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Madrapour - Merle, R: Madrapour

Madrapour - Merle, R: Madrapour

Titel: Madrapour - Merle, R: Madrapour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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mit meinen Fragen fortfahren. Ihnen ist es vielleicht gleichgültig, wenn Sie nichts verstehen und im dunkeln tappen, mir aber liegt daran, die Situation zu klären. Mademoiselle«, fährt er fort, jedoch viel höflicher, »gestatten Sie mir noch einige Fragen: Wer hat Sie aufgefordert, außer den Pässen auch das Bargeld und die Reiseschecks der Gäste einzusammeln?«
    »Der Mann, der mich angerufen hat.«
    »Eine sehr ungewöhnliche, ich möchte sagen: schockierende Verfahrensweise. Haben Sie dem Mann keine Fragen gestellt?«
    »Ich habe es schon gesagt: Ich kam nicht dazu. Er hat aufgelegt.«
    »Sie hätten zurückrufen sollen.«
    »Wie denn? Ich wußte doch den Namen nicht.«
    Schweigen, und Blavatski fährt fort:
    »Ich möchte auf die Bordinformation zurückkommen. Madame Murzec hatte darauf bestanden, daß Sie die Bordinformation vervollständigen. Sie betreten daraufhin das Cockpit und finden es leer. Das muß doch für Sie ein Schock gewesen sein?«
    »Gewiß«, sagt die Stewardess.
    »Und dennoch schweigen Sie, als Sie in die erste Klasse zurückkehren. Warum?«
    »So klären Sie überhaupt nichts, Blavatski«, sage ich ärgerlich. »Sie treten auf der Stelle. Madame Murzec hat der Stewardessdiese Frage bereits gestellt, und die Stewardess hat darauf geantwortet.«
    »Gut, lassen Sie diese Antwort wiederholen.«
    »Meine Aufgabe besteht nicht darin, die Passagiere zu beunruhigen, im Gegenteil.«
    »Das ist Ihre berufliche Motivation. Haben Sie noch eine andere?«
    »Was für eine andere könnte ich haben?« fragt die Stewardess lebhafter, als ich erwartet hätte. »Schließlich befand sich das Flugzeug in der Luft, es war ohne Besatzung gestartet. Also konnte es auch landen. Warum sollte ich die Passagiere in Unruhe stürzen?«
    »Kommen wir zu einem anderen Punkt«, sagt Blavatski. »Nachdem der Inder uns die Uhren und den Schmuck abgenommen hatte, ließ er Sie von seiner Assistentin durchsuchen. Warum nur Sie? Warum nicht auch die anderen?«
    Ich sehe die Stewardess erbleichen und komme ihr zu Hilfe.
    »Diese Frage hätten Sie dem Inder stellen müssen!«
    »Halten Sie endlich den Mund, Sergius!« ruft Blavatski und hebt wütend seine kurzen Arme. »Sie bringen mit Ihrem idiotischen Dazwischenreden alles durcheinander!«
    »Ich gestatte niemandem, so mit mir zu sprechen!
Sie
sind der Idiot«, sage ich, während ich meinen Gurt löse und mich halb aufrichte.
    Caramans muß den Eindruck haben, daß ich mich auf Blavatski stürzen will, denn er beugt sich mit ausgestreckten Händen vor und sagt beschwörend: »Meine Herren! Meine Herren! Versuchen wir doch, sachlicher miteinander zu reden!«
    Im selben Augenblick ergreift die Stewardess meine Hand und zieht mich energisch zurück. Ich setze mich wieder hin.
    »Mir scheint, Mr. Blavatski sollte sich nicht von seinem Temperament hinreißen lassen«, sagt Caramans, der mit größtem Vergnügen den Schiedsrichter zwischen den beiden »Angelsachsen« spielen möchte. »Und Mr. Sergius seinerseits …«
    »Wenn Mr. Blavatski zugibt, daß er angefangen hat, bin ich bereit, das Wort ›Idiot‹ zurückzunehmen«, sage ich verdrossen.
    »Schon gut, mein Lieber«, sagt Blavatski mit diabolischer Unverfrorenheit und genau im Tonfall eines Mannes, der eine Entschuldigung akzeptiert. »Ich nehme es Ihnen überhaupt nicht übel.«
    »Gut, dann ziehe ich nichts zurück«, sage ich wütend, ohne im geringsten witzig sein zu wollen.
    Aber der Kreis faßt es humorvoll auf und bricht in allgemeines Gelächter aus, in das Blavatski mehr oder weniger freiwillig einstimmt. Auch ich finde mich zu einem Lächeln bereit, und der Zwischenfall ist abgeschlossen.
    »Ich muß jedoch sagen«, fährt Caramans fort, wieder die Rolle des Richters übernehmend, »daß mir die Frage von Mr. Blavatski sehr wichtig erscheint. Mademoiselle, wären Sie bereit, darauf zu antworten? Wir möchten erfahren, warum Sie als einzige von den Indern durchsucht worden sind.«
    »Aber ich habe mich nie geweigert zu antworten«, sagt die Stewardess sanft. »Ich war lediglich überrascht, wie Mr. Blavatski seine Frage gestellt hat. Es klang so, als hätte ich im voraus wissen müssen, warum der Inder mich allein durchsuchen ließ.«
    »Im voraus nicht«, sagt Caramans. »Aber hinterher?«
    »Hinterher, natürlich, hinterher habe ich begriffen, warum er mich hat durchsuchen lassen.«
    »Und wollen Sie uns nicht verraten, Mademoiselle, was Sie begriffen haben?«
    »Das ist ja gerade die Schwierigkeit«, sagt die

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