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Mädchen im Schnee

Mädchen im Schnee

Titel: Mädchen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Schulman
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sorgte, dass der Morgenmantel nicht verrutschte.
    »Hallo«, erwiderte er. »Du hattest heute einen guten Artikel.«
    Magdalena drückte die Zeitung vor die Brust und sah ihn fragend an. Zum ersten Mal in diesem Winter hatte sie rote Wangen.
    »Über Stjernsfors«, erklärte er.
    »Ach, war der schon drin?«, sagte sie. »Das ist schön.«
    Sie ist wirklich süß, dachte Christer. Die hellen, fast weißen Wimpern ließen sie wie eine Schneeprinzessin aussehen.
    »Wie geht es dir?«, fragte sie und sah ihn an.
    »Gut, danke.«
    »Ich habe gehört, dass du krank warst. Bist du wieder fit?«
    Christer nickte.
    »Jetzt muss ich aber schnell rein – es wird kalt«, sagte Magdalena und sah auf ihre nackten Beine. »Wir sehen uns sicher bald. Ob du willst oder nicht.«
    Sie feuerte ein breites Grinsen ab, ehe sie die Treppe wieder hinauflief und im Haus verschwand.
    Christer sah ihr nach und spürte sein Herz pochen.
    Wenn … Nein, er schob den Gedanken weg. Das war natürlich alles Einbildung. So verbrachte er seine Zeit. Mit Einbildungen.
    Er zerrte die Tüten vom Rücksitz und ging zum Haus. Im Vorbeigehen spähte er verstohlen durch Magdalenas Küchenfenster, aber das Einzige, was er erkennen konnte, war der kahle Apfelbaum, der sich in der Scheibe spiegelte.
    Wie immer trat er, ohne anzuklopfen, ein.
    »Hallo?«
    »Bist du’s, Christer?«
    Gunvor kam mit Schürze und Kartoffelschäler in der Hand in den Flur. Ihre Hände waren nass.
    »Lange nicht gesehen. Stell die Wäsche dorthin, ich kümmere mich darum.« Sie zeigte mit dem Kartoffelschäler auf die übervollen Tüten. »Ich habe noch saubere Bettwäsche, die kannst du mitnehmen, wenn du wieder nach Hause fährst.«
    Christer folgte seiner Mutter in die Küche und setzte sich auf seinen gewohnten Platz.
    »Bengt ist einkaufen«, sagte Gunvor über die Schulter.
    Christer atmete aus.
    »Ist er zu Fuß zum Einkaufen gegangen?«
    Christer schaute zwischen den Topfpflanzen auf dem Fensterbrett hindurch. Doch, der Volvo stand im Carport.
    »Ja, stell dir vor. Er hat doch tatsächlich angefangen, diesen Schrittzähler zu benutzen, den er von Tina zu Weihnachten bekommen hat. Man soll’s nicht glauben.«
    Christer konnte sich nicht erinnern, seinen Vater jemals bei einem Spaziergang gesehen zu haben, zumindest nicht, seit sie Jeppe, den Hund, nicht mehr hatten, und das musste gut fünfzehn Jahre her sein.
    »Übrigens«, sagte Gunvor, »könntest du mal mit unserem Auto in die Waschanlage fahren?«
    Christer nickte. Es wäre schön, eine Aufgabe zu haben, dann würde die Zeit schneller vergehen.
    »Du bekommst dann auch etwas zu essen, wenn du wieder da bist.«
    »Mal sehn.«
    Christer wusste, wie traurig seine Mutter war, wenn er nicht zum Essen blieb. Andererseits konnte er sich nicht vorstellen, mit den beiden an einem Tisch zu sitzen und irgendein Gespräch in Gang zu halten, wenn das Einzige, woran er denken konnte, sein Vater im Bett mit einem halbwüchsigen Mädchen war.
    »Ich mache mich gleich auf den Weg«, sagte Christer, stand auf und holte den Autoschlüssel.
    Magdalena nahm den Topf mit den Eiern vom Herd und hielt ihn unter den Wasserhahn.
    »Nils, das Frühstück ist fertig!«, rief sie und stellte die Eier in die Becher auf dem Tisch: Das Ei für Nils kam in den Becher mit dem weißen Fuß und dem blauen Kaninchen, und ihres in den mit Streublümchen.
    Zögerliche Schritte näherten sich.
    »Ich habe keinen Hunger.«
    »Aber sieh nur, wie viele gute Sachen hier stehen! Eier, Saft, und ich habe sogar deinen Lieblingsjoghurt gekauft. Komm und setz dich.«
    Ohne sie anzusehen, zog Nils den Küchenstuhl ein winziges Stückchen vor und schob sich so darauf, dass sein Brustkorb gegen die Tischkante gepresst wurde.
    Magdalena setzte sich ihm gegenüber, goss ihm ein wenig Saft ins Glas, schob zwei Scheiben Weißbrot in den Toaster und drückte den Schieber hinunter.
    »Was möchtest du heute denn gerne machen?«
    Nils rührte eine Runde nach der anderen in seinem Joghurtbecher.
    »Wünschst du dir etwas Besonderes?«
    Sie entschied, das beleidigte Rühren im Joghurt lieber nicht zu kommentieren. Als die Brotscheiben aus dem Toaster hüpften, schmierte sie sich beide selbst. Erst kam Marmelade darauf, dann Käse. Das war eine Unart, die sie Ludvig abgeschaut hatte. Zwei verschiedene Beläge auf ein und demselben Brot, das wäre in ihrem Elternhaus unmöglich gewesen. Was für eine Verschwendung!
    »Ich hab Sehnsucht nach Papa«, sagte Nils und hob den mit

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