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Maechtiger Samstag

Maechtiger Samstag

Titel: Maechtiger Samstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Gipsabdrücke und die Rattenhaare waren verschwunden und die Flasche Aktivtinte leer. In der einen Hand hielt Scamandros die Dose mit der grauen Farbe und in der anderen den großen Pinsel.
    »Also gut, Kleider runter! Ich muss Euch anmalen.«
    Susi nahm ihren ramponierten Hut ab und fing an, ihren Mantel aufzuknöpfen.
    »Augenblick mal, äh, warte einen Moment!« Arthur errötete. In der Glorreichen Armee der Architektin hatte er sich an gemischte Waschräume gewöhnt, wo sie sich allerdings nie völlig ausgezogen hatten. Aber da war er mit Bürgern zusammen gewesen. Susi hingegen, obwohl er es meistens vergaß, war praktisch ein normales Menschenmädchen. »Warum müssen wir unsere Kleider ausziehen?«
    »Die Farbe wirkt umgestaltend – sie wird euch darauf vorbereiten, eine Erhobene Ratte zu werden«, antwortete Scamandros. »Die Aktivierung werde ich auf die Käserinde schreiben, und dann, wenn ihr sie esst, werdet ihr zu Erhobenen Ratten werden. Glaube ich.«
    »Okay«, murmelte Arthur. Er drehte sich um, um aus dem Fenster zu sehen, und entkleidete sich zögerlich.
    »Wenigstens gibt’s hier keine Bibliophagen, die an allem Geschriebenen rumknabbern woll’n«, sagte Susi. »Auf deinen anderen Sachen hat überall was gestanden, Arthur. Macht man das dieser Tage so zu Hause?«
    »Ja«, sagte Arthur. Er holte tief Luft und zog seine Unterwäsche aus. »Fangen Sie an zu malen, Scamandros.«
    »Er bemalt mich zuerst!«, teilte Susi ihm mit. »Wirst wohl warten müssen. Iiih, das is aber mal ’ne kalte Farbe!«
    Arthur verkniff sich den Befehl an den Zauberer, sich zu beeilen, und konzentrierte sich auf den Blick aus dem Fenster. Er wusste nicht, was er mit seinen Händen anstellen sollte: Nackt dazustehen und die Arme in die Hüften zu stemmen kam ihm lächerlich vor, aber das Gleiche galt auch dafür sie einfach hängen zu lassen. Schließlich verschränkte er sie vor der Brust, obwohl er dachte, dass das vermutlich auch nicht gut aussah.
    »In Ordnung, Lord Arthur, los geht’s!«, sagte Scamandros. Im nächsten Moment spürte Arthur einen Klatsch kalter Flüssigkeit am Rücken und fuhr zusammen.
    »Ruhig halten!«, wies Scamandros ihn an. »Wir haben keine Farbe zu verschwenden!«
    Arthur biss die Zähne zusammen und stand sehr still, während Scamandros rasch von Kopf bis Fuß Farbe auf seinen Körper auftrug.
    »Sehr gut, Lord Arthur! Dreht Euch um, wenn ich bitten darf.«
    Arthur schloss die Augen und drehte sich langsam um. Im selben Augenblick klopfte es an die Tür, und eine Erhobene Ratte rief: »Habe hier den Käse für Euch, Sir! Werde ihn einfach hier hinlegen!«
    »Arme hoch, Lord Arthur!«, sagte Scamandros vergnügt.
    Arthur kniff die Augen noch fester zusammen und hob schnell die Arme. Er konnte nicht anders, als noch einmal zusammenzuzucken, als die Farbe mit einigen empfindlichen Gegenden in Berührung kam.
    »Ihr seid fertig!«, verkündete Doktor Scamandros.
    Arthur machte die Augen auf und blickte an sich hinab. Er hatte erwartet, sich grau angestrichen zu sehen. Stattdessen sah er ein feines, grauschwarzes Fell, das ihn von den Fesseln bis zu den Handgelenken wie ein haariger, nasser Anzug bedeckte.
    Obwohl das Fell in gewissem Maße seinem Schamgefühl Rechnung trug, setzte Arthur sich schnell hin, schlug die Beine übereinander und legte sich seine Jacke über den Schoß.
    »Schwänze werdet ihr leider keine haben«, sagte Scamandros betrübt. »Das war nicht zu machen. Aber viele Ratten gehen ohne – haben’sie in Seegefechten verloren und dergleichen.«
    Er hob die Käsescheibe auf, brach sie in zwei gleiche Teile und fing an, sie mit einer Pfauenschreibfeder zu beschreiben, die er in ein winziges Fläschchen Aktivtinte tauchte.
    »Ich könnt mich an Fell gewöhnen«, stellte Susi fest. »Spart’s Kleiderwechseln und Waschen.«
    Arthur zog die Augenbrauen hoch.
    »Ich wasch sie ja wohl!«, protestierte Susi. »Und wechseln tu ich sie auch! ’ne Menge Bürgerkleider reinigen sich selbst, musst du wissen. Und nähn sich selber um, um zu passen. Ich frag mich, ob dieses Fell im Regen eklig wird?«
    »Der Käse ist fertig«, sagte Doktor Scamandros. Er hielt die zwei Stücke hoch, beide annähernd rechteckig und ungefähr fünfundzwanzig Zentimeter lang.
    »Müssen wir die ganz aufessen?« Die Aussicht schien Arthur nicht zu begeistern.
    »Hmmm, vielleicht nicht.« Scamandros zögerte. »Etwa zwei Drittel sollten ihren Zweck erfüllen … aber besser wäre es, auf Nummer sicher zu

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