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Madru

Madru

Titel: Madru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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Und als er trotz allem nicht widerrief ... auf den Scheiterhaufen mit ihm.« Madru sah ihn verschreckt an.
    »Vielleicht hätte ich es verhindern können«, sagte er leise. »Keine Chance, glaub mir. Der Fürst hat sein Möglichstes versucht. Sie haben es schlau angestellt. Guh hat darauf bestanden, daß der Prozeß vor einem geistlichen Gericht stattfand. Er hat selbst die Anklage vertreten. Es gibt neuerdings eine Geschichte, die man sich in den Schenken erzählt: Eine Gans geht vor Gericht, um einen Fuchs zu verklagen. Als sie in den Gerichtssaal kommt, was muß sie da sehen? Die Schöffen sind Füchse, der Richter ist ein Fuchs, der Ankläger ist ein Fuchs, der Verteidiger ist einer und der Gerichtsdiener auch.«
    »Wie haben sich die Scholaren verhalten?«
    »Ich habe dir ja gesagt: wir wurden eingeladen, um an der Verbrennung teilzunehmen. Ein unvergeßliches Erlebnis, sage ich dir. Ich habe noch heute Jammes Schreie im Ohr.«
    »Genug davon«, rief Granna dazwischen, »Madru ist noch schwach.«
    »Nein, nein, nein«, rief Madru eigensinnig und hieb mit der Faust auf das Schaffell, mit dem er zugedeckt war, »ich fühle mich wieder vollkommen gesund. Dieser Trank, den Ihr mir gegeben habt, scheint Wunder zu wirken. Ich will in die Sauna und darauf will ich zum Fürsten.«
    »Das kommt überhaupt nicht in Frage«, sagte Granna bestimmt, »vor zwei, drei Tagen kann von Aufstehen überhaupt nicht die Rede sein.«
    Madru zog eine Grimasse und schüttelte sich. Dann deutete er mit dem Finger auf Granna und sagte: »Wie seht Ihr das ... man darf doch die Druiden nicht schalten und walten lassen, wie es ihnen gefällt?«
    »Gewöhnlich fragt man uns Frauen nicht nach unserer Meinung«, sagte Granna abweisend. »Ketzerei ist ein Verbrechen, und wenn es stimmt, was vor Gericht ausgesagt worden ist …«
    »Was ist ausgesagt worden?«
    »Daß Jammes die Seuche herbeigezaubert habe.«
    »Das ist lächerlich«, sagte Madru.
    »Es ist beschworen worden von mehreren Zeugen.«
    »… die man hochpeinlich verhören sollte, was man ihnen dafür versprochen hat. «
    »Ich möchte nicht weiter mit dir darüber reden«, sagte Granna. »Ihr glaubt also, daß es gerecht war, Jammes auf den Scheiterhaufen zu schicken?«
    »Darüber maße ich mir kein Urteil an«, sagte Granna.
    »Pah«, rief Madru, »ihr habt alle Angst. Na gut. Wahrscheinlich sollte ich Euch besser dafür danken, daß Ihr mich gesund gepflegt habt. «
    »Der Dank wurde schwer verdient«, erwiderte Padur, »du warst ein anstrengender Patient. Du hast phantasiert und wolltest ins Freie. Ich hätte nicht sehen wollen, was man mit uns angestellt hätte, wenn der Sternensohn am schwarzen Fieber krepiert wäre.«
    »Padur …!« sagte Granna tadelnd, aber Madru lachte. Die freimütige Art des Jungen, der aus den Gebirgen im Westen stammte, gefiel ihm.
    Madru genas rasch. Als er wieder zum Unterricht erschien, rief ihn Guh zu sich. Es sei ihm zu Ohren gekommen, daß er mit Jammes ein langes Gespräch in seiner Zelle geführt habe. Was denn dabei erörtert worden sei?
    »Er versuchte, mich zu seiner Ketzerlehre zu bekehren. Ich wollte Euch ohnehin noch davon Meldung machen.«
    »Gut so«, sagte der Erzdruide, »ich bin recht zufrieden mit dir in letzter Zeit. Bleibe nur auch weiterhin ein so eifriger Schüler. Und wenn dir wieder einmal ketzerische Äußerungen zu Ohren kommen, so setze mich umgehend davon in Kenntnis.«
    »Ihr könnt Euch auf mich verlassen. Gegen Ketzer sollte man scharf durchgreifen.«
    »Es wäre verdienstvoll, wenn du auch deinen Vater von diesem Standpunkt überzeugen könntest.«
    »Ich will gern mein Möglichstes tun. Aber ich habe den Fürsten schon längere Zeit nicht mehr gesehen.«
    »Die Sache mit Jammes ist ihm nahegegangen. Er ist zur Jagd geritten, um sich abzulenken.«
    »Es ist nie alles überstanden«, sagte Madru mit einem Seufzer, verbeugte sich und ging.
    Am nächsten Tag rief Guh ihn abermals zu sich. »Deine Bemerkung gestern«, sagte er, »ich habe darüber nachgedacht. Hattest du dabei jemand Bestimmten im Auge? Vielleicht einen deiner Mitschüler?«
    »Nein … es war nur eine allgemeine Feststellung. «
    »Wir müssen wachsam sein. Sehr wachsam. Die Irrlehre, die dieser Jammes verbreitete … sie wird unter den Mönchen weiter diskutiert.«
    »Ich fand sie wirr und unverständlich.«
    »Das ist sie auch. Welcher Hochmut: zu versuchen, einen neuen Weg einzuführen. Übrigens, hast du dich schon für einen der Wege entschieden,

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