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Mädchen im Moor

Mädchen im Moor

Titel: Mädchen im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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waren Situationen, die Willi mannhaft überstand, indem er Lotte mit seiner Männlichkeit überzeugte, daß er Hilde quasi vergessen habe und nichts über eine gewisse Reife gehe. Seelisch allerdings litt er darunter, saß oft auf einem Barhocker in einer Kneipe am Tresen, soff Kümmel und Mollen und philosophierte darüber, daß er eigentlich zu Höherem geboren sei, bei seiner Intelligenz, aber das Schicksal ihn betrog und zum Zuhälter werden ließ. Zudem mit einer Mieze, deren Schweiß sogar noch nach Alkohol stank.
    Nach den Feiertagen, das hatte er sich vorgenommen, fuhr er nach Wildmoor. Oder vielmehr … wenn es Frühling wurde und die Birken ihre Kätzchen im Wind schaukelten und die Weiden mit weißen Knospen aufsprangen. Dann war es nicht mehr so kalt draußen, wenn man stundenlang warten mußte, und es flüchtete sich besser als über Schnee und Eis. Bis dahin hieß es, durchzuhalten und das schwere Los zu ertragen. Auch blieb die Hoffnung, daß man Lotte irgendwann einmal erwürgte oder daß sie einen Herzschlag bekam, denn zweimal hatte Pfeifen-Willi nur forschungshalber festgestellt, daß Lottes alkoholverseuchter Körper längeren Ekstasen nicht mehr gewachsen war.
    Der brave Fuhrunternehmer Hans Busse hatte dagegen andere Sorgen. Dr. Jochen Spieß bemühte sich, Material für eine frühzeitige Entlassung Monikas zu sammeln, vielleicht sogar für eine Wiederaufnahme, die mehr Grund bot als eine unterlassene Zeugenbelehrung. Dazu machte er Jagd auf den ehemaligen Freund Monikas, den forschen Rolf Arberg, der nach dem Prozeß das Zimmer gewechselt hatte und beim Einwohnermeldeamt nicht mehr geführt wurde. Er hatte sich abgemeldet, aber in dem neuen, angegebenen Wohnort war er nie eingetroffen. Er lebte also noch in der Stadt, illegal, auf einer Bude in den tausend dumpfen Häusern mit drei Hinterhöfen. Ihn zu finden, war eine Aufgabe, vergleichbar der Entdeckung jenes Hundes, der in der Auslage des Kaufmanns Jean Köster den Blumenkohl begossen hatte.
    Vater Hans Busse hatte das Glück, Rolf Arberg auf einer seiner Eiltransportfahrten durch die Stadt zu sehen. Es war der große Zufall, der von jeher die Hilfe der Kriminalisten ist und um den jeder Kriminalbeamte heimlich betet. Langsam fuhr Hans Busse hinter dem schicken Rolf Arberg her, sah, daß er ein großes Mietshaus betrat, wartete eine Stunde davor und war überzeugt, daß er hier wohnte, als er nicht wieder herauskam. Mit einem Tempo, das der Aufschrift seines Wagens ›Eildienst‹ alle Ehre machte, fuhr er zu Dr. Spieß und meldete seine Entdeckung.
    »Nehm Se sich 'n Knarre mit, Herr Doktor«, sagte Busse treuherzig. »Der Junge sah so wohlhabend aus … det bedeutet bei denen immer, det se gefährlich sind!«
    Dr. Spieß beruhigte Hans Busse und fuhr in die bezeichnete Straße. Eine Waffe nahm er nicht mit … die Zeit, in der er Studentenmeister im Judo gewesen war, lag noch nicht lange zurück. Es gab Griffe, die man nie vergaß.
    Rolf Arberg saß gerade gemütlich vor einem Fernsehgerät und erfreute sich an einer Schlagerparade, als er hinter sich einen naturwidrigen Luftzug verspürte, der über seinen Nacken strich. Er fuhr herum und sah einen Mann im Zimmer stehen, der gerade mit der Hacke des rechten Beines die Tür wieder zustieß.
    »Was wollen Sie denn hier?!« schrie Rolf Arberg. »Wie kommen Sie überhaupt hier herein?! Wenn Sie näher kommen, brülle ich –!«
    »Die Türen sind mit recht altmodischen Schlössern ausgestattet«, sagte Dr. Spieß freundlich. »Ich hätte mir an Ihrer Stelle längst ein Sicherheitsschloß eingebaut. Die kleine Investition würde sich lohnen.«
    »Was wollen Sie von mir? Wer sind Sie überhaupt?« keuchte Arberg. Schweiß stand auf seiner Stirn, die Angst schrie aus seinen Augen. Welch ein erbärmlicher Wicht, dachte Dr. Spieß bitter. Und einen solchen Elendsknoten hat Monika geliebt, hat ihm ihre Mädchenhaftigkeit gegeben, ist an ihm zur Verbrecherin geworden. Eine ungeheure Wut stieg in ihm hoch, es zuckte ihm in den Fäusten, einfach ohne weitere Worte in dieses verzerrte Gesicht zu schlagen, es zu deformieren, die pomadigen Haare auszureißen und diesen nach Juchten duftenden Körper zu zertrümmern.
    »Sie wohnen hier unangemeldet unter falschem Namen«, sagte Dr. Spieß mit mühsamer Beherrschung.
    »Ach … Sie sind vom Meldeamt? Oder Kripo, was?« Die Angst aus dem Gesicht Arbergs glitt weg … er grinste breit und steckte die Hände in die Hosentaschen. Aufreizend stand er da,

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