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Mädchen im Moor

Mädchen im Moor

Titel: Mädchen im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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liege ick bei Willi im Bett … das ist mir das alles wert!« Hilde Marchinski tippte auf die Karte, ihr Gesicht war voller Entschlossenheit. »Ob Knast oder offene Anstalt – ich halt's nicht aus! Und mit der Gumpertz fange ich nicht an … Die haben alle gut reden von wegen Besserung und Umerziehung … Wer mal so weit unten ist wie ich, der stinkt immer aus der Haut, und wenn man sie noch so viel badet –«
    »Das wird sie nie begreifen.« Käthe Wollop stieß Monika Busse in die Seite. »Geh, stell dich an die Tür und guck, ob die Spange kommt. Für scheue Rehlein ist hier kein Revier –«
    »Ihr seid so gemein.« Monika Busse stand auf. Sie spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Da biß sie auf die Lippen und versuchte, die Tränen zurückzudrängen. »Wildmoor ist viel zu schade für euch –«
    Es war, als sei die Decke herabgestürzt. Auch Monika Busse erkannte es, kaum daß sie die Worte ausgesprochen hatte. Hilde Marchinskis Kopf zuckte nach vorn, Käthe Wollop drehte sich langsam und mit gefährlicher Kälte um. Dann sprangen sie auf und stürzten auf Monika wie zwei hungrige Raubtiere. Mit einem wilden Satz flüchtete Monika auf den Flur und ballte die Fäuste zur Abwehr.
    »Ich schreie!« sagte sie zitternd. »Ich schreie wie am Spieß …«
    »Komm ins Zimmer, du Feigling«, zischte Käthe Wollop.
    »Du kannst nicht den ganzen Tag und auch die Nacht da stehen.« Hilde Marchinski wandte sich ab. »Komm, Käthe … wir haben Zeit –«
    »Ich habe euch nichts getan«, keuchte Monika.
    »Du bist ein widerliches Hurenbalg!« Käthe Wollop trat hinaus auf den Flur. Aber sie blieb einen Schritt vor Monika stehen und sah sie aus kalten, mitleidlosen Augen an. »Merk dir eins: Wenn du uns verpfeifst, wirst du als Krüppel weiterleben! Verstanden?!«
    »Aber ich will euch doch nicht –« Monikas Stimme versagte vor Angst und Entsetzen.
    »Du bist eine von uns … ob du willst oder nicht. Du hast genauso Dreck am Stecken wie wir. Von mir aus bessere dich, das ist deine Privatangelegenheit. Aber solange du mit uns zusammenlebst, hast du die Schnauze zu halten und das zu tun, was wir auch tun. Und wenn es absolut nicht geht, dann sieh und höre nichts – dann lassen auch wir dich in Ruhe.«
    »Das … das will ich ja, Käthe.«
    »Also gut! Komm wieder rein!«
    »Nein.« Monika schüttelte wild den Kopf. »Ich habe Angst vor euch.«
    »Ein Ganovenwort gilt mehr als das Ehrenwort eines Edelmannes – das solltest du wissen! Wir tun dir nichts … und die Bemerkung vorhin … ich hab's vergessen! Los, hilf mit, die Karte kleben –«
    Zögernd kam Monika Busse wieder ins Zimmer. Hilde Marchinski saß schon wieder am Tisch und klebte. Vivian v. Rothen stand am Fenster und starrte hinaus über das Moor.
    »Ich weiß ein Versteck«, sagte sie plötzlich. Hilde sah erstaunt auf.
    »Oh, die Baronesse hat eine Idee.«
    »Im Spülkasten vom Klosett.«
    »Verrückt!« Käthe Wollop tippte an die Stirn. »Da weicht sie doch auf!«
    »Man legt sie in einen Plastikbeutel.«
    »Und woher nehmen wir den Beutel?«
    »Ich habe von der letzten Abrechnung noch fünf Mark übrig.« Vivian v. Rothen faßte in die Tasche und legte das Geld auf den Tisch. »Für neun Mark bekommt man eine Garnitur Gesichtscreme, Gesichtswasser und Zahnpasta … in einem Plastikbeutel. Es fehlen nur vier Mark –«
    »Das ist wirklich eine Idee!« Hilde Marchinski sprang auf. »Aber die vier Mark. Ich hab nur noch eine.«
    »Und ich zwei«, sagte Käthe Wollop. »Ich hab mir gestern erst Strümpfe gekauft … für 'n Kirchgang …«
    »Fehlt eine Mark.« Sie sahen wie auf ein Kommando Monika Busse an. Aber sie zuckte ängstlich und bedauernd die Schultern.
    »Ich habe gar nichts. Ich bin doch erst kurze Zeit hier … ich habe noch keine Auszahlung bekommen. Das wißt ihr doch –«
    »Du hast gar nichts? Nichts heimlich?« Käthe Wollop schien es nicht zu glauben. Monika hob beide Arme.
    »Stellt mich auf den Kopf … wenn ihr etwas findet, könnt ihr mich blau schlagen –«
    »Laßt sie, sie hat wirklich nichts.« Vivian v. Rothen ging schnell aus dem Zimmer und kam nach wenigen Augenblicken mit einer Mark zurück. »Aus der heimlichen Sparbüchse.«
    »Sieh an, dieses Luder!« rief Hilde Marchinski anerkennend. »Und wer holt die Kosmetik?«
    »Monika. Bei der fällt's am wenigsten auf. Die hat noch nichts.« Käthe schob ihr das Geld über den Tisch zu. »Mach schnell – in einer halben Stunde ist die Kantine zu. Und laß dir ja nichts

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