Maechtig, mutig und genial
zulassen. Daran konnte auchdie Verteidigungsschrift Sor Juanas, die 1691 erschien, nichts ändern. Der Druck von allen Seiten wuchs und auch ihr Beichtvater stimmte in den Chor der Kritiker ein. 1694 hatten sie ihr Ziel erreicht: Sor Juana verkaufte alle Bücher und sonstigen Besitz, der nicht von theologischer Relevanz war, wie etwa ihre Instrumente zur Naturbeobachtung. Der Erlös hat sie den Armen gespendet. Sor Juana begann ein Klosterleben mit Bußübungen und Selbstkasteiungen, das sie jedoch nicht lange aushielt. Im Professbuch des Klosters bat sie, in der Ahnung des nahen Todes, ihre Mitschwestern um Fürbitten für sie und bezeichnete sich als »die schlechteste auf der Welt«. Kurz darauf, am 17. April 1695 starb sie im Alter von 43 Jahren während einer Pestepidemie.
Ausgewählte Literatur:
Die Literatur zu Sor Juana Inés de la Cruz, besonders literarische Analysen ihres Werkes, sind sehr zahlreich.
Stephanie Merrin:
Early Modern Women’s Writing and Sor Juana Inés de la Cruz
. Nashville 1999.
Weite Verbreitung fand die Biographie von Octavio Paz:
Sor Juana oder die Fallstricke des Glaubens
. Aus dem Spanischen von Maria Bamberg und Fritz Vogelsang. Frankfurt am Main 1991, die allerdings eine sehr persönliche Vision des bekannten mexikanischen Schriftstellers darstellt. Eine neuere Perspektive bietet Pamela Kirk:
Sor Juana Inés de la Cruz. Religion, Art, and Feminism
. New York 1999.
Von ihren Werken sei hier nur die zitierte
Antwort an Schwester Philothea
genannt, aus dem Spanischen von Hildegard Heredia. Frankfurt am Main 1991. Spanische Ausgabe: Gomez, Miguel (Hrsg.):
Respuesta a Sor Filotea de Juana Inés de la Cruz
. Introducción de Iris M. Zavala. Málaga 2005.
CLORINDA MATTO DE TURNER
PERU, 1854–1909
Die Schriftstellerin, Verlegerin, Feministin und Begründerin des indigenistischen Romans wurde zu Lebzeiten aufgrund ihrer Kritik an der peruanischen Gesellschaft sowie der Thematisierung weiblicher Sexualität so stark angefeindet, dass sie ihr Heimatland Peru verlassen musste. Ihr Leben spiegelt in besonderer Weise die Probleme wider, mit denen Frauen in den konservativen lateinamerikanischen Republiken des ausgehenden 19. Jahrhunderts zu kämpfen hatten.
Clorinda Matto wurde am 11. November 1854 als Tochter des Großgrundbesitzers und Schriftstellers Ramón Matto geboren. Sie wuchs auf der Hacienda Paullo Chico in der Nähe von Cuzco auf. Auf der väterlichen Hacienda lernte sie nicht nur das Leben der indigenen Bevölkerung kennen, sondern auch ihre Sprache, Quechua. Der Vater schickte das junge Mädchen nach Cuzco zur Schule, doch musste sie diese bereits mit zehn Jahren wieder verlassen, als ihre Mutter starb. Clorinda fiel die Aufgabe zu, ihre jüngeren Geschwister zu versorgen. Dennoch gab sie ihren Wunsch nach Bildung nicht auf und träumte von einem Medizinstudium in den USA, wo Frauen damals schon zum Studium zugelassen waren. Doch ihr Vater gestattete nicht ihr, sondern ihrem Bruder ein solches Studium, und der Tochter lediglich die Heirat mit dem englischen Arzt und Haciendabesitzer Joseph Turner. Die Ehe war offenbar glücklich, blieb aber kinderlos und währte nur zehn Jahre. 1881 starb Joseph Turner, und Clorinda stürzte nicht nur in eine emotionale,sondern auch in eine finanzielle Krise, da korrupte Anwälte und Richter sie um einen großen Teil des Besitzes brachten. Clorinda, die inzwischen aufgrund ihrer angeschlagenen Gesundheit von der Hacienda in die Stadt Arequipa umgezogen war, begann, von ihrer schriftstellerischen Tätigkeit zu leben. 1884/1885 wurde sie Chefredakteurin der ersten Tageszeitung der Stadt,
La Bolsa
. Nebenher schrieb sie ein Theaterstück, Erzählungen und eine Anleitung für Frauen, sich mit Literatur auseinanderzusetzen. 1886 zog sie in die Hauptstadt Lima um, und 1889 übernahm sie den Posten der Chefredakteurin von
El Perú Ilustrado
, der wohl wichtigsten literarischen Zeitschriften des Landes.
Clorinda hatte bereits während ihrer Ehe mit dem Schreiben begonnen, indem sie zunächst, entsprechend der damaligen literarischen Strömungen, die Gebräuche der indigenen Bevölkerung in eher romantisierender Form beschrieb. Allerdings begann sie bereits hier, die Situation der Indigenen und der Frauen miteinander zu verquicken. Möglicherweise war dies zunächst ein Trick, um das Thema der weiblichen Sexualität – hier bezogen auf die exotisch dargestellten indigenen Frauen – ansprechen zu können. Berühmt, aber auch angefeindet, wurde
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