Maechtiger Samstag

gehen.«
    »In Ordnung«, sagte Arthur. »Jetzt brauchen wir nur noch Kapitänleutnant Feinschnurrh, damit er die Nebukadnezar aufmacht – oh, beinah hätt ich ’s vergessen! Sie wollten mir noch etwas geben, um den Schlüssel einzuwickeln.«
    Doktor Scamandros nickte und stöberte einige Augenblicke in seinem Mantel, dann zog er ein zerknittertes, metallisch schimmerndes Stück Stoff heraus, das einem zerdrückten Hut aus Alufolie nicht unähnlich sah. Er strich es glatt und drückte die Ränder auseinander, wonach erkennbar wurde, dass es sich um eine kleine rechteckige Tüte handelte.
    »Steckt den Schlüssel hier hinein, und sie werden ihn nicht erschnüffeln können«, sagte er und reichte Arthur die Tüte. »Zumindest nicht, wenn sie nicht sehr nah dran sind und danach suchen.«
    Arthur tat wie geheißen. Er zog die Kordel daran fest zu und lockerte sie gleich darauf wieder, um auch Elefant hineinzutun. Danach, als er die Tüte schon fast wieder geschlossen hatte, legte er noch das Medaillon des Mariners dazu, das er an einer provisorischen Zahnseidekette um den Hals trug. Als alle drei Gegenstände sicher in der Tüte verstaut waren, zog er die Kordel endgültig zu und band sie sich ans linke Handgelenk.
    »Der Käse wird Eure Verwandlung vollständig machen«, erklärte Scamandros.
    »Bis auf die Tatsache, dass die Erhobenen Ratten normalerweise Kleider tragen, also werden wir auch welche brauchen«, wandte Arthur ein. »Wir sollten uns ein paar Matrosenhosen oder irgendwas besorgen. Ist was in der Truhe da drüben drin?«
    Niemand rührte sich.
    »Sieh mal bitte nach, Susi!«, sagte Arthur.
    Endlich schlenderte Susi hinüber, riss die Truhe auf und kramte darin herum, worauf sie mehrere sehr feine Uniformen zutage förderte, die Kapitänleutnant Feinschnurrh gehören mussten. Susi warf Arthur eine Bundhose und ein weißes Hemd zu und zog selbst eine ähnliche Garnitur an. Sie warf einen sehnsuchtsvollen Blick auf einen langen Frack mit wirbelnden azurblauen Mustern, bevor sie ihn widerstrebend in die Truhe zurücklegte.
    »Behaltet meine Sachen im Auge, Doc!«, sagte sie zu Scamandros. »Ich will sie demnächst wiederhaben.«
    »Ich schätze, wir sind jetzt so weit«, meinte Arthur. Er sah zu Susi hinüber und hielt seinen Käse hoch. Sie hob ihr Stück an, als ob sie einen Trinkspruch ausbringen wollte.
    »Lass uns essen!«, sagte Arthur und biss in seinen Käse.
    Es war kein besonders schmackhafter Käse. Arthur schluckte einen zweiten großen Bissen herunter, dann wurde ihm plötzlich sehr übel, und die Kajüte schwankte so heftig wie noch nie. Er wollte etwas über Seekrankheit und den verstärkten Seegang sagen, hielt dann aber inne: Ihm war schwindlig, weil er schrumpfte und die Augen sich in seinem Kopf bewegten. Sein Gesichtsfeld veränderte sich – alles war schwerer zu erkennen, aber dafür konnte er viel mehr an den Seiten sehen. Auch war die Kajüte heller als vorher.
    »Ausgezeichnet!«, rief Scamandros. Ein tätowiertes Rudel Ratten kam unter seinem Halstuch heraus und lief am Haaransatz hoch. »Es funktioniert!«
    »Ja«, sagte Arthur. Er blickte hinab auf seine seltsamen, verkürzten Arme und die rosa Pfoten. »Ich bin eine Erhobene Ratte.«
    Seine Stimme war heiser und heller. Er hob die linke Pfote, um zu überprüfen, ob die Tüte mit seinen Kostbarkeiten noch da war. Sie fühlte sich viel schwerer an als vorher, aber sie war sicher befestigt.
    Langsam und mit ungeschickten Pfoten fing Arthur an, sich anzuziehen, doch schon bald hatte er sich an seine neuen Extremitäten und sein neues Gesichtsfeld gewöhnt. Er hatte gerade den letzten Hosenknopf zugeknöpft, als Kapitänleutnant Feinschnurrh klopfte und ohne eine Antwort abzuwarten die Kajüte betrat. Er salutierte vor Arthur, der seinerseits grüßend die Schnauze neigte.
    »Bereit für die Nebukadnezar, Lord Arthur?«, fragte Feinschnurrh.
    »Jawohl«, antwortete Arthur.
    »Sehr hübsche Kleider habt ihr da an, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf«, sagte Feinschnurrh vergnügt. »Hervorragender Geschmack. Und jetzt, eine Drehung hier, eine Drehung auf der anderen Seite …«
    Geschickt entfernte er das Drahtgeflecht, von dem der Korken an Ort und Stelle gehalten wurde, und drehte behutsam den mächtigen Korken Stück für Stück aus dem Flaschenhals, jede Drehung begleitet von einem ekelhaften Fingernagel-Schiefertafel-Quietschen. Dann kam er mit einem überraschend bescheidenen Plopp frei, und Feinschnurrh hielt ihn taumelnd