Mädchen im Schnee
allem am Anfang des Monats.«
Jens dachte nach.
»Eigentlich habe ich dieses Wochenende schon was vor, aber ich denke, das kann ich verschieben. Bist du dabei?«
»Ich glaube, es ist besser, wenn du allein auf die Rolle gehst. Hier kennen mich alle, und ich glaube, die Leute werden sofort kalte Füße kriegen, wenn sie uns zusammen sehen.«
»Da hast du recht. Ich werde nur noch ein paar Sachen organisieren, dann melde ich mich wieder.«
Magdalena legte auf.
Gut, sagte sie sich. Jetzt muss endlich mal etwas passieren.
Magdalena schraubte ihre Mascara zu, steckte sie in das Schminktäschchen und betrachtete sich im Spiegel. Schon den ganzen Tag war ihr Gesicht flammend rot gewesen. Sie legte die Handflächen auf die Wangen. »Immer mit der Ruhe«, ermutigte sie sich. »Wir werden nur zusammen essen.«
Sie sah auf die Uhr. Viertel vor sechs. Die Rippchen waren im Ofen, der Salat stand gewaschen in einer Schale auf der Spüle. Drei Teller auf dem Tisch.
Es klingelte an der Tür.
»Ich mache auf«, rief Magdalena an der Treppe im ersten Stock.
Der Schlüssel glitt ihr aus dem Fingern.
»Hallo, bin ich zu früh?«, fragte Petter, der mit einem Strauß weißer Tulpen in der Hand auf der Treppe stand.
Den Firmenwagen hatte er auf der anderen Seite vor dem Haus geparkt.
»Macht nichts«, sagte Magdalena mit klopfendem Herzen. »Komm rein.«
Petter reichte ihr die Tulpen. Diesmal trug er keine Mütze, sondern hatte das volle Haar mit einem Gummiband im Nacken zusammengebunden.
»Magst du die weißen immer noch am liebsten?«, fragte er und umarmte sie zaghaft.
Magdalena wusste nicht recht, was sie sagen sollte. Petter schlüpfte aus den Schuhen, und als er sich wieder zu ihr drehte, wurde seine Miene plötzlich ernst.
»Was hast du da denn gemacht?«, fragte er und strich mit den Fingerspitzen über den blauen Fleck auf Magdalena Stirn.
»Ach, das. Ich bin hingefallen.«
»Du bist hingefallen?«
»Ja, aber es ist nicht schlimm.«
Petters Gesicht kam näher. Der sanfte, warme Kuss schmecke nach Vanille.
Als Magdalena hörte, dass Nils die Treppe herunterkam, ließ sie Petter los.
»Das hier ist Petter«, sagte sie und legte Nils den Arm um die Schultern.
»Aha«, sagte Nils.
»Hallo«, sagte Petter und zog die Jacke aus. »Wir haben uns neulich schon im Supermarkt gesehen. Du hast ja einen coolen Pullover. Magst du auch Super Mario?«
Nils nickte.
»Wie weit bist du?«
»Drittes Level in der fünften Welt.«
»Oha«, sagte Petter und hängte seine Jacke auf einen Bügel.
»Aber Melvin ist schon in der siebten Welt«, fuhr Nils fort.
»Dann könnte ich dir vielleicht ein paar raffinierte Tricks zeigen«, sagte Petter. »Wenn du möchtest.«
Nils nickte eifrig.
»Ja. Kannst du mir nicht helfen, zum Schalterpalast zu kommen?«, fragte er. »Ich will wissen, wie Bowser aussieht.«
»Na klar.«
Nils lief davon, um den Nintendo zu holen.
»Soso, du spielst also Super Mario«, sagte Magdalena und lächelte.
»Ich habe es für die Mädchen gekauft, aber inzwischen bin ich derjenige, der am meisten spielt.«
Petter sah sie an und griff nach ihrer Hand.
Ob er wohl dasselbe denkt wie ich?
Als Nils wiederkam, ließ Magdalena Petters Hand los.
»Spielt ihr mal ein bisschen, dann kümmere ich mich um das Essen«, sagte sie.
Nils hatte die Decke bis über die Nase hochgezogen, sodass nur seine dunklen, wütenden Augen zu sehen waren.
»Zieh doch mal die Decke weiter runter, damit ich dein ganzes nettes Gesicht sehen kann«, sagte Magdalena und zupfte an dem Bezug. Aber Nils hielt ihn fest.
Magdalena strich ihm übers Haar.
»Schatz, kannst du mir nicht mal erklären, warum du so wütend bist?«
»Seid ihr verliebt ineinander, Petter und du?«, war dumpf unter der Decke zu hören.
»Ich kann dich nicht verstehen«, sagte Magdalena.
Widerwillig schob Nils die Decke bis zum Kinn herunter. Seine kleinen Lippen waren fest zusammengepresst.
»So, jetzt noch mal, mein Lieber.«
»Seid ihr verliebt ineinander, Petter und du?«
Magdalena strich ihm wieder übers Haar und sagte:
»Ich glaube, ja.«
Nils presst die Lippen noch fester zusammen.
»Gefällt dir das nicht?«
Nils schüttelte energisch den Kopf, sodass seine Haare hin und her flogen.
»Und wieso nicht? Ihr hattet doch viel Spaß, als ihr zusammen gespielt habt.«
»Ich will jedenfalls nicht, dass er hierherzieht.«
»Da musst du dir keine Gedanken machen, mein Lieber. Aber ich werde dir etwas erzählen. Vor vielen, vielen Jahren
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