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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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bis hinauf zu seinen Augen.
    »Ich bin froh, dass du das sagst«, flüsterte er. Seine Lippen waren jetzt nicht mehr so bleich, aber immer noch rissig.
    Katharina holte tief Luft. Auf einmal war ihr so schwindelig, als habe sie von dem Gift getrunken, das ihn geschwächt hatte. »Es …« Sie konnte nicht weitersprechen. Stattdessen drehte sie sich zu dem Tischchen um, reichte Richard den Becher mit Kräutersud.
    Er trank einen Schluck. Angeekelt verzog er das Gesicht. »Igitt!«
    Sie sah ihm in die Augen. »Vorsicht«, meinte sie und lächelte. »Das ist bitter.«
    »Danke für die Warnung!« Er lachte leise, dann zog er schmerzerfüllt Luft durch die Zähne. Beide Geräusche gingen ihr durch Mark und Bein.
    »Es ist zur Stärkung«, erklärte sie. »Ich habe es selbst hergestellt. Das Rezept …«
    »Katharina!«, versuchte er sie zu unterbrechen, aber sie konnte nicht aufhören zu reden.
    »Das Rezept stammt von Hartmann Schedel, genau wie das von der Medizin vorhin. Du erinnerst dich sicher noch an Schedel, nicht wahr? Er hat mir ein paar seiner Rezepte überl …«
    Sie verstummte mitten im Wort, weil Richard ihr die Fingerspitzen auf die Lippen legte. Sanft griff er nach ihrem Handgelenk und zog sie zu sich heran.
    »Scht!«, machte er. »Ich bin hier, weil ich dich etwas fragen muss.«
    Über seine Hand hinweg sah sie ihm in die Augen.
    Und plötzlich wurden ihre Lider kalt. Tränen stiegen in ihr auf.
    »Warum weinst du?« Ganz leise war seine Stimme.
    Sie schüttelte den Kopf. Seine Finger wanderten zu ihrer Wange, dann an ihrem Unterkiefer hinunter, ihren Hals entlang. Ein wohliger Schauer überlief sie.
    Dann ließ sie sich in seine Arme ziehen. Seine Lippen waren ganz dicht vor ihrem Gesicht, sie spürte, wie sein Atem über sie hinwegstrich. Eine Träne löste sich von ihren Wimpern.
    Richard küsste sie fort. Sanft wanderten seine Lippen über ihre Haut, bis sie ihren Mund fanden.

17. Kapitel
    Der Kuss hätte ihn von den Beinen geholt, wenn er nicht bereits gelegen hätte. Richard umfing Katharina mit dem gesunden Arm, zog sie an sich, sog ihren Geruch ein. Sanft strich ihr Atem über die nackte Haut seiner Brust, und das Bedürfnis, diese Frau niemals im Leben wieder loszulassen, war so mächtig, dass ihm schon wieder schwindelig wurde. Diesmal jedoch war es ein angenehmes, keinesfalls beängstigendes Gefühl.
    Er schloss die Augen und genoss es.
    Ein leises Räuspern an der Tür holte ihn aus dem Paradies zurück, und er zuckte erschrocken zusammen. Bei der ruckartigen Bewegung protestierte seine verletzte Schulter, aber er achtete nicht darauf. Stattdessen sah er zu, wie Katharina auf die Füße taumelte, ihren Rock ordnete und sich mit schuldbewusster Miene umwandte.
    In der Tür stand Donatus, einen Stapel sauberer Kleidung auf dem Arm. Er wirkte fast ebenso befangen wie Katharina. »Entschuldige«, sagte er leise. Flammende Röte stieg ihm aus dem Kragen am Hals empor.
    Katharina strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. »Schon gut«, seufzte sie leise.
    »Ich wollte das …« Zur Erklärung hob er die Hose und das Hemd, das er hatte bringen wollen, ein wenig an. Er legte beides auf einen Stuhl, und als er keine Anstalten machte, den Raum wieder zu verlassen, seufzte Katharina erneut, lauter diesmal.
    »Was ist denn noch?«
    Donatus blinzelte. Mit dem Daumen wies er über seine Schulter. »Da ist … jemand. Er will dich sprechen!« Er sah aus, als sei dieser Jemand von überaus großer Bedeutung.
    Katharina schien das nicht zu begreifen, oder aber sie ging absichtlich darüber hinweg. »Sag ihm, er muss sich ein bisschen gedulden!« Sie blickte in Richards Augen und lächelte. »Ich habe hier noch einen anderen Patienten, den ich verarzten muss.«
    Donatus sah nicht glücklich aus. »Er ist vom Stadtrat«, sagte er eindringlich. »Er sagt, er hat ein paar Fragen an dich.«
    Richard stützte sich auf die Ellenbogen. Ein Mitglied des Stadtrates? Hier? Die Frau in der Gasse, das Blut … Er verspürte jetzt keine Schwäche mehr, und er fühlte sich völlig klar, aber die Art und Weise, wie die Gedanken in seinem Kopf aufflackerten und umeinanderwirbelten, ähnelte dem Schwindelgefühl von vorhin. Er versuchte, einen Blick in Katharinas Gesicht zu werfen, aber sie wandte ihm den Rücken zu.
    Sie ordnete ihren Rock und ihre Haare. »Ich komme gleich!«, sagte sie.
    Donatus nickte. »Beeil dich!«
    Er wirkte ziemlich beunruhigt, als er ging und Katharina unschlüssig zurückließ.
    »Soll ich

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