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Mädchen im Moor

Mädchen im Moor

Titel: Mädchen im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ostafrikanische Insel – aber glauben Sie wirklich, daß sie das daran hindert, trotz Bismarck und Madagaskar ihr Geld an der Straßenecke zu verdienen? Man soll doch keine Illusionen haben!«
    »Ich habe nicht die Erfahrung, das zu beurteilen. Ich weiß nur eins: wenn das Milieu so ist, wie Sie es schildern, Herr Staatsanwalt, dann gehört Monika nie in diesen Kreis.«
    »Machen Sie ein Gnadengesuch.«
    »Das werde ich auch.« Dr. Spieß griff nach seinem Hut. Der Staatsanwalt erhob sich und nickte beistimmend. Er sieht entschlossen aus wie ein Boxer, der weiß, daß er in den Ring muß, aber den Kampf verlieren wird. Aber er wird um sich schlagen und keinen Millimeter zurückgehen, er wird boxen, bis er umfällt.
    »Aber ich werde einen besonderen Antrag stellen«, fuhr Dr. Spieß fort, »ich werde um Gnade für meine Frau bitten.«
    Der Staatsanwalt fuhr sich irritiert mit der Hand über die Stirn.
    »Dr. Spieß – das ist Wahnsinn!«
    »Ich werde Monika im Gefängnis heiraten.«
    »Überlegen Sie sich die Konsequenzen!«
    »Für mich ist Monika nicht schuldig! Ich werde noch diese Woche bei ihren Eltern um ihre Hand anhalten und dann hinaus nach Wildmoor fahren.«
    »Mit Presse, Fotographen und allem Pipapo, was?!«
    »Ja!«
    »Dr. Spieß!« Die Stimme des Staatsanwaltes wurde amtlich und kurz. »Bis hierher war es ein privates Gespräch, jetzt muß ich dienstlich werden. Weder die Staatsanwaltschaft noch andere Justizbehörden lassen sich durch solche Mätzchen zwingen! Sie haben schon einmal über die Stränge geschlagen mit Ihrer Aussageerpressung! Gut, ich habe das übersehen, Schwamm drüber! Aber das hier geht zu weit!«
    »Ich danke Ihnen für diese Information, Herr Staatsanwalt.« Dr. Spieß verbeugte sich. »Ich darf mich verabschieden. Eine Empfehlung an die Frau Gemahlin.«
    »Noch ein Wort!«
    Dr. Spieß blieb an der Tür stehen und drehte sich um.
    »Bitte.«
    »Sie sind jung, und Sie sind begabt. Ich bin ein alter Hase und berechtigt, jungen Hüpfern Erfahrungen weiterzugeben. Zügeln Sie Ihre Pferde, Doktor … wer das nicht versteht, kommt leicht in einen Galopp, aber sehr schwer wieder zum Halt. Ich meine es gut mit Ihnen –«
    Dr. Spieß verbeugte sich noch einmal stumm und verließ das Zimmer des Staatsanwaltes.
    Im Ministerium war die Aufregung über die Artikelserien verbissener Natur. Ministerialdirektor Bernhard Fugger hielt eine Sondersitzung ab und klopfte mit dem Finger auf einige Zeitungen.
    »Das ist bezahlt, meine Herren! Das ist eine so deutliche Provokation, daß sich die Frage erhebt: Steckt eine private Gruppe dahinter, oder ist es eine Parteiangelegenheit? Der Minister ist schockiert und sehr beunruhigt. Die eindeutig positive Tendenz ist allzu dick aufgetragen! Seit zwölf Stunden klingelt bei uns das Telefon. Leser dieser Berichte rufen an, beschimpfen uns und fordern eine Aufhebung der Maßnahme, aus Wildmoor wieder eine normale Strafanstalt zu machen.« Er klopfte mit der flachen Hand auf den Tisch und gab seiner Stimme ein erregtes Tremolo. »Aber ich lasse mich nicht zwingen! Ich lasse mir von der Presse nicht diktieren, was Recht oder Unrecht ist!«
    Er griff zu einer Mappe, schlug sie auf und rückte seine etwas verschobene Brille gerade.
    »In zehn Tagen liefert die Firma Etzheim die Zellentüren. Der Auftrag ist bestätigt. Von den Strafanstalten Billroth und Warenberg werden je zwei Beamtinnen abgezogen und gegen die Wachtmeisterinnen Kronberg und Spange ausgetauscht. Eine Ablösung von Regierungsrat Dr. Schmidt liegt als Antrag beim Herrn Minister.« Ministerialdirektor Fugger schloß die Mappe mit einem zufriedenen Knall. »Das wäre es, was ich dazu zu sagen habe. Meine Herren, – und morgen fahren wir wieder nach Wildmoor. Ich will eruieren, ob dieser Dr. Schmidt mit den Artikeln was zu tun hat!« –
    Die Stimmung in Wildmoor war nicht anders – sie war ebenfalls gespannt. Dr. Schmidt war entsetzt über die Berichte und erkannte die Komplikationen, die daraus erwuchsen. Er rief die Redaktionen an, er sprach mit Holger v. Rothen, er flehte alle an, abzustoppen und nichts mehr zu bringen, er berichtete von dem Anruf des Ministeriums, das ihm die Verantwortung zuschob für diese Volksaufwiegelung … es war umsonst. Die Lawine rollte und war nicht mehr aufzuhalten. Im Gegenteil – in der nächsten Morgenzeitung fand er einen neuen Artikel mit der Überschrift: ›Ministerium schiebt den Schwarzen Peter an kleinen Beamten weiter!‹
    Dr. Röhrig, der seine neue

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