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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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mitkommen?«, fragte Richard.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe die ganzen letzten Monate allein …« Sie verstummte, senkte den Kopf. »Entschuldige, das war unangemessen.«
    Er unterdrückte den Schmerz, den ihm ihre Worte versetzten, und griff nach ihrer Hand. Sie wehrte sich dagegen, erneut zu ihm herabgezogen zu werden, aber er war stärker als sie. Schließlich gab sie nach und sank zurück auf die Kante des Sofas. Ganz nahe war sie ihm nun. Er legte ihr zwei Finger unter das Kinn und zwang sie so, ihn anzusehen. »Ich bin jetzt bei dir«, meinte er leise.
    Sie presste die Lippen aufeinander. Nickte. Dann raffte sie ihren Rock zusammen und stand auf. »Ich komme gleich wieder«, murmelte sie.
    »Katharina, ich weiß, dass es mir nicht zusteht, aber …« Donatus’ Stimme drang durch den Spalt der Tür, die Katharina hatte offen stehen lassen, als sie hinausgegangen war.
    »Wovon sprichst du?« Richard hörte das leichte Zittern in ihrer Stimme. Sie war beunruhigt, das erkannte er jetzt.
    »Bist du wirklich sicher, dass du weißt, was du tust?«
    Eine kurze Pause, dann erklang ein tiefer Seufzer.
    »Ich meine«, fuhr Donatus fort, »erst taucht dieser Kerl, dieser Nachtrabe, hier auf und gibt sonderbare Warnungen von sich. Undkeine paar Stunden später liegt der Mann, vor dem er dich gewarnt hat, mit aufgeschlitzter Kehle in der Gosse.«
    Ein winziges Ächzen aus Katharinas Kehle begleitete diese Worte, und Richard verspürte das dringende Bedürfnis, aufzustehen und ihr beizuspringen. Prüfend schwang er die Füße auf den Boden.
    »Und dann«, hörte er Donatus sagen, »gibt es einen zweiten Mord, und diesmal ist ausgerechnet dein Herr Sterner darin verwickelt!« Wieder gab es ein kurzes Schweigen.
    Richard hörte die Geräusche, die das Haus machte, überlaut. Ein leises Knarzen der Deckenbalken. Schritte im Geschoss über ihm. Er blickte auf den Stapel Kleidung, den Donatus gebracht hatte.
    »Da drinnen sitzt jemand vom Stadtrat, Katharina!« Jetzt hatte Donatus die Stimme gesenkt. »Im Hof befindet sich ein blutiges Schwert von diesem … Kerl …«
    »Nenn Richard nicht so!« Katharina ging einige Schritte, schien dann wieder stehenzubleiben. »Ich bin sicher, es wird sich gleich alles aufklären.« Jetzt klang sie unwirsch. »Was ist noch?«
    Donatus seufzte. »Nichts. Ich möchte nur nicht, dass du Schwierigkeiten bekommst.«
    Katharina schnaubte leise. »Mich fragt auch keiner danach, was ich will«, sagte sie.
    Die sogenannte Kapelle befand sich am anderen Ende des Flures, und als Katharina dorthin ging, überkam sie ein sonderbares Gefühl bei dem Gedanken, dass Richard ganz in der Nähe war. Er war da! Er würde ihr beistehen, wie er es schon früher getan hatte. Zugleich jedoch verspürte sie so etwas wie eine Bedrohung. All das Blut, eine neue Mordserie …
    Richards Schwert im Hinterhof, wo Arnulf es abgelegt hatte.
    Himmel!
    Sie legte die Hand auf die Klinke, hob das Kinn. Dann öffnete sie die Tür, und ihr Blick fiel auf den breiten Rücken eines Mannes, der vor dem Altartisch stand, einen der beiden Altarleuchter in der Hand hielt und ihn betrachtete.
    »Womit kann ich Euch helfen?«, fragte sie und betrat die Kapelle.
    Der Mann fuhr zusammen, als habe sie ihn bei etwas Ungehörigem ertappt. Dann hielt er inne, besann sich und stellte schließlichden Leuchter zurück an seinen Platz. Erst danach drehte er sich um.
    Katharina erstarrte.
    »Ihr!«, entschlüpfte es ihr.
    Der Mann war Bürgermeister Gernot Silberschläger. Der Mann, der als Lochschöffe dafür zuständig war, bei Morden in der Stadt nach dem Täter zu suchen! In dem Moment, als sie ihn sah, wusste Katharina, dass er wegen Rotgerber und dieser Marktfrau kam. Wusste er von Richard? Von dem Schwert im Hof? Unwillkürlich geriet alles in ihr in Aufruhr.
    Auf Silberschlägers breitem Gesicht hatte ein Grinsen gestanden, das jedoch ins Rutschen gekommen war bei ihrem wenig begeisterten Ausruf. »Welch freundliche Begrüßung!«, sagte er jetzt, sichtbar um Fassung bemüht. Er hatte noch immer diese seltsam grau aussehenden Zähne, stellte Katharina fest, aber anders als damals, als sie schon einmal mit ihm zu tun gehabt hatte, fehlte ihm jetzt einer davon. Dunkel klaffte eine Lücke in seinem Unterkiefer.
    Katharina riss sich zusammen. »Verzeiht!« Sie ließ die Kapellentür angelehnt und trat zu dem Mann nach vorn an den Altar. Höflich neigte sie den Kopf zu einer etwas verspäteten Begrüßung. »Guten Tag, Herr

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