Maechtiger Samstag
Bürger eigentlich auch mal an ihren Schreibpulten?«, fragte Arthur. Er überlegte, wie er den Vorfall kaschieren könnte. Sie waren von Zauberern umgeben, von Tausenden …
»Sie schlafen immer an ihren Schreibpulten«, erwiderte Alyse. »Aber jetzt ist nicht Nacht, oder? Ich hätte dich doch von der Großen Kette stoßen sollen!«
Sie waren jetzt noch vier Stockwerke von ihrem Ziel entfernt. Arthur konnte Susi sehen, die sich über den Rand lehnte und ihn beobachtete. Sie winkte wieder. Arthur antwortete, indem er sich aufgeregt an seiner Mütze kratzte und die Hände in die Luft warf; hoffentlich würde sie die Geste dahin gehend interpretieren, dass ihnen ernsthafter Ärger bevorstand. Nicht dass es irgendetwas gab, was Susi hätte tun können.
Ihm fiel selbst nicht mehr ein, als den Fünften Schlüssel herauszuholen, mit einem Überraschungsangriff möglichst viele Zauberkundige Zaungäste und Zauberer zu töten und den Schlüssel anschließend zur Flucht zu benutzen. Aber damit wäre das Vermächtnis nicht befreit, und eine Rückkehr in Samstags Domäne würde mehr als schwierig werden, selbst jetzt, wo er den Turm gesehen hatte und den Schlüssel zum Transport einsetzen könnte, denn schließlich würden dann all diese Zauberer gerade auf ein solches Manöver achtgeben.
»Ist es jemals vorgekommen, dass einer sich weiter unter seinem Schreibpult versteckt hat, nachdem er aufgestiegen ist?«, wollte er von Alyse wissen.
»Natürlich nicht! Manche haben Jahrtausende darauf gewartet, befördert zu werden! Sie kommen heraus und tanzen auf ihren Pulten. Oder fangen an, Zaubersprüche zu wirken, um Wasser aufzufangen und auf ihre ehemaligen Kollegen zu schütten.«
Noch drei Stockwerke weit weg und lauter Zauberkundige Zaungäste um den Rand des zeitweiligen Schachtes, die düster herabstarrten.
»Tja«, meinte Arthur. »Ich sollte besser etwas unternehmen.«
»Und was?«, fragte Alyse.
»Das«, antwortete er und hielt den Regenschirm so, dass er und ein Teil des Schreibpults vor den Augen der Zauberkundigen Zaungäste verborgen waren.
Alyse sah ihm verwundert, dann entsetzt zu, wie er plötzlich mit seinem Schraubenschlüssel ausholte und die grüne Schreibtischlampe zerschmetterte, die mit einem heftigen Knall Funken sprühend zerplatzte. Eine Feuerwand schoss in die Höhe und verwandelte den Regen in eine Dampfwolke, die Arthur den Blicken neugieriger Zuschauer entzog.
Arthur sprang in die Ecke und stieß seinen Schraubenschlüssel in die aufsteigende Kette. Unter Aufbietung seiner ganzen übernatürlichen Kraft versuchte er, eines der Glieder aufzubrechen, aber der Schlüssel verbog sich in der Mitte und brach ihm in der Hand ab. Mit dem abgebrochenen Schlüsselkopf darin setzte die Kette ihren Aufstieg fort, und das Büro setzte seinen Aufstieg ebenfalls fort … ungefähr zwanzig Zentimeter weit. Dann ertönte ein fürchterliches Kreischen, ein Ruck ging durch das Büro und es senkte sich auf der einen Seite nach oben und auf der anderen nach unten. Arthur, Alyse, das Schreibpult und die bewusstlose Bürgerin rutschten auf ein angrenzendes Büro zu.
»Abschalten!«, schrie Alyse durch den Schacht nach oben, während sie gegen das Schreibpult trat, um es in eine Ecke zu bugsieren. »Kettenbruch! Abschalten! Kettenbruch!«
Vom Dampf verborgen, hielt Arthur die Bürgerin fest, um sie am Wegrutschen zu hindern, aber das Büro hob sich auf der anderen Seite weiter an, sodass der Boden sich noch stärker neigte.
»Schaltet sie ab!«, schrie Alyse.
Darauf verstummte das Kreischen der Kette. Mit einem letzten Vibrieren und dreißig Grad Schieflage kam das Büro zum Stillstand. Zischend erstarben die Flammen aus der grünen Lampe, und der Dampf zog ab. Schnell legte Arthur die Bürgerin so gegen das eingeklemmte Schreibpult, dass es aussah, als habe sie sich bei dem Zwischenfall den Kopf angeschlagen und das Bewusstsein verloren.
»Wer könnte wissen, wo das Wasser hinfließt?«, fragte Arthur Alyse eindringlich.
»Wie kannst du es wagen!«, lautete Alyses Antwort. »Wir hatten so einen guten Ruf!«
»Es gibt Wichtigeres«, erwiderte Arthur kalt. »Zum Beispiel, dass das ganze Haus und das gesamte Universum zerstört werden, wenn ich nicht dagegen einschreite. Also hör auf zu jammern und sag mir, wer wissen könnte, wohin das ganze Regenwasser fließt!«
Alyse schnitt eine Grimasse und spähte nach oben, sodass der Regen auf die Gläser ihrer Schutzbrille trommelte. Dann sah sie Arthur wieder
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