Madru
Also war er ein Spielmann. Die trennten sich nie von ihren Instrumenten.
»Willkommen auf Skolund«, sagte der Jarl, »fühlt Euch hier wie zu Hause. Trinken wir erst einmal. Auf Euer Wohlbefinden!«
»Auf das Eure.«
Madru hörte das Geräusch der aneinanderstoßenden Becher. »Und auf das Wohl des Fürsten!«
»Dem stimme ich bei.«
Sie tranken wieder.
»Ich hoffe, der Fürst ist bei guter Gesundheit.«
»Er versichert Euch seiner Gnade.«
»Nun sagt rasch, Ase … was für eine Botschaft bringt Ihr? Gibt es Krieg? Wird der Heerbann aufgeboten?«
»Nein … es ist ein angenehmer Anlaß, der mich zu Euch führt.«
»Kommt, erklärt Euch«, drängte der Jarl.
»Es ist … wie soll ich sagen … eine delikate Mission.«
»Ach … welcher Auftrag könnte Euch Schwierigkeiten bereiten«, schmeichelte der Jarl dem Fremden, »man weiß doch, wie groß Eure Zauberkräfte sind.«
»Dererlei wird gewöhnlich übertrieben. Ich bin kein Druide. Ich gehe den Weg des Waldes«, sagte Ase mit einem gewissen Stolz. »Der Fürst weiß, mit wem er sich als Berater umgibt.«
»Danke, Jarl Aldur. Aber kommen wir zur Sache. Ihr wißt, was es mit dem Sternensohn auf sich hat?«
»Nur ungenau. Besser, Ihr erklärt es mir noch einmal.«
»Nun, das Alte Buch des Großen Waldes schreibt vor: Sofern ein Herrscher ohne Erben bleibt oder ihm nur Töchter geboren werden, die, wie Ihr wißt, nicht seine Nachfolge antreten können, muß nach einer bestimmten im Buch mitgeteilten Regel ein männliches Kind gefunden werden. Man geht davon aus, daß es im elften Neumond des ersten Regierungsjahres des Fürsten das Licht der Welt erblickt hat.«
Der Fremde machte eine Pause, als wolle er dem Jarl Gelegenheit geben, die Vorschriften in sich aufzunehmen.
»Soll das heißen, Ihr wäret unterwegs, um den Sternensohn zu suchen?« fragte der Jarl erstaunt.
»So ist es.«
Wieder machte der Fremde eine Pause. Madru war enttäuscht. Was hatte das alles mit Eigar zu tun? Er war aber immer noch überzeugt, daß das ihm angekündigte Ereignis auch eintreten werde. »Was du von ganzem Herzen liebst …«, murmelte er, und es war ihm, als hinge noch ein Hauch von jenem Mädchengeruch im Gewebe des Teppichs. Unten in der Halle redete der Fremde unterdessen weiter.
»Es waren die Druiden, die im Kreis der Steine von Hägar, entsprechend dem Stand der Planeten, den Ort und die Zeit bestimmten, zu der das Kind geboren worden ist. Sie haben zweifelsfrei festgestellt, daß der Sternensohn auf Eurer Hofstatt zur Welt kam.«
»Donnerwetter!«, rief der Jarl derb. Er schien mehr erschrocken als erfreut.
»Ihr führt doch wohl«, sagte der Fremde, »auf Skolund eine Chronik, in der die Geburten und Todesfälle verzeichnet werden?«
»Gewiß doch.«
» Dann laßt sie bitte herbeischaffen, damit wir feststellen können, wie der Name des Kindes lautet, das an jenem Tag geboren worden ist.«
»Nun, Meister Ase«, erwiderte der Jarl, »in unsere Chronik mögt Ihr wohl hineinschauen, damit alles seine Richtigkeit hat. Aber laßt mich einmal überlegen... der elfte Monat im ersten Regierungsjahr des gegenwärtig regierenden Fürsten, sagtet Ihr? Nun, wenn Ihr meinem Gedächtnis vorerst vertrauen wollt, kann ich Euch auf der Stelle sagen, wer dieses Kind ist. Ich weiß es deshalb so genau«, fuhr der Jarl fort, »weil die Angelegenheit bei aller Ehre, die mir nun durch sie zuteil wird, damals etwas peinlich für mich war.«
»Wie das, Jarl? Sprecht nur ganz offen. Die Umstände der Geburt dieses Kindes sind, wie Ihr verstehen werdet, von großer Wichtigkeit.«
»Nun, Meister Ase, das alles ist höchst wunderbar …«, der Jarl dämpfte seine Stimme, »ich erinnere mich nämlich nur deshalb allzu genau an dieses Datum, weil jenes Kind, das damals das Licht der Welt erblickte, außerhalb des Geländers geboren wurde, wie man bei uns sagt … also ein Bastard ist, und ich … ich war der Kindsvater. «
»Ich bitte Euch, Jarl«, antwortete Ase, »der Seitensprung eines Herrn, wer würde sich darüber entrüsten?«
»Da kennt Ihr meine Sippschaft schlecht«, sagte der Jarl, »man entrüstete sich. Meine Frau hatte nämlich noch nicht geboren .. . und dann ein Kind von einer Sklavin. Das gab ein Gezanke und Gezeter, sag ich Euch! Es dröhnt mir noch jetzt in den Ohren. Von der Verwandtschaft meiner Frau kamen Vorschläge, wie die Schande aus der Welt geschafft werden könne. Die Schwangere töten … das Kind nach der Geburt aussetzen. Dagegen war es meine
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