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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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seinem Hund geholfen, dich zu suchen«, erklärteArnulf. »Er hat deine Spur verfolgt, und dabei kamen wir in einen Hinterhof im Gerberviertel, in dem …«
    »… eine Marktfrau ermordet wurde!«, fiel Donatus ihm ins Wort.
    Böse starrte Arnulf ihn an. »… eine große Blutlache auf der Erde war«, beendete er seinen Satz.
    Doch Donatus schüttelte den Kopf. »Die Spatzen pfeifen es von allen Dächern. Heute Morgen hat eine Marktfrau in einem Hinterhof im Gerberviertel ihre Freundin gefunden. Ermordet, genau wie dieser Spitalmeister.«
    Bei dem Wort Spitalmeister bohrten sich Donatus’ Blicke vielsagend in die von Arnulf, und Richard fragte sich, was wohl zwischen den beiden Männern vorging. Der Schwindel in seinem Kopf verstärkte sich.
    »Mit durchgeschnittener Kehle«, ergänzte Donatus.
    Die Worte riefen Erinnerungen in Richard wach. Die Frau, ihr blutiges Gurgeln. Bei allen Heiligen! Der Schatten, der ihn niedergerungen hatte: War es der Mörder gewesen …?
    »Aufhören!« Der schrille Schrei und ein lautes Poltern ließen ihn zusammenzucken. Mit aufgerissenen Augen stand Katharina da, die Hände vor den Mund geschlagen. Die Schüssel, die sie eben noch gehalten hatte, lag auf dem Boden, und das hellrote Wasser bildete eine riesige Lache um ihre Füße, die langsam zwischen den Dielen versickerte.
    Bei Katharinas Ausruf erstarrten alle drei Männer mitten in der Bewegung. Blut. Morde. Sie presste die Hände auf die Ohren. Sie wollte es nicht mehr hören, aber sie konnte die Worte auch nicht davon abhalten, in ihrem Verstand umherzupurzeln wie Murmeln in einem hohlen Gefäß.
    Der Spitalmeister, vor dem Arnulf sie gewarnt hatte. Tot. Und jetzt Richard. Er war wieder in Nürnberg, sie hatte ihn zurück, endlich, und da fiel ausgerechnet ihm die nächste Leiche vor die Füße?
    Was war es für ein grausiges Spiel, das Gott jetzt wieder mit ihr trieb? Wollte er ihr wieder einmal zeigen, dass sie auf seine Gnade besser nicht zählte?
    Sie griff nach der Herdumrandung hinter ihrem Rücken, stützte sich daran ab, und dabei bemerkte sie, dass sie noch immer inmitten der hellroten Lache stand. Sie bückte sich und begann, mit den ohnehindurchnässten Tüchern, die in der Schüssel gelegen hatten, das blutige Wasser aufzunehmen. Es war ein nutzloses Unterfangen, alles, was sie damit erreichte, war, das Wasser hin- und herzuwischen. Jeder im Raum konnte sehen, wie ihre Hände dabei zitterten.
    »Komm.« Donatus löste sich von dem Türrahmen, trat neben sie und nahm ihr die triefenden Tücher aus der Hand. »Setz du dich hin und beruhige dich erst mal!«
    Sie schaute zu ihm hoch. Dann nickte sie, richtete sich auf und ging zu einem der Schemel. Sie nahm Platz, sprang jedoch sofort wieder auf. »Ich muss mich noch um die Wunden …« Sie sprach nicht zu Ende, sondern wandte sich Richard zu. Der Schnitt in seinem Gesicht, um ihn hatte sie sich noch gar nicht gekümmert. Sie musste ihn versorgen, auch er konnte zu Wundfieber führen. Sie beugte sich über Richard, nahm sein Kinn und hob sein Gesicht so, dass sie die Wunde besser betrachten konnte. Dann stutzte sie. Richards Augen …
    Sie waren glasig, ihr Blick unstet, so, als sei er nur noch halb bei Bewusstsein.
    »Donatus!«, sagte Katharina.
    Der Bader blickte von der Lache auf.
    »Schau dir das mal an, bitte!« Schrillte ihre Stimme?
    Donatus erhob sich, trat vor Richard hin und musterte ihn.
    »Siehst du das?«, fragte Katharina ihn. Richard war bleich geworden, Schweiß erschien auf seiner Stirn, und sein Kopf rollte nach hinten. Mit einem Ruck riss er ihn wieder nach vorn, kämpfte sichtbar darum, nicht das Bewusstsein zu verlieren.
    Donatus griff nach seinen Schultern, hielt ihn. Er schaute einen Moment, dann nickte er. »Hast du eine Idee, woher das kommen könnte?«
    Katharina riss sich zusammen. »Jedenfalls nicht vom Blutverlust«, murmelte sie mit nachdenklicher Stimme. »Sonst wäre er zwischendurch nicht so klar gewesen.« Erschrocken sah sie zu, wie Richards Lider sich senkten. Er kämpfte dagegen an. »Es … geht schon«, murmelte er. Seine Zunge war schwer, seine Lider flatterten, und seine Hände zitterten jetzt.
    »Wir müssen ihn hinlegen!«, sagte Katharina. Eine kalte Hand presste ihr Herz zusammen, als ihr bewusst wurde, dass sie keine Ahnung hatte, worunter er litt. Sie legte ihm die Hand an die Stirn. SeineHaut war kühl, beinahe klamm. Arnulf half ihr, Richard zu stützen. Auch in seinen grünen Augen lag tiefe Besorgnis.
    Donatus sah es,

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