Madonna, ein Blonder!
uns, trotz eigener caffettiera weiterhin ins » Papagallo« zu kommen.
Der Kaffee blubbert, die Milch ist geschäumt. Ich schalte meinen Heizlüfter » Super Calor« an und setze mich mit meiner Tasse davor. Herrlich. Gemütlich schreibe ich eine Mail an Uli nach München und schicke ihr– » mit vielem Dank, grazie e baci «– Fotos vom Madonnenlauf. Dass sie mich ziemlich energisch runtergeschickt hat– » Mach schon! Vai! «– dafür werde ich ihr immer dankbar sein.
Als Elisa aufsteht, ist der Kaffee so kalt wie unsere Fliesen im Wohnzimmer. Wobei, wahrscheinlich etwas wärmer. Wir beschließen also, Dino im » Papagallo« zu besuchen. Als wir die Haustür aufziehen, liegt Post von Signor Lovello auf der Fußmatte: Einmal der Hinweis auf eine » Spezialitäten-Woche« zum Thema Germania beim italienischen Feinkostgeschäft Castroni– Signor Lovello versorgt mich jetzt, da er weiß, dass ich Deutscher bin, mit Tipps zu Germania – zum anderen ein Zeitungsausschnitt aus dem Messaggero. An den Rand hat er mit seiner eigentümlichen Heinzelmännchenschrift notiert: » Endlich geschieht mal was, zum Glück ist Ihnen das nie passiert.« » Ihnen« ist unterstrichen. Was wird wohl » endlich geschehen« sein. Und was soll mir nie passiert sein? Wo mir doch schon fast alles passiert ist in Rom!
Das » Papagallo« ist ungewohnt leer heute, und durch die Scheibe sehe ich Dino, der mit dem Rücken zur Theke mit einer Dose Cola und einer Dose Fanta hantiert. Dino macht Spezi?
» Schau«, flüstere ich aufgeregt Elisa zu. Sie schüttelt ungläubig den Kopf.
Als Dino uns sieht, schiebt er die Dosen weg, setzt das Glas ab und beginnt sich sofort zu rechtfertigen. » Deine Mutter«, Dino zeigt auf Elisa, » hat mir das gezeigt. Ein Mix aus Cola und Orangenlimonade.«
Ich bin verdutzt. » Das trinkt Susanna?«, frage ich. In all den Tagen in Angolorotondo hat sie das aber gut verheimlicht.
» Manchmal«, sagt Dino. » Weiß auch nicht, woher sie das hat. Aber mir schmeckt’s. Es ist… erfrischend!«
Ein Gast ist hereingekommen, und Dino wendet sich wieder seiner Kaffeemaschine namens Rosa zu.
Elisa schaut mich grinsend an.
» Jetzt bist du aber stolz, oder?«
Ich kann es nicht leugnen. Vielleicht dauert es ja nicht mehr lange, und Familie Bianchi spaziert in Dirndl und Lederhosen durch Rom.
Elisa zieht ungeduldig an dem Zeitungsartikel, den die Lovellos uns hingelegt haben. » Jetzt lies schon!«
Ich nehme Elisa in den Arm und lese.
Überschrift: Razzia gegen Touristenbetrüger
Nach zahlreichen Anzeigen von Touristen und Bürgern ist der Polizei der Stadt Rom ein Schlag gegen zahlreiche betrügerische Taxifahrer gelungen. Beginn der Operation war am frühen Morgen am Bahnhof Termini zur Ankunfszeit des Nachtzugs aus München!
» Na, den kenn ich«, seufze ich.
» Weiter!«, fordert Elisa.
Im Zug fuhren auch 30 junge Polizisten aus Apulien und Sizilien mit, die bei einem außerplanmäßigen Halt kurz vor dem Bahnhof Termini in den Zug einstiegen und sich als Reisende und als deutsche Touristen verkleidet hatten.
» Clever«, sagt Elisa. » In Apulien und Sizilien gibt es viele Blonde und Rothaarige.« Sie stößt mir in die Seite. » Eigentlich solltest du da wohnen! Nicht hier!«
Die jeden Tag an den Bahnsteigen wartenden illegalen Taxifahrer gingen in die Falle und drängten den verkleideten Polizisten ihre Dienste in dem Glauben auf, diese seien Touristen, die sie mit horrenden Fahrpreisen betrügen könnten.
» Na, das kenn ich«, seufze ich.
Ein besonders unverfrorener illegaler Taxifahrer verlangte dabei für die Fahrt von Roma Termini bis zur Fontana di Trevi 40 Euro. Sein Auto wurde inzwischen beschlagnahmt, im Kofferraum stellten die Beamten kulinarische Spezialitäten aus Deutschland sicher, offenbar von einem Reisenden gestohlen.
Was? Der kanariengelbe Taxifahrer? Und er hat Ulis Fresskorb mit der Leberwurst in der Dose den ganzen Sommer im Kofferraum gelassen?
Ein Teil der jungen Beamten aus Apulien und Sizilien nahmen normale Taxen und stellten weitere Verstöße fest – die meisten hatten einen falschen Tarif eingestellt.
» Na, und das kenn ich auch«, seufze ich.
Auf einer Pressekonferenz kündigte der Einsatzleiter der Aktion, Ufficiale Gennaro Montuori vom Komissariat Collegio Romano …
» Gennaro!«, rufen Elisa und ich fast glechzeitig aus.
… weitere Einsätze mit den hellhäutigen und oft blondhaarigen Beamten aus Apulien und Sizilien an. So sei unter anderem geplant,
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