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Mädchen im Moor

Mädchen im Moor

Titel: Mädchen im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sehnt –«
    In diesen Wochen geschah manches in der Stille.
    Dr. Spieß hatte es aufgegeben, ein Wiederaufnahmeverfahren durchzusetzen, nachdem man seinen ersten Antrag abgelehnt hatte. Im Gegenteil, der Staatsanwalt ließ den jungen Rechtsanwalt zu einer vertraulichen, privaten Unterredung bitten und sagte bei einem Glase Rotwein: »Sie wissen, lieber Dr. Spieß, wie gern ich Sie mag und wie oft wir über Probleme diskutiert haben, die eigentlich vor den Schranken des Gerichts gelöst werden sollten und nicht im Hinterstübchen. Darf ich Ihnen einen ganz freundschaftlichen Rat geben? Ziehen Sie alle Anträge in der Sache Busse zurück. Ihre Tonbandsache mit diesem Rolf Arberg riecht verdammt sauer. Man kann das als Aussageerpressung hinstellen, und was das bedeutet, brauche ich Ihnen nicht zu erklären. Sie können dabei eklig hineinschliddern und Ihre Karriere verbauen. Wenn dieser Arberg einen guten Verteidiger nimmt, bleibt an Ihnen kein gerupftes Haar mehr! Warum lassen Sie Ihre Klientin nicht dieses eine Jahr abbrummen? Es schadet ihr nichts! Das Strafmaß ist sowieso auffallend niedrig für die Delikte, die anstanden. Man hat schon den ganzen Komplex der Hörigkeit, der Jugend und des Umwelteinflusses berücksichtigt.«
    »Monika ist keine jugendliche Verbrecherin.« Dr. Spieß umklammerte sein Glas und starrte in das Rubinrot des Weines. »Diese Bestrafung ist keine Abschreckung oder Lehre, sondern ein Schock für sie.«
    Der Staatsanwalt musterte Dr. Spieß und verbarg sein Erstaunen hinter dem Anzünden einer Zigarette.
    »Wie alt ist die Busse?« fragte er dann.
    »Achtzehn. Sie wird dieses Jahr neunzehn.«
    »Und Sie, Doktor?«
    »Ich? Sechsundzwanzig. Warum?« Dr. Spieß wurde verlegen und blickte weg. »Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch, Herr Staatsanwalt. Wir waren Nachbarskinder.«
    »Aus Kindern werden Leute, das ist nicht aufzuhalten. Ist Monika Busse hübsch?«
    Dr. Spieß spürte, wie leichte Röte in sein Gesicht stieg. Er kämpfte dagegen an, aber wem ist es schon gelungen, das Rotwerden zu unterdrücken?
    »Sehr hübsch!« Seine Stimme war belegt wie mit Rost.
    »Ich möchte Ihnen gern helfen, Doktor.« Der Staatsanwalt goß Wein nach. »Versuchen Sie es doch mit einem Gnadengesuch. Wenn alle Stellen für sie sprechen, wenn die Eltern –«
    »Der alte Busse will, daß sie das Jahr abbrummt. Er hat sich damit abgefunden, daß seine Tochter aus der Bahn geworfen wurde.«
    »Aber Sie nicht!«
    »Nein! Auch Dr. Schmidt, der Leiter von ›Wildmoor‹ –«
    »Apropos – Dr. Schmidt. Was ist das für ein Mensch?« Der Staatsanwalt zeigte auf einen Stapel Zeitungen, der einen kleinen, runden Tisch bedeckte. »Da ist ja ein toller Rummel im Gange! Haben Sie schon gelesen? In drei Illustrierten, vier Wochenzeitungen und neun Tagesblättern Bildberichte und tränenschwere Reportagen.«
    »Ich habe einige gelesen, ja.« Dr. Spieß nickte. »Ich halte es für gut, daß die Öffentlichkeit erfährt, wie man junge Menschen zurückführen kann in ein vernünftiges Leben.«
    »Gut nennen Sie das? Das ist ein Skandal! Der Generalstaatsanwalt tobt, das Ministerium läuft mit geschwollenen Köpfen herum! Eine Strafanstalt, und wenn man sie auch offen nennt, ist kein Objekt für einen wildgewordenen Asphaltjournalismus! Das schadet mehr, als daß es nützt!«
    Dr. Spieß erhob sich abrupt. »Das verstehe ich nicht, Herr Staatsanwalt. Wenn etwas lobenswert ist – und die Arbeit Dr. Schmidts ist lobenswert – so sollte man das sagen!«
    »Man kann auch etwas zu Tode loben, mein Lieber. Zugegeben, dieser Dr. Schmidt spielt Jugendpsychologe, und Sie, mein Bester, sind durch Ihre Monika sowieso befangen im Urteil, aber denken Sie doch mal nüchtern: Da sind über fünfzig Mädchen versammelt, eine ein größeres Pflänzchen als das andere, und statt zu spüren, daß das Leben kein Honiglecken ist, bestraft man sie mit hellen Vierbettzimmern, mit Tanzabenden, Fernsehen, Theaterspielen. Ich weiß, ich weiß, es gibt mehrere solcher Anstalten, die durch Unterricht und Gemeinschaftserziehung eine Resozialisierung anstreben, aber glauben Sie wirklich, daß ein Gangsterliebchen oder eine minderjährige Dirne nach einem oder zwei Jahren Lerneifer draußen in der Freiheit wieder etwas anderes werden als das, was sie schon immer waren? Gut, sie können jetzt hersagen, wann Adenauer geboren wurde und wer Bismarck war, sie können 19 mal 17 rechnen, und wissen, daß Madagaskar kein Twistsänger ist, sondern eine

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