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Maechtiger Samstag

Maechtiger Samstag

Titel: Maechtiger Samstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Daher ließ er lieber Vorsicht walten.
    »Ich grüße Sie, Alter!«, rief er.
    »Sei gegrüßt, Junge!«, polterte der Alte. »Oder vielleicht kann ich dich nicht mehr Junge nennen. Arthur ist dein Name, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Komm, setz dich zu mir! Wir wollen Wein trinken und plaudern!«
    »Versprechen Sie, mir nichts zu tun?«, fragte Arthur.
    »Du wirst für den Zeitraum einer Viertelstunde vor allem Übel sicher sein, gemessen nach dieser Uhr«, entgegnete der Alte. »Du bist ohnehin sterblich genug, sodass ich dich nicht zerquetschen würde wie eine Kakerlake – oder wie einen Bürger des Hauses.«
    »Danke – sollte ich wohl sagen.«
    Arthur ging misstrauisch näher, doch der Alte setzte sich wieder hin, beugte sich über seine Kette und fegte neben sich die stachligen Rosen weg, um Arthur Platz zu machen. Der Junge ließ sich vorsichtig nieder.
    »Wein!«, sagte der Alte und streckte die Hand aus.
    Ein kleiner Steingutkrug flog aus dem Boden, ohne die Glockenblumen zu teilen. Der Alte fing ihn auf, hielt ihn über seinen Mund, entfernte mit einem Klaps den Stöpsel und nahm einen tiefen Zug von dem harzig duftenden Wein. Der Geruch war so kräftig, dass Arthur wie schon einmal leicht übel wurde.
    »Letztes Mal haben Sie den Wein mit einem Gedicht herbeigerufen«, meinte Arthur zögernd. Er dachte an die Fragen, die er stellen wollte, und war sich nicht sicher, wie er anfangen sollte.
    »Es ist die Kraft meines Willens, die dem Nichts Gestalt verleiht«, antwortete der Alte. »Es stimmt, dass viele geringere Wesen ihre Gedanken mit Lied oder Rede schärfen müssen, wenn sie mit Nichts umgehen. Ich muss das nicht, doch gelegentlich finde ich es amüsant, mich reimend in der Dichtkunst zu versuchen.«
    »Ich wollte Ihnen ein paar Fragen stellen«, sagte Arthur. »Und Ihnen etwas erzählen.«
    »Immer drauflos!«, ermunterte ihn der Alte. »Ich werde antworten, wenn es mir beliebt. Was das Erzählen betrifft – wenn mir nicht gefällt, was ich höre, wird mich das nicht von meinem Versprechen abbringen. Wie immer deine Rede ausfällt, du sollst sicher von hinnen ziehen. Falls du nicht über die dir zugestandene Zeit verweilst.«
    Er wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und bot Arthur den Krug an. Der Junge schüttelte hastig den Kopf, also trank der Greis wieder.
    »Sie wissen wahrscheinlich mehr über die Architektin als jeder andere«, begann Arthur. »Deshalb wollte ich Sie fragen, was eigentlich mit ihr passiert ist. Und was ist das Vermächtnis, und was wird es mit mir tun? Ich meine, ich soll doch der Rechtmäßige Erbe und all das sein, und da dachte ich, das bedeutet, dass ich schließlich die Leitung über alles habe, ob ich das nun will oder nicht. Nur bin ich mir da jetzt gar nicht mehr so sicher.«
    »Ich kannte die Architektin vor langer Zeit«, sagte der Alte langsam. Bevor er weitersprach, nahm er eine Reihe kleiner Schlucke. »Doch kannte ich sie nicht so gut, wie ich dachte, denn sonst hätte ich hier nicht so lang gelitten. Ich weiß nicht, was mit ihr geschehen ist, nur dass sie es zumindest teilweise selbst so wollte. Was das Vermächtnis angeht, so ist es ein Ausdruck ihrer Macht, erschaffen, um irgendeinen Endzweck zu erreichen. Wenn du der Rechtmäßige Erbe bist, dann würde ich vorschlagen, dass du dir folgende Frage stellst: Was soll ich erben – und von wem?«
    Arthur runzelte die Stirn. »Ich will nicht der Erbe sein. Ich will einfach nur mein altes Leben zurückhaben und dafür sorgen, dass alle sicher sind«, sagte er. »Aber ich kann die ganzen Probleme nicht lösen, ohne die Schlüssel zu benutzen, und dadurch verwandele ich mich in einen Bürger. Scamandros hat mir einen Ring gemacht, der anzeigt, dass ich zu sechs … zu mehr als sechs Zehntel … zauberisch kontaminiert bin, und das ist irreversibel. Also werde ich ein Bürger, richtig?«
    »Dein Körper nimmt eine unsterbliche Form an, das ist offensichtlich«, erwiderte der Alte. »Aber nicht alles aus unsterblichem Fleisch ist ein Bürger. Vergiss nicht, die Architektin hat die Sterblichen der Erde nicht erschaffen. Sie erschuf den Stoff des Lebens und säte ihn in der gesamten Schöpfung aus. Ihr Sterblichen habt euch daraus entwickelt und seid folglich, auch wenn sie das immer gerne gedacht hat, nicht ihr unmittelbarer Entwurf. Es gehört mehr zu dir – und zu allen Sterblichen – als nur das Fleisch, das dir als Hülle dient.«
    »Aber kann ich wieder ein normaler Junge werden?«
    »Ich weiß es nicht.«

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