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Madrapour - Merle, R: Madrapour

Madrapour - Merle, R: Madrapour

Titel: Madrapour - Merle, R: Madrapour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Männer. Bislang glaubte ich, ihr Haß beruhe auf Gegenseitigkeit. Ich irrte mich: er ist einseitig. Und ich bewundere Pacaud, wie er so brüderlich einen Mann umsorgt, der ihm mitnichten Dank weiß, sondern ihm weiterhin unerbittlichen Groll entgegenbringt.
    Ich helfe der Stewardess, die leeren Tabletts auf den Servierwagen zu stellen, und folge ihr in die Pantry. Als sie den Vorhang zugezogen hat, der uns von der ersten Klasse trennt, sage ich zögernd:
    »Jetzt ist ein Sessel neben Ihnen frei. Gestatten Sie, daß ich mich dorthin setze?«
    »Aber gewiß doch, wenn es Ihnen Freude macht«, antwortet sie mit einem flüchtigen Blick. »Ich nehme nicht an, daß Madame Edmonde die Absicht hat, sich dort wieder niederzulassen.«
    Dieses »wenn es Ihnen Freude macht« ist wie immer zweideutig. Der Ton ebenfalls. Ihre Empfindungen scheinen dabei nicht berührt.
    »Meinen Sie, daß ich Madame Edmonde fragen muß, ob sie nicht die Absicht hat, ihren Platz später wieder einzunehmen?«
    Die Stewardess schüttelt den Kopf.
    »Das ist nicht nötig. Madame Edmonde fühlt sich dort, wo sie ist, sehr wohl.«
    Aber sie sagt das ohne das Lächeln und den Blick, die eine Brücke zwischen uns schlagen könnten. Sie hält die Augen gesenkt.
    Ich wage mich weiter vor.
    »Finden Sie es auch nicht aufdringlich, wenn ich mich neben Sie setze?«
    »Aber nein, das ist doch selbstverständlich.«
    Dieses »selbstverständlich« ist nicht recht überzeugend … Ich beschließe, noch einen Schritt weiter zu gehen.
    »Wissen Sie«, sage ich, »Ihre Freundlichkeit mir gegenüber setzt mich in Erstaunen.«
    »Aber Sie selbst …« Sie beendet den Satz nicht.
    Will sie darauf anspielen, daß ich zweimal meinen Namen auf die Lose schrieb? Erklärt sich ihre Haltung aus Dankbarkeit? Ich weiß es nicht. Ich glaube es nicht. Bereits vor der Auslosung verhielt sie sich mir gegenüber so natürlich.
    Jedenfalls wird sie jetzt nichts mehr sagen. Die Unterhaltung ist beendet. Ich betrachte ihr goldblondes Haar, ihre zarten Gesichtszüge und die hübsche, runde, füllige Brust, die durch ihre zierliche Figur besonders zur Geltung kommt. Die Verkörperung der Anmut. Einer rätselhaften Anmut.
    Ich lasse es bewenden und begnüge mich mit dem, was manmir gewährt: eine Umarmung in der Pantry, einen Sessel neben ihr. Mit Worten ist sie jedoch wie immer ausweichend. Oder
elusive
, wie ich es lieber auf englisch sage. Nein, nichts deutet auf Verschlagenheit, nichts auf die üblichen Manöver der Koketterie. Vielleicht ist es nur das Gefühl, daß ihre Zuneigung keine Zukunft hat, wie unser aller Leben in der Chartermaschine.
    Als wir in die erste Klasse zurückkehren, sind die Leuchttafeln eingeschaltet und die Passagiere – ich verwende dieses Wort nicht ohne Unbehagen – im Begriff, sich festzuschnallen. Ich setze mich neben die Stewardess; im Kreis werden einige Blicke getauscht, aber keine Bemerkungen gemacht, nicht einmal im Flüsterton und nicht einmal von seiten der
viudas
: Die Abfuhr, die Robbie Mrs. Banister erteilt hat, ist noch nicht vergessen.
    Solange die Chartermaschine über die holprige Piste rollt, geschieht nichts und fällt kein einziges Wort. Aber als sie abhebt und an Höhe gewinnt – ich bewundere wiederum die außerordentlich ruhig laufenden Motoren –, spüre ich, daß ein Streit in der Luft liegt.
    Diesmal verlagert sich die Aggressivität aus dem linken in den rechten Halbkreis, und Blavatski geht zum Angriff über.
    »Mademoiselle«, sagt er zu der Stewardess, »dieser Flug ist zumindest ungewöhnlich, und ich halte den Augenblick für gekommen, Ihnen einige Fragen zu stellen.«
    »Ich stehe zu Ihrer Verfügung, Monsieur«, sagt die Stewardess höflich, macht aber kaum den Mund auf und wirkt müde. Es ist, als wollte sie zu verstehen geben, daß alle diese Fragen und auch ihre Antworten zu nichts führen werden.
    »Wann haben Sie erfahren, daß Sie für diesen Flug eingesetzt werden?«
    »Gestern am frühen Nachmittag. Ich war selbst erstaunt.«
    »Warum?«
    »Ich war erst am Morgen aus Hongkong zurückgekehrt und hätte normalerweise drei Ruhetage haben müssen.«
    »Wie hat man sich mit Ihnen in Verbindung gesetzt?«
    »Telefonisch. Ich wurde zu Hause angerufen.«
    »Ist das üblich?«
    »Üblich nicht, aber es kommt vor.«
    »Und was hat man Ihnen gesagt?«
    »Die Fluggäste um 18 Uhr in Roissy in Empfang zu nehmen und auf dem Flug nach Madrapour zu begleiten.«
    »Aber das ist doch schon ziemlich ungewöhnlich. Eine Hostess

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