Mädchen im Schnee
und wir können als Journalisten auch mal anders arbeiten.«
»Glauben Sie, das hier ist nur ein Spiel? Haben Sie denn nichts daraus gelernt, was im Treppenhaus passiert ist?«
Magdalena senkte den Blick, dann sah sie Petra an.
»Ich habe in der Tat eine Heidenangst, aber ich muss es einfach versuchen. Schließlich geht es hier um Menschen. Jens und ich können mit unserem Filmmaterial vielleicht einen echten Scoop landen und es sogar vor Gericht zum Einsatz bringen.«
Petra überlegte.
»Mir gefällt das nicht.«
Magdalena interpretierte ihre Antwort dennoch als Zustimmung.
Magdalena lehnte sich auf dem Küchenstuhl zurück. Sie sollte sich wirklich ein richtiges Arbeitszimmer einrichten, mit einem vernünftigen Stuhl und guter Beleuchtung. Jetzt hatte sie auf der Suche nach irgendeiner Information über ein Bordell in Hagfors mehrere Stunden lang herumgesurft, aber nichts gefunden.
Hängen die Zuhälter Zettel in der Stadt auf, damit die Kunden hinfinden?, fragte sie sich und gähnte. Oder läuft das alles über Mundpropaganda?
Diese Sex-Seiten hatten ihr Übelkeit verursacht. Jetzt konnte sie einfach nicht mehr. Es war schon fast elf Uhr.
War es richtig, die Spur dieser Verrückten überhaupt noch weiterzuverfolgen? Petras Reaktion hatte sie noch mehr beunruhigt. Den ganzen Abend lang hatte sie immer wieder aus dem Fenster gesehen und auf seltsame Geräusche gehorcht.
Ihr Nachtschlaf war in den letzten Nächten immer schlechter geworden. Nicht nur, weil sie das Bett mit Nils teilte, sondern weil sie bei dem geringsten Geräusch aufwachte. Wenn die Schaufel des Schneepflugs an den Bürgersteigkanten kratzte, fuhr sie hoch und saß kerzengerade mit klopfendem Herzen im Bett.
Magdalena stand auf und ging ins Wohnzimmer. Sie wollte den Fernseher einschalten, blieb aber mit der Fernbedienung in der Hand vor der verglasten Verandatür stehen. Eine dicke Schicht unberührter Schnee lag auf dem Holzgeländer, und die drei Tannen an der Grundstücksgrenze warfen im Licht der Straßenlaterne gezackte Schatten in den Garten.
Plötzlich klopfte es an der Haustür. Dreimaliges energisches Klopfen an die Glasscheibe.
Magdalena erschrak so sehr, dass sie den Atem anhielt und einen ganz trockenen Mund bekam.
Wer war das? Um diese Uhrzeit?
Sie schlich in den Flur. Draußen vor der Glasscheibe stand eine hochgewachsene Gestalt.
Wenn ich wenigstens eine Sicherheitskette hätte, dachte sie, während sie sich der Tür näherte, wenn ich …
»Ich bin’s nur, Stefan«, war durch die Tür zu hören.
Mit zitternden Händen drehte Magdalena den Schlüssel herum und öffnete.
»Habe ich dich erschreckt?«, fragte er.
»Ein bisschen.«
»Vor mir brauchst du keine Angst zu haben. Wir haben gesehen, dass noch Licht brennt, aber ich wollte nicht klingeln, um Nils nicht zu wecken. Hier.« Stefan reichte ihr eine Plastiktüte. »Das sind die Gardinen, die du bestellt hast.«
Magdalena nahm die Tüte.
»Ach ja, die hatte ich fast vergessen«, sagte sie. »Ich weiß gar nicht, ob ich genug Geld dahabe.«
»Kein Problem, das geht in den allgemeinen Konkurs ein«, sagte Stefan und lächelte schief. »Mach das mit Diana ab.«
»Wie viel bin ich euch schuldig?«
»Das steht auf der Quittung in der Tüte. Und übrigens, Nils ist ein richtiges Talent auf dem Eis. Ist er schon viel Schlittschuh gelaufen?«
»Nicht sonderlich«, sagte Magdalena, »nur auf einer kleinen Bahn auf dem Spielplatz.«
»Na, ich wollte das nur mal sagen. Er ist wirklich gut. Ja, dann gute Nacht.«
Magdalena machte die Tür zu, schloss sorgfältig ab und lehnte sich an die Wand.
Bin ich dabei, den Verstand zu verlieren?
24
Magdalena hatte sich in der Vorschule von Nils verabschiedet, und als sie den Schulhof wieder verlassen hatte, setzte sie sich das Headset auf und rief Jens Sundvall an.
»Wie ist es gelaufen?«, fragte sie.
»Schlecht. Ich habe nichts gefunden.«
»Ich auch nicht. Ich weiß ja nicht, wie deine Pläne fürs Wochenende aussehen, aber vielleicht könntest du herkommen, abends weggehen und so tun, als wärst du ein Freier aus der Gegend. Undercover arbeiten, sozusagen. Im Internet werden wir wohl nicht fündig.«
Jens war offenbar draußen unterwegs; im Hintergrund hörte Magdalena eine Autotür zuschlagen und gedämpften Verkehrslärm.
»Das habe ich auch schon überlegt. Was meinst du, welcher Tag am besten wäre? Heute Abend oder morgen?«
»Morgen ist Disco-Night im Hotel Jonte. Da kommen immer ziemlich viele Leute, vor
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