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Madonna, ein Blonder!

Madonna, ein Blonder!

Titel: Madonna, ein Blonder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zöller
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nie zuvor so früh am Morgen.
    » Speriamo bene«, sagt Francesco. Hoffen wir, dass es gut geht.
    Als wir durch die Gassen von Angolorotondo fahren, kommen uns auf Höhe des » Albergo Osteria Rossi« schon Massen an Dorfbewohnern entgegen, die zum Hauptplatz eilen. Als einige von ihnen Francesco erkennen, trommeln sie aufs Dach.
    » Buona fortuna!« Viel Glück!
    Das brauchen wir bestimmt.
    Kurz vor Venosa hat die Polizei die Straße abgesperrt. Francesco hält zwei gelbe plastikbeschichtete V.I.P-Karten aus dem Fenster– der Polizist winkt uns durch. Wir, die Läufer, dürfen neben dem Start auf einen reservierten Parkplatz fahren. Francesco steuert unser Auto durch eine beachtliche Menschenschar, die dem Dorfplatz zustrebt, um dort die ersten Läufer zu empfangen und weiterzuschicken Richtung Angolorotondo.
    Einige Minuten später stehen Francesco und ich auf dem mittelalterlichen Dorfplatz. Durch eine Lücke in der Bebauung sind in der Ferne die Lichter von Angolorotondo zu sehen.
    » Mamma mia« , murmelt Francesco.
    15 Kilometer lang ist die Strecke, es geht zum Glück größtenteils auf einer Höhe. An einigen Stellen brennen Feuer, hier haben sich Menschen aus den Dörfern postiert, um ihre Läufer zu unterstützen und sich selbst aufzuwärmen: Es ist kalt in dieser Nacht. Immerhin trage ich jenen NASA -geprüften sündteuren Thermo-Jogginganzug, der schon seit Jahren ungenutzt bei mir im Schrank hängt. Fraglich ist nur, ob das patentierte Wärmeaustauschsystem des Anzugs noch funktioniert. Über meiner Brust hängt ein gewebter Teppich mit dem Bildnis der Madonna von Angolorotondo. » Ist über 50 Jahre alt«, raunt mir Francesco zu, »hat meine Großmutter gewebt.«
    In Venosa bin ich als der Blonde in der Mannschaft von Angolorotondo ohne Übertreibung mal wieder die Attraktion. Zumal sich viele fragen, was ich hier mache. Ich erfahre, dass das Organisationskomitee mich, einen Fremden, eigentlich gar nicht zulassen wollte, bis der Pfarrer von Angolorotondo, Don Giorgio persönlich, ein gutes Wort für mich einlegte. Vielleicht hofft er immer noch auf Kontakte zum Vatikan.
    Ich mache gerade ein paar Alibi-Dehnübungen, da betreten die Schlussläufer der anderen Dörfer den Dorfplatz: Breitschultrige Hünen, ebenfalls mit Madonnen-Überwürfen, mit konzentriertem, ja grimmigem Blick. Ein Läufer, einen Kopf größer und noch mal kräftiger als die anderen, fällt mir sofort auf. Mit stolzem Blick trägt er mit der linken Hand eine Fackel und leuchtet sich den Weg, während er mit der rechten fortwährend ins Publikum winkt, das ihn johlend auf dem Dorfplatz empfängt.
    Irgendetwas sagt mir, dass ich weiß, wie dieser Mann heißt.
    » Das«, sagt Francesco und beugt sich zu mir, » das ist übrigens Ermanno.«
    Ich schaue ihn entsetzt an. » Ermanno?« Ich lasse alle Diplomatie hinter mir. » Der, der hinter Elisa her ist?«
    » Eeeh«, macht Francesco. » Ich hab es dir bis jetzt nicht gesagt, dass du gegen ihn läufst, dachte mir aber schon, dass es dich motiviert.« Francesco grinst. » Ermanno läuft für dieses Dorf hier, Venosa.«
    Ich bin ganz verdattert.
    Francesco klopft mir auf die Schulter: » Eeeh, du und Ermanno, ihr habt einiges gemeinsam: Ihr seid beide 32, beide bescheuert und habt beide Elisa nicht verdient.« Zum ersten Mal schaut mich der Lieblingscousin nicht völlig verächtlich an.
    Ermanno hat sich den Weg durch die jubelnde Menge gebahnt und kommt auf uns zu. Zum Zeichen der Fairness müssen sich die jetzt gleich startenden Läufer die Hand geben. So sehen es die Regeln vor.
    Als Ermanno und ich uns die Hand geben, schauen wir uns finster an.
    » Ah«, sagt er, » du bist diese Ratte, die sich bei der Familie Bianchi eingenistet hat. Hab’s schon gehört.«
    » Eeeeh«, grinse ich ihn an, » tut mir leid, stronzo, mortacci tua. Elisa und ich sind ein glückliches Paar– und du hast sie nicht bekommen.«
    Ermanno setzt ein hämisches Grinsen auf und lacht wie ein verrückter Böser im Film: » Glücklich? Ha! Ich habe schon gehört, was passiert ist. Elisa hast du verloren, und jetzt machst du noch das ganze Dorf lächerlich.«
    Ermannos Mitläufer, ein Winzling, der ihm bloß bis zu den Schultern reicht, lacht dümmlich: » Stimmt, Ermanno, stimmt!«
    Was soll’s, Ermanno weiß also, dass es für mich heute um Leben und Liebe geht.
    Ich mache » Boh!«, grinse ihm ins Gesicht und streiche mir mit dem Handrücken am Kinn entlang: Dinos Geste für » Ist mir völlig egal«. Fast

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