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Madru

Madru

Titel: Madru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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erinnern, was er hatte fragen wollen. Es fiel ihm erst ein, als er Eigar zwei Tage später im Flur vor der Küche sah. Sie wollte rasch an ihm vorbei. Er faßte sie ziemlich grob am Arm.
    »Laß mich los, du dummer Kerl. Du tust mir weh!« Sie schüttelte seine Hände ab und verzog wütend das Gesicht.
    »Es hat mir auch wehgetan, als du nicht mehr gekommen bist.« »Madru«, sagte sie geniert, »wenn uns hier einer sieht!«
    »Wenn uns dort oben jemand gesehen hätte?«
    »Was willst du?«
    »Ich muß dich etwas fragen. Es ist wichtig. Komm heute abend hinauf auf die Galerie.«
    »Bist du toll?«
    »Warum nicht? Also gut: dann frage ich dich jetzt.«
    »Nein, geh mir aus dem Weg.«
    »Nicht, ehe du geantwortet hast.«
    »Also gut … dann frag schon.«
    »Willst du mein Schatz sein?«
    »Dein was?«
    »Mein Schatz, meine Liebste?«
    »Du dummer Kerl,« sagte sie, »was bildest du dir denn ein?« »Aber du hast doch …!«
    »Es hat sich offenbar noch nicht bis ins Sklavenhaus herumgesprochen … ich werde im April den Sohn des Grafen Oeselrit heiraten.«
    Später brachte Madru in Erfahrung, daß der junge Herr bei den Erzählabenden des Skalden unter den Zuhörern gesessen hatte. Wahrscheinlich war sie das erste Mal nur gekommen, um einen Blick auf ihren Bräutigam zu werfen, denn offiziell bekamen sich die Brautleute immer erst am Tag der Hochzeit zu Gesicht. Madru redete mit niemandem darüber.
    Nur gut, daß kurz darauf das tägliche Training für die Meisterschaftsrunde wieder begann. Madru wütete bei seinen Läufen.
     

VIERTES KAPITEL
    Die Möndin betrachtet Madru im Schlaf
    Ein Sternensohn wird gesucht • Alte Geschichten kommen dabei ans Licht

    Ohne dass er sie noch einmal wiedergesehen hatte, heiratete Eigar im ersten der Frühlingsmonate den Jarlssohn Isdry. Vier Wochen später standen sich in einem Kassarspiel die Mannschaften der beiden Hofstätten in Njosbörn gegenüber.
    Madrus Zähigkeit und Rücksichtslosigkeit gegen sich selbst erregten Aufsehen.
    Er unternahm immer wieder Ausbruchsläufe, für die jeweils ein besonders wendiger und spurtschneller Spieler eingesetzt wird. Während die übrigen Stürmer der angreifenden Mannschaft möglichst viele Spieler des Gegners in der Nähe der Mittellinie festzuhalten versuchen, stößt der Ausbruchsläufer, der dann meist nur noch die beiden Verteidiger der anderen Mannschaft vor sich hat, gegen das Mal vor. Kann er es mit der Hand berühren, so gewinnt seine Mannschaft einen Punkt.
    Während des Spiels auf Njösborn konnten sich immer wieder mehrere Spieler des Gegners aus dem ringkämpfenden Männerhaufen an der Mittellinie lösen. Bullige Burschen setzten Madru bei seinen Ausbruchsversuchen nach, stürzten sich, von hinten kommend auf ihn und trommelten einen Wirbel von Boxhieben auf seine Rippen, um ihm die Luft zu nehmen.
    Nun war es üblich, daß die dem Spiel zuschauenden Frauen in der Pause zwischen den beiden Halbzeiten jenen Spielern, die sich besonders hervorgetan hatten, einen kleinen Strauß jener frühblühenden, stark duftenden Waldblume, die in Norrland Skalamäa genannt wird, durch ihre Dienerinnen überbringen ließen. Gewöhnlich bekamen nur Spieler der Heimmannschaft solche Sträußchen geschickt. Daß an diesem Tag auch für ihn Blumen abgegeben wurden, trug Madru von seinen Kameraden spöttische Bemerkungen ein. Er war rot geworden und vergaß vor lauter Aufregung, die Dienerin zu fragen, wer ihm die Blumen hatte schicken lassen. Er vergaß sogar, sich zu bedanken, aber es war selbstverständlich für ihn, daß das Sträußchen nur von Eigar gekommen sein konnte, die er neben ihrem Ehemann unter den Zuschauern erkannt hatte.
    Obwohl er einen stechenden Schmerz verspürte, rackerte er sich in der zweiten Halbzeit womöglich noch mehr ab als in der ersten. Ungeachtet seines Einsatzes verlor die Mannschaft aus Skolund das Spiel.
    Madru kehrte heim mit einer doppeltgebrochenen Nase, einer angebrochenen Rippe und einem gefährlichen Traum.
    Er bildete sich ein, Eigar sei sich unterdessen darüber klar geworden, daß sie den Falschen geheiratet habe. Eines Tages, so stellte sich Madru vor, werde sie Isdry verlassen, nach Skolund zurückkehren, ihn, Madru, zu einem Rendezvous unter dem Teppich mit den beiden Greifen auf die Galerie bestellen, ihn umarmen, küssen, ihm endlich gestehen, daß sie einzig und allein nur ihn liebe, immer nur ihn geliebt habe, immer nur ihn lieben werde. Die Vor-stellung war von verrückter Eindringlichkeit. Sie

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