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Mädchen im Schnee

Mädchen im Schnee

Titel: Mädchen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Schulman
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einzukreisen.
    Jetzt tanzen wir den Henkerstanz, der Henker ist fern der Tennen. Allen, die im Tanz sich drehn, die Herzen sollen brennen.
    Und da tat Christer etwas, was er seit seiner Kindheit nicht mehr getan hatte: Er faltete die Hände und blickte durch die Tannenwipfel in den weißen Winterhimmel.
    »Lieber Gott, was soll ich nur tun? Hilf mir.«
    An der Bar im Jonte herrschte Gedränge. Magdalena hat recht gehabt, dachte Jens, als er versuchte, Blickkontakt mit dem Barkeeper aufzunehmen, der ein großes Bier nach dem anderen zapfte.
    Als Jens sein Bier bekommen hatte, setzte er sich auf einen Barhocker und sah sich um.
    Wie sollte er das einfädeln?
    Am anderen Ende der Bar stand ein hübscher, blonder Typ neben einer kleinen Brünetten, die die ganze Zeit an ihrem Ausschnitt nestelte und ihre Haare hin und her warf. Der Blonde sah nur mäßig interessiert aus und ließ den Blick über das Gedränge zwischen den Tischen schweifen.
    »Und wer bist du?«
    Jens wurde von einer jungen Frau in Jeans und schwarzem Jackett aus seinen Gedanken gerissen.
    »Ich habe dich hier noch nie gesehen; bist du neu hergezogen?«, fuhr sie fort und fing an, ihr halblanges, gelocktes Haar mit den Fingern zu drehen.
    »Nein, ich bin nur zu Besuch«, sagte Jens und nippte an dem Bier.
    »Wie schade. Ich heiße übrigens Anna-Lena.«
    Sie gab ihm die Hand.
    »Jens.«
    »Hast du schon getanzt?«
    »Das ist nicht so mein Ding.«
    »Schade.«
    Der Blonde war jetzt vom Tresen verschwunden, und seinen Platz hatte ein unförmiger Mann in Lederweste und weißem T-Shirt eingenommen. Mit ihm konnte man vielleicht mal reden, dachte Jens und ertappte sich dabei, seine Vorurteile zu belächeln. Warum sollte ausgerechnet einer mit Lederweste etwas über Bordelle wissen? Aber irgendwo musste er ja anfangen. Anna-Lena wäre als Quelle sicher nicht sehr ergiebig.
    Ach ja, Anna-Lena.
    Sie stand immer noch da, wirkte aber nicht mehr so begeistert.
    »Wenn du deine Meinung über das Tanzen änderst, kannst du ja Bescheid sagen. Bis später.«
    Sie schob sich zwischen zwei Mädels durch, die den Arm hochreckten, um zu bestellen.
    Jens nahm einen Schluck Bier und stellte sich auf die Zehenspitzen, um das Lokal besser überblicken zu können. Der Blonde war weg.
    »Na, Kumpel. Bin gespannt, ob ich heute Abend bei einer landen kann.«
    Ein junger Mann, dessen gebügeltes Hemd ordentlich in ein Paar Chinos gesteckt war, hatte neben Jens die Tischkante gepackt und versuchte, ohne umzufallen auf einen Barhocker zu klettern.
    »Und wie sind die Prognosen?«, fragte Jens.
    »Hölle. Die reinste Hölle.«
    Der Junge hatte schließlich den physikalischen Gesetzen trotzen können und sich auf den Stuhl gehievt, hielt sich aber sicherheitshalber nach wie vor am Tisch fest.
    »Warum sind bloß alle Frauen so schwierig? Die wissen überhaupt nicht, was gut für sie ist.«
    Jetzt heißt es mitspielen, dachte Jens und lehnte sich vertraulich zu seinem neuen Freund über den Tisch.
    »Das war definitiv das Wort zum Sonntag. Die Weiber werden alle mächtig überschätzt. Aber eins können sie gut.«
    Der im Hemd grinste.
    »Sag mal, kommst du aus Torsby?«
    Jens nickte. Er hatte bewusst seinen breitesten Dialekt rausgekramt.
    »Dann haben wir ja weit gereisten, vornehmen Besuch.«
    Der Mann mit der schwarzen Lederweste drängte sich zwischen die beiden, stellte sein Bier auf den Tresen und gab ihnen die Hand. Offensichtlich hatte er sich in seiner Ecke einsam gefühlt.
    »Totta.«
    Der Hemdenträger stellte sich mit Simon vor.
    »Dann mal prost«, sagte Totta und stieß erst mit Jens und dann mit Simon an.
    Wie sollte das hier eigentlich vor sich gehen? Jeder Satz, den er in Gedanken zu formulieren versuchte, klang völlig bescheuert.
    »Wenigstens fängt bald die Rallye Sweden an«, sagte er. »Dann ist endlich mal was los.«
    Das war ein Treffer. Die Mienen von Totta und Simon erhellten sich.
    »Hoffen wir mal, dass die Kälte bleibt, und es nicht so wird wie in den letzten Jahren, wo sie auf Schotter gefahren sind«, sagte Totta.
    Simon fuhr sich mit den Fingern durch die gepflegte Haartolle und nickte.
    »Ja, das wäre ganz schön bitter, wenn die Rallye weiter nach Norden verlegt würde, wie es vor ein paar Jahren zur Diskussion stand. Irgendeinen coolen Event sollten wir hier schließlich auch haben.«
    Jens wusste nicht so recht, was er dazu beisteuern sollte. Eigentlich gab es kaum etwas, das ihm gleichgültiger war als die Frage, wo die Rallye Sweden ausgetragen

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