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Maechtiger Samstag

Maechtiger Samstag

Titel: Maechtiger Samstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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denn sonst hätten sie ihn furchtbar eingeengt.
    »Regen«, meldete Susi, »und sonst nicht viel. Da ist ein sehr hohes Gebäude mit jeder Menge grünen Lichtern.«
    »Autsch!«, rief Arthur. Seine Pfoten hatten sich in Hände zurückverwandelt, aber nicht mit Zucken aufgehört, sodass er sich die Finger am Boden stieß. »Das reicht jetzt! Aufhören!«
    Seine Hände kribbelten und hielten still. Arthur lockerte die Finger und seufzte erleichtert auf: Er war wieder er selbst, und sein Körper gehorchte ihm.
    Susi kletterte herunter, und sie gingen zusammen zu der Bodenklappe, um einen Blick nach unten zu werfen. Eine rostige Eisenleiter führte zu einem Gewölbegang hinab, der mit kleinen roten Backsteinen verkleidet war. In seiner Mitte floss ein dünnes Rinnsal, aber die Feuchtigkeit an den Wänden ließ keinen Zweifel, dass das Wasser bis fast an die Bodenklappe stieg, wenn es seinen Höchststand erreichte, so wie noch vor ein paar Minuten, bevor die Erhobene Ratte hinuntergesprungen war.
    Sofort machte Susi Anstalten, die Leiter hinunterzuklettern, aber Arthur zog sie zurück.
    »Nicht so schnell! Lass uns auf Stachelborste warten! Wir brauchen anständige Kleider. Außerdem könnte hier jederzeit noch einmal Wasser durchschießen.«
    »Ich wollt ja nur mal ’n Blick reinwerfen«, grummelte Susi.
    »Was macht deine Schnittwunde?«, erkundigte sich Arthur.
    Susi befühlte ihren Bauch durch das zerrissene Hemd.
    »Ist weg!«, rief sie verwundert aus. »Das war mindestens ’n Vier-Tage-Schnitt, aber hallo!«
    »Ist wohl bei der Verwandlung geheilt«, mutmaßte Arthur.
    »Vielleicht werd ich den alten Doc ja doch nicht treten«, meinte Susi fröhlich.
    »Ich bin froh, dass es dir besser geht.« Arthur kniete sich hin und spähte in den Hochwasserkanal hinab. Obwohl dieser überhaupt nicht beleuchtet war, konnte er seinen Verlauf wenigstens zehn oder zwölf Meter weit erkennen. Das veranlasste ihn, noch einmal über seine Augen nachzudenken, und er sprang wieder auf und betrachtete Susi besorgt. Ihre Augen sahen aus wie immer: dunkelbraun, neugierig und wachsam.
    »Susi«, sagte er. »Ich habe doch keine Rattenaugen behalten, oder?«
    »Nee. Sind strahlend blau – kornblumenblau nennen die Tintenarbeiter die Farbe. Nur dass deine irgendwie glühen. Schätze, das hat was mit den Schlüsseln zu tun, die dich in einen … keine Ahnung, in was sie dich verwandeln.«
    »In einen Bürger«, sagte Arthur niedergeschlagen.
    »I wo!«, widersprach Susi. »Nicht mal ein höherer Bürger sieht so aus wie du. Wenn dieser Stachelborste zurückkommt, klatschen wir dir am besten ’n bisschen Schmiere ins Gesicht, damit du als einer von uns durchgehst.«
    Man kann mich nicht einmal mehr für ein Pfeiferkind halten, dachte Arthur mit unerwarteter Traurigkeit.
    Susi spürte, in welcher Stimmung er war, und legte den Kopf schief.
    »Du wirst immer Arthur Penhaligon bleiben«, sagte sie. »Nicht der Hellste, nicht der Tapferste, aber zu allem bereit. So seh ich dich jedenfalls. Ein bisschen wie ein kleiner Bruder, nur dass du jetzt größer bist als ich.«
    Sie machte eine Pause und runzelte die Stirn. »Ich glaube, ich hatte einmal einen kleinen Bruder. Ich weiß nicht, ob es hier war oder damals zu Hause, oder was …«
    Sie hörte auf zu reden, und kurz trafen sich ihre Blicke. Beide mussten an die Unwahrscheinliche Treppe und ihren Besuch in Susis ursprünglicher Heimat denken, damals auf der Erde, in ferner Vergangenheit: eine Stadt in den Klauen der Beulenpest. Falls Susi einmal einen Bruder gehabt hatte, so war er wahrscheinlich schon als Kind gestorben, hingerafft von der Krankheit. Das erinnerte Arthur an die Seuchen zu Hause, die modernen, und an das Krankenhaus und an den Skelettjungen, der einmal seine Stelle eingenommen hatte, und an seinen Bruder, der ihn wegen des Kernwaffenangriffs auf das Ostbezirkskrankenhaus angerufen hatte. Er fühlte in seinem Bauch die Angst aufwallen und meinte, unter der Verantwortung fast zu ersticken. Er musste das Vermächtnis finden und Samstag besiegen und rechtzeitig nach Hause zurückkehren, um etwas gegen den Nuklearschlag zu unternehmen, bevor es zu spät war …
    »Mit Atmen aufzuhören ist keine gute Idee«, sagte Susi und unterbrach Arthurs Panikanfall, indem sie ihm auf den Rücken schlug, und plötzlich holte er tief Luft.
    »Ich weiß«, sagte er. »Es ist nur, es ist nur –«
    »Ahoi da, Kinder!«
    Stachelborste kam aus dem Hochwasserkanal geklettert; er hatte einen großen

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