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Mädchen im Moor

Mädchen im Moor

Titel: Mädchen im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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selbstsicher und mit kaltem Zynismus. »Bitte, nehmen Sie mich mit! Sie werden keine lange Freude an mir haben … außer diesem kleinen Fisch können Sie nichts nachweisen –«
    »Vielleicht doch. Da ist eine gewisse Monika Busse.«
    »Ach die?« Arberg machte eine gemeine, wegwerfende Handbewegung. »Was wollen Sie? Die hat gestanden und brummt jetzt! Hat sie etwa widerrufen? Und das glauben Sie? Seid ihr naiv auf dem Präsidium. Die will sich doch nur rächen oder wichtig machen, die kleine Hinterhof-Nutte …«
    Dr. Spieß senkte schweratmend den Kopf. »Was ist sie? Wiederholen Sie den Ausdruck noch einmal.«
    »Weil er so schön ist?« Arberg lachte laut. »Bitte schön: Hinterhof-Nutte –«
    Im gleichen Augenblick kam er sich vor wie in einer aus der Halterung losgerissenen Schaukel. Er segelte durch die Luft, drehte sich im Schweben, schien völlig schwerelos zu werden, sah den Fußboden näherkommen und spürte noch, wie er mit dem Kopf auftraf und es in seiner Hirnschale knackste. Dann rauschte es in seinen Ohren, er sah einen flammenden Tanz von bunten Kreisen, schüttelte sich und setzte sich dann auf, umgeben von einem Schwindel, durch den er sein Zimmer sah, als wiege es sich leicht in einem kreisenden Nebel.
    »Das war Nummer eins«, hörte er eine Stimme. »Die zweite Turnübung folgt gleich, wenn du nicht zu singen beginnst. Hast du begriffen, mein Junge?!«
    Rolf Arberg begriff schnell. Er gehörte zu den Männern, die Situationen ohne große Rückfrage klar erkennen. Er blieb auf dem Fußboden sitzen und starrte Dr. Spieß erwartungsvoll und lauernd an.
    »Was ist denn?« fragte er keuchend.
    »Das Spielchen, das wir jetzt miteinander spielen, ist außerhalb aller Gesetze. Ich weiß, daß man so etwas nicht tut … aber es bleibt mir keine Möglichkeit, mir aus dem Katalog der erlaubten Dinge das richtige auszusuchen. Es wäre bei dir auch sinnlos! Wenn wir miteinander klarkommen, pennst du drei Jahre Knast ab … darüber kommst du schon weg und bekommst außerdem neue Geschäftsverbindungen im Kahn … einigen wir uns nicht, gibt es keinen Schönheitschirurgen, der aus dir wieder ein Gesicht machen kann. Verstanden?«
    »Sie reden ja klar genug. Was wollen Sie überhaupt?«
    »Die Wahrheit über Monika Busse.«
    »Ach!« Rolf Arberg legte den Kopf zur Seite. Unter seiner Hirnschale hämmerte es. »Ich habe doch schon gesagt, daß es da –«
    »Lassen wir die Nummer zwei abfahren, mein Junge.« Dr. Spieß trat näher. Arberg zog die Beine an. Sein Gesicht wurde fahl vor Angst.
    »Warten Sie! Was haben Sie davon, wenn ich etwas sage?« schrie er heiser. »Vor Gericht werde ich erzählen, wie Sie das herausgeholt haben, und dann –«
    »Irrtum, mein Junge. Sieh mal hier –« Dr. Spieß öffnete seine Aktentasche, die er auf den Boden gestellt hatte und holte aus ihr ein kleines Transistor-Tonbandgerät. Arberg hob die Augenbrauen. Man sah, daß er überlegte, wie er aus dieser Situation herauskommen könnte. Aufstehen, sagte er sich. Das ist das erste. Wenn man steht, hat man eine andere Perspektive zu den Dingen. Von unten ist alles groß und man selbst ein Wurm. Er schob ein Bein unter das Gesäß. Dr. Spieß winkte ab.
    »Bleib sitzen, mein Junge. Daß bei dir manchmal die Anziehungskraft der Erde versagt, hast du gesehen. Oder willst du wieder fliegen?«
    »Sie sind ein ganz gemeiner Hund!« brüllte Arberg.
    »Mag sein.« Dr. Spieß nahm das Mikrofon in die linke Hand und stellte das Tonbandgerät neben den Fernsehapparat. Er schaltete kurz ein, nahm ein paar Takte der Schlagermusik auf, schaltete das Fernsehgerät ab und sagte ins Mikrofon: »Das waren ein paar Takte der Fernsehsendung ›Schlagermagazin‹. Wir haben jetzt den 18. Dezember, abends 20.45 Uhr. Ich stehe hier in einem Zimmer des Hauses Bormeisterstraße 19, vierter Stock, rechts.« Er stellte das Tonband ab und sah hinunter auf Rolf Arberg. »Sie werden jetzt gleich alle Fragen, die ich Ihnen stelle, wahrheitsgemäß beantworten«, sagte Dr. Spieß. Daß er plötzlich Sie sagte, bewies Arberg, wie ernst und amtlich es wurde. »Und Sie werden vorher sprechen: Ich mache diese Aussagen freiwillig, ohne Zwang, aus dem Gefühl der Schuld heraus …«
    »Sehe ich so blöd aus?« schrie Arberg.
    »Du wirst überhaupt kein Aussehen mehr haben, mein Junge, wenn du nichts sagst.«
    »Und was soll das alles?«
    »Das erkläre ich dir, wenn's vorbei ist. Also … fangen wir an?«
    »Nein!«
    »Gut!« Dr. Spieß legte das Mikrofon aus

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