Maechtig, mutig und genial
Buch beschreibt mit viel Sympathie für Leopoldine, aus deren Korrespondenz es vor allem schöpft, deren Leben.
Lebendig und ein wenig romanhaft dagegen: Sonia Sant’Anna:
Leopoldina e Pedro I. A vida privada na Corte
. Rio de Janeiro 2004.
Siehe aber auch die gelungene Biographie über Pedro, in der Leopoldine ebenfalls nicht zu kurz kommt: Isabel Lustosa:
D. Pedro I. Um Herói sem nenhum caráter
. São Paulo 2006.
ELISA ALICIA LYNCH
PARAGUAY, UM 1833–1886
Die gebürtige Irin Elisa Lynch hat ein bewegtes Leben auf mehreren Kontinenten hinter sich, doch ihr Name ist aufs engste mit der Geschichte Paraguays verbunden. Dort wird sie aufgrund ihrer Verstrickung in einen Krieg, der das Land in die Katastrophe führte, entweder als nationale Heldin verehrt oder als
femme fatale
gehasst. Die Anzahl der Biographien über ihr Leben übersteigt bei weitem die über ihren Lebensgefährten, den paraguayischen Präsidenten Francisco Solano López, da ihr Leben mit seinen Ingredienzien Liebe, Neid, Macht und Gewalt zu zahlreichen Spekulationen verleitet.
Wie bei vielen berühmten Frauen herrscht auch bei Elisa Lynch Konfusion um das richtige Geburtsdatum. Vermutlich wurde sie 1833 im irischen County Cork in eine Mittelschichtfamilie geboren, doch büßte die Familie während der großen irischen Hungersnot 1846–1848 ihren Wohlstand ein. Elisas Mutter zog daher, möglicherweise auch aufgrund des Todes des Vaters, mit ihren beiden Töchtern ins französische Boulogne-sur-Mer. 1850 heiratete Elisa in Südengland, wo ein Onkel von ihr wohnte, den 34 Jahre älteren französischen Militärarzt Xavier de Quatrefages. Elisa war zu diesem Zeitpunkt 16 Jahre alt, hatte die Volljährigkeit also noch nicht erreicht. Eine Eheschließung in Frankreich wäre rechtswidrig gewesen, weshalb Elisa später geltend machen konnte, ihr Mann und sie hätten ihre Ehe (nach der Trennung) stets als ungültig und somit gelöst betrachtet. Nach ihrer Heirat ging Elisa Lynch mit ihremEhemann nach Algerien, wo dieser stationiert war, doch ihre Beziehung war nur von kurzer Dauer. Als Grund für ihre Abreise aus Algerien gab Elisa gesundheitliche Probleme an, ihre Verteidiger unter den Biographen behaupten, Quatrefages hätte sie verstoßen. Andere gehen hingegen davon aus, dass Elisa in Begleitung eines russischen Adligen, den sie in Algerien kennengelernt hatte, nach Paris zurückkehrte. Ihr russischer »Beschützer« musste Frankreich jedoch wegen des sich anbahnenden Krimkrieges bald verlassen, so dass sie seit 1853/1854, als sie Francisco Solano López kennenlernte, allein in Paris lebte, wo sie sich offenbar als Gesellschaftsdame einen Namen machte.
Francisco Solano López war der Sohn des paraguayischen Präsidenten Carlos Antonio López, zu diesem Zeitpunkt 26 Jahre alt und bereits General. Er stammte aus einem Land, das nach der Erlangung der Unabhängigkeit im Jahre 1811 als erster neuer Staat Südamerikas bestehen konnte, allerdings um den Preis einer weitgehenden Isolation. Buenos Aires wollte die Loslösung der ehemaligen Provinz des Vizekönigreiches Río de la Plata nicht anerkennen und besaß ein wirksames Druckmittel gegen Paraguay: die Kontrolle der Schifffahrt über den Río Paraná, auf den das Land für jeglichen Außenhandel angewiesen war. Um nicht (ständig) durch die Sperrung des Flusses erpressbar zu sein, reduzierte der paraguayische Diktator José Gaspar Rodríguez de Francia (1814–1840) jeden Außenkontakt auf ein Minimum. Das Agrarland Paraguay konnte sich so behaupten, blieb allerdings technisch und kulturell rückständig, wenn auch schuldenfrei. Der äußere Druck diente zugleich als Rechtfertigung für eine autoritäre, auf eine Person zugeschnittene Regierungsform, die sich auch unter dem Nachfolger Francias, Carlos Antonio López, wenig ändern sollte. Allerdings machte die Anerkennung Paraguays durch Argentinien und andere Staaten eine Öffnung des Landes möglich. Präsident López beschloss daher, seinen Sohn Francisco nach Europa zu schicken, um dort Handelsbeziehungen zu knüpfen,aber auch, um Personal für die Modernisierung der paraguayischen Wirtschaft, des Militärs, der Kultur und der Bildung zu rekrutieren.
Der junge paraguayische General und Diplomat, der in dieser Zeit als gutaussehend und gewandt beschrieben wird, und dem Charme und gute Umgangsformen nicht abzusprechen waren, erreichte 1853 Paris. Er war geblendet vom Glanz des neuen Kaisertums Napoleons III. In einem der berühmten Pariser Salons
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