Maechtiger Samstag
Stoffsack bei sich, auf dem WÄSCHEREI stand. Er drehte ihn um und kippte einen Haufen Kleider und Stiefel auf den Boden.
»Bedient Euch!«, forderte er sie auf. »Die Sachen müssten sich Eurer Größe anpassen, wenn sie nicht abgenutzt sind. Zur Sicherheit habe ich gleich mehrere Garnituren mitgehen lassen.«
Die Kleider waren dreckige, weiße Arbeitsanzüge, die mit zahlreichen Taschen ausgestattet waren. Arthur hob einen auf und zögerte einen Augenblick, dann streifte er seine Lumpen ab und zog, so schnell er konnte, den Overall an. Sofort passte dieser sich den Maßen seines neuen Trägers an, bis er wie angegossen saß. Selbst einige Ölflecken bewegten sich hin und her, um neue Positionen einzunehmen, was nicht ganz ohne Gezänk um die besten Stellen vonstattenging.
»Merkwürdige Kleider«, sagte Susi zweifelnd. Sie zog ebenfalls einen Arbeitsanzug an, riss aber einen blauen Streifen von ihren alten Fetzen ab und nahm ihn als Gürtel.
»Ihr werdet im Magazin Werkzeuggürtel bekommen«, sagte Stachelborste.
»Ich hab’s gern ein bisschen farbig«, erwiderte Susi naserümpfend.
»Vergesst nicht die Stiefel«, empfahl Stachelborste. »Ihr werdet sie fürs Klettern und Springen und was weiß ich noch brauchen.«
»Klettern und Springen?«, fragte Arthur. Er setzte sich hin und zog ein Paar an. Sie waren aus weichem Leder und hatten eigenartige Sohlen mit lauter winzigen Tentakeln, die an eine Seeanemone erinnerten. Als Arthur sie berührte, packten sie seine Finger.
»Alles, was sich oberhalb des Erdgeschosses hier befindet, setzt sich aus Schreibpulteinheiten zusammen«, führte Stachelborste aus. »Das sind offene Eisenkäfige mit Gitterböden, übereinander geschichtet und untergebracht in einem Gerüst aus Führungsschienen und von Schaltketten nach oben, unten und zur Seite bewegt. Die Pfeiferkinder hier sind Mechaniker – sie ölen die Ketten, räumen Hindernisse aus dem Weg, warten die Rohrpostanlage und so weiter.
Das erfordert viel Klettern und Springen und dergleichen. Wenn Ihr vorhabt, Euch im Oberen Haus umzusehen, dann müsst Ihr ins Schmieraffenbild passen.«
»Wer sagt, dass wir uns im Oberen Haus umsehen wollen?«, fragte Arthur misstrauisch.
Vielleicht sollte ich diese Ratte jetzt töten, drängte sich ihm ungebeten ein Gedanke auf. Sie weiß zu viel, und wahrscheinlich brauche ich sie sowieso nicht mehr … Stopp! … Stopp! Ich will diese Gedanken nicht …
»Die Nachricht, die durchkam und mich von Eurem Eintreffen in Kenntnis gesetzt hat«, erwiderte Stachelborste. »Darin hieß es, Ihr wärt auf der Suche nach etwas und man solle Euch jede angemessene Unterstützung gewähren.«
»Ja«, sagte Arthur und hielt die widerlichen, selbstsüchtigen Gedanken, die in den Tiefen seines Kopfes rumorten, streng unter Kontrolle. »Ich danke Ihnen. Wir suchen tatsächlich etwas. Genau genommen –«
Er holte Atem und beschloss, es zu wagen. Er musste anfangen, den Leuten zu vertrauen, auch wenn es sich dabei zufällig um Erhobene Ratten handelte. Oder um Bürger. Oder Pfeiferkinder.
»Ich suche Teil Sechs des Vermächtnisses der Architektin, der hier irgendwo in einer Falle sitzt oder gefangen gehalten wird. Haben Sie etwas darüber gehört?«
Stachelborste nahm den Hut ab und kratzte sich am Kopf. Dann nahm er die Maske ab und kratzte sich an der Nase. Dann setzte er beides wieder auf und sagte: »Nein, ich fürchte nicht. Die Schmieraffen könnten –«
»Vielleicht«, sagte Arthur. »Aber ich will sie zuerst überprüfen, also behalten Sie es im Moment noch für sich. Denken Sie daran, wir sind gerade erst aus der Armee entlassen und zwischen den Ohren gewaschen worden.«
»Aye, ich werde daran denken«, versicherte Stachelborste. »Wir können gut mit Geheimnissen umgehen, wir Erhobenen Ratten. Seid Ihr bereit aufzubrechen?«
Die Frage war an Susi gerichtet, die gerade mit einer ihrer Stiefelsohlen spielte.
»Denke schon«, antwortete sie und zog ihr Schuhwerk an. »Den Tunnel da runter?«
»Ja, wir müssen wie gesagt den Zauberkundigen Zaungästen aus dem Weg gehen«, erklärte Stachelborste. »Bis zum nächsten Hochwasser haben wir eine gute Stunde Zeit.«
»Wie können Sie das wissen?«, fragte Arthur mit einem Blick zum Fenster. »Kommt das nicht auf die Regenfälle an?«
»Ja und nein«, meinte Stachelborste, während er als Erster die Leiter hinabstieg. »Seht Ihr, hier regnet es immer und stets dieselbe, gleichbleibende Menge. Das macht das Durchqueren der
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