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Maechtiger Samstag

Maechtiger Samstag

Titel: Maechtiger Samstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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verwandelten sich in zwei Paar Füße.
    »Wäre auch besser!«, schnaubte Susi. »Danke, Arthur.«
    Sie kroch vom Schacht weg, und nach kurzem Zögern auch Arthur. Bei den rapiden Veränderungen an seinem Körper bestand die Gefahr, wieder hineinzustürzen, wenn er sich zu dicht am Rand aufhielt.
    »Ich werde die Lage erkunden, während Ihr zur Ruhe kommt«, sagte Stachelborste. »Die Schmieraffen – so nennen sich die Pfeiferkinder hier – haben ein Magazin auf der anderen Seite, und wir sind hier über ein Kanalisationsrohr damit verbunden. Wir können nicht im Freien hinübergehen, weil das Magazin von einer Abteilung Zauberkundiger Zaungäste bewacht wird, aber ich werde durch das Rohr flitzen, ein paar Worte mit den Schmieraffen wechseln und Euch Kleider besorgen.«
    »Verraten Sie ihnen nicht unsere richtigen Namen!« Seine Nase juckte unerträglich, aber er hatte nicht genug Kontrolle über seine Arme, um sich kratzen zu können. »Sagen Sie ihnen … äh … sagen Sie ihnen, wir seien aus der Armee entlassene Pfeiferkinder, die gerade zwischen den Ohren gewaschen wurden und sich augenblicklich weder an ihre Namen noch an sonst was erinnern können.«
    »Aye, aye«, bestätigte Stachelborste. Er ging zu einer nahe gelegenen Klappe im Boden und hob sie an. Sofort hörte man laut Wasser rauschen – eine ganze Menge Wasser.
    »Muss ein paar Minuten warten«, sagte er. »Das hier ist ein Hochwasserkanal – nimmt hin und wieder mal eine Überflutung auf. Die Wahl des richtigen Zeitpunkts ist alles, wie es so schön heißt.«
    »Ruhe!«, befahl Arthur plötzlich. Er setzte sich auf, so gut es mit seinem gummiartigen Hals ging, und spitzte lauschend sein eines Rattenohr. Im Rauschen der Wassermassen hatte er einen unverwechselbaren Ruf vernommen und gleichzeitig ein vertrautes Zwicken im Kopf gespürt.
    »Arthur!«
    Es war das Vermächtnis, das seinen Namen rief. Aber die Stimme entfernte sich bereits. Obwohl die anderen ganz still waren, konnte er jetzt nur noch fließendes Wasser, das Rasseln der Kette im Schacht und das entfernte Stampfen der unterirdischen Maschinen hören.
    »Habt ihr das gehört?«, fragte er. »Jemand hat mich gerufen.«
    »Nee«, sagte Susi, die gerade wieder ihr Äußeres begutachtete. Die zerrissenen Fetzen ihrer Rattenkleidung wirkten an ihr gar nicht so deplatziert, wenn man ihre übliche Kleiderwahl bedachte. »Hab gar nix gehört.«
    »Ich fürchte, ich auch nicht«, sagte Stachelborste. »Und mit meinen Ohren habe ich manch einen Hörwettbewerb in der Flotte gewonnen!«
    »Macht nichts.« Es muss in meinem Kopf gesprochen haben, dachte er. So wie der Karpfen neulich … nur von sehr weit weg. Oder das Vermächtnis konnte seinen Fesseln vielleicht nur einen Moment lang entkommen …
    Das Rauschen des Wassers erstarb. Stachelborste schwenkte seinen Hut über dem Kopf und sprang hinunter. Arthur und Susi konnten das Platschen hören, als er im Kanal landete.
    »Da oben ist ein Fenster«, sagte Susi und zeigte auf eine große, vergitterte, schmutzige Scheibe voller Wasserspritzer, die in ungefähr vier Meter Höhe in die vernietete Eisenwand eingelassen war. »Wenn ich an den Flaschen hochklettere und mich ganz oben auf die große gelbe stelle, dann müsst ich eigentlich rausgucken können.«
    Das Fenster ließ ein gedämpftes, graues Licht herein. Arthur wurde zum ersten Mal bewusst, dass sich sein nächtliches Sehvermögen verbessert hatte, denn er konnte alles deutlich erkennen, obwohl das Lager nur von einer trüben Laterne beleuchtet wurde, und die sechs Fenster, die alle in derselben Wand eingelassen waren, dem Raum nur wenig zusätzliches Licht zuführten.
    »Susi, wie hell ist es hier drin?«, fragte er.
    »Hier drin? Das Licht ist reichlich funzelig, die Fenster machen es nich viel besser«, antwortete Susi, die gerade von einem Flaschenhals zum andern wie über eine Treppe auf ihr erwähltes Fenster zukletterte. »Ich schätze aber, draußen ist heller Tag, nur dass es regnet.«
    »Was kannst du sehen?« Arthur war jetzt fast wieder er selbst, abgesehen von seinen Händen, die noch Pfoten waren und ihm nicht gehorchen wollten. Sie zuckten und zappelten auf höchst lästige Weise, und schon mehrmals hatte er sich selbst ins Gesicht geschlagen und hätte wohl noch mehr einstecken müssen, wenn er nicht wenigstens die Kontrolle über Arme und Hals wiedererlangt hätte, sodass er sich wegdrehen konnte. Auch seine Kleider hingen in Fetzen an ihm herab, was vermutlich ganz gut war,

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