benachbarten Hügeln besucht hatte.
    » Ach Dino«, sage ich, » und das soll so passiert sein?«
    » Eeeh«, sagt er, » si. «
    Insgesamt, so Dino, lief er folgende Strecke:
    Start: Kapelle der Madonna dell’Angelo, oberhalb von Angolorotondo.
    Erste Station: Kapelle der Madonna della Corona, oberhalb von Casariccia.
    Zweite Station: Kapelle der Madonna del Rosario, oberhalb von Roccavento.
    Dritte Station: Kapelle der Madonna delle Vittorie, oberhalb von Venosa.
    Ziel: Kapelle der Madonna dell’Angelo, oberhalb von Angolorotondo.
    Mir schwirrt der Kopf vor so viel Madonnen, doch Dino erzählt begeistert weiter: » Da blieb er vor der abgebrannten Kapelle stehen, hielt die Madonnenstatue in die Luft, stellte sie auf einen Stein, fiel um und schlief sieben Tage und sieben Nächte. Inzwischen begannen die anderen Dorfbewohner, um den Stein herum eine neue Kapelle zu errichten.«
    Ich schaue Dino von der Seite an. Mir schwant Übles. » Und was hat das mit mir zu tun?«
    » Na ja«, setzt Dino an, » jedes Jahr am 24. Oktober wird dieser Lauf aufs Neue gemacht…«
    » Ein Hirte wandert innerhalb von ein paar Tagen um die Kapellen herum?«
    Dino druckst herum. Das macht mir Sorge.
    » Eeeh, jedes Dorf«, erklärt Dino, » stellt für die vier Wegstrecken jeweils zwei junge Männer, die laufen müssen. Es ist eine Art Staffellauf.« Acht Burschen pro Dorf also, die Helden sein wollen.
    » Und ich…« Ich weiß ohnehin schon, was jetzt kommt.
    » Und du…«, sagt Dino, » bist einer von den acht für Angolorotondo. Weil der Hirte damals 32 Jahre alt war und ledig, dürfen nur 32-jährige, unverheiratete Männer an dem Lauf teilnehmen. Und das bist du doch beides.«
    Stimmt. In Gedanken sehe ich schon meine Todesanzeige: » Er war 32 und ledig und opferte sich für die Kapelle der Madonna dell’Angelo.«
    » So, jetzt weißt du, was es mit dem Madonnenlauf auf sich hat«, sagt Dino zufrieden. » Ach ja, noch ein Detail. Deine Gruppe wird von Francesco angeführt, Elisas Cousin.«
    Mich trifft fast der Schlag. Dann werde ich nicht unter den Strapazen des Madonnenlaufs, sondern schon vorher durch Francesco sterben!
    Managgia!
    Bei einer Pause, mehr als 20 Kilometer vor Angolorotondo, sehe ich auf dem Parkplatz ein Plakat, auf dem das Großereignis ankündigt wird.
    » Der Madonnenlauf– Emotionen und Leidenschaft!«
    Höchst dramatisch gezeichnet, zeigt es ausgelaugte Jungmänner, teilweise mit einer Madonnenstatue in der Hand, die durch eine sternenklare Nacht rennen. Einer scheint unter der Last der Statue fast zusammenzubrechen, Schweißtropfen stehen ihm auf der Stirn.
    Worauf habe ich mich da nur eingelassen?

Spettacolare! Der Wettstreit der Madonnen
    Noch sechs Stunden bis zum Beginn des Madonnenlaufs. Um 18 Uhr abends halten wir am Dorfplatz von Angolorotondo. Schon jetzt haben sich hier Bürger des Dorfes Angolorotondo auf Klappstühle gesetzt, um den Start des Laufs um Mitternacht zu verfolgen. Es ist ziemlich kalt. Hätte der Blitz damals im Jahr 1581 nicht einfach im Sommer einschlagen können? In einer Juninacht könnte ich mir eher vorstellen, durch die Abruzzen zu rennen.
    Dino schiebt mich in ein » Caffè 2000« am Dorfplatz. Hier soll das Treffen mit Francesco und den anderen Läufern, die mit mir für Angolorotondo starten, stattfinden. Hoffentlich haut mir Elisas Lieblingscousin nicht gleich eine rein.
    Noch ist keiner der Läufer da. Dino bestellt einen Cappuccino und beäugt neugierig die Kaffeemaschine, ich ordere ebenfalls einen und betrachte interessiert die größte Auswahl an Rubbellosen, die ich bisher in einer italienichen Bar gesehen habe.
    » Nimm eins«, ermuntert mich der Barmann. Auch Dino sagt: » Nimm eins!«
    Na gut. Bevor ich sterbe, entweder durch Laufen oder durch Francesco, kann ich ja noch schnell Millionär werden. Ich schaue mir die Lose genauer an: Eines heißt tatsächlich Milardario, Milliardär. Der Barmann sieht meinen irritierten Blick und sagt: » Man kann eine Million gewinnen«– offenbar soll der Name den Italienern auf die Sprünge helfen und den Absatz steigern: » Mensch stell dir vor! Das waren mal eine Milliarde Lire.« Ich deute auf ein Los mit der Bezeichnung Turista per sempre, Tourist für immer. Wenn ich jetzt zweimal ein Kästchen freirubble, auf dem diese

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