Mädchen im Schnee
habt ihr denn so?«
»Sie sind alle jung und frisch, kaum zwanzig. Eine hat lange blonde Haare, eine andere ist brünett mit halblangem Haar, eine hat kurze braune Haare und eine ist rotblond.«
Diese Beschreibung passte gut auf die Mädchen vom Parkplatz, dachte Magdalena.
»Die Haarfarbe spielt keine Rolle«, sagte Jens, »aber ich möchte eine mit richtig großen Brüsten.«
»Kein Problem.«
Als das Gespräch beendet war, drückte Jens auf die Stopptaste.
»Yes!«, rief Magdalena. »Wenn du nicht so ein begabter Fotograf wärst, solltest du dich auf der Schauspielschule bewerben.«
»Ja, allerdings«, sagte Jens und grinste. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie nervös ich war.«
Magdalena blieb sitzen und starrte ungläubig auf den Kassettenrecorder. Hatte sie wirklich richtig gehört? Jörgen?
»Kannst du in Vargbyn eine Hütte mieten?«, fragte Jens.
Magdalena sah ihn an. Er sah erschöpft, aber froh aus.
»Natürlich. Samstag um acht Uhr. Und du kümmerst dich um die Ausrüstung.«
Jens nickte.
Du wirst nur einmal gewarnt.
»Das kriegen wir hin, oder?«, fragte Magdalena.
Plötzlich hatte sie schreckliche Angst.
»Natürlich kriegen wir das hin«, sagte Jens. »Darauf kannst du Gift nehmen!«
Kosta zeigte mit der Wodkaflasche auf Sergej und zog die Augenbrauen hoch.
Als der andere den Kopf schüttelte, schraubte er den Verschluss ab und füllte sein eigenes Glas zur Hälfte.
»Jörgen?«
»Ne, zum Teufel. Nicht bei der Arbeit. Weißt du doch.«
Kosta schraubte, ohne eine Miene zu verziehen, den Deckel wieder zu und stellte die Flasche auf den kleinen Tisch, der zwischen roten Getränkekisten und Pappkartons eingezwängt war. Aus dem Gastraum der Pizzeria drang schwaches Gemurmel. Es war ein ruhiger Abend.
»Was sollen wir mit der Schwangeren machen?«, fragte Sergej.
Kosta zuckte die Schultern.
»Abgesehen davon, dass sie was in der Röhre hat, ist ja auch kein Verlass auf sie. Immerhin ist sie nicht so schräg drauf wie die andere Fotze, aber gut ist sie auch nicht. Würde mich nicht wundern, wenn sie die Neuen da auch noch mit reinzieht.«
Kosta lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Sein Bauch spannte unter der braunen Lederjacke, die er immer noch bis zum Hals zugeknöpft hatte.
»Sie abzurosten wäre reinste Verschwendung.«
»Daran hättest du mal denken sollen, bevor du sie fast totgeschlagen hast. Die kann man ja nicht mehr herzeigen. Keine Zähne mehr, wie ein verdammter Hockeyspieler.«
»Solange sie die Schnauze nicht aufmacht, ist das doch egal. Und sie soll ja nicht reden«, sagte Kosta und grinste. »Ein paar ausgeschlagene Zähne an der richtigen Stelle können da direkt von Vorteil sein.«
Sergej lachte.
»Auf jeden Fall ist sie schwanger«, sagte Kosta.
Jörgen, der über seine Papiere gebeugt dasaß und nur zugehört hatte, sagte:
»Da müssen wir eine Lösung finden.«
Gunvor Berglund zog das gestreifte Nachthemd an und betrachtete sich im Badezimmerspiegel.
Warum kann ich mich einfach nicht daran gewöhnen?, dachte sie. Warum bin ich immer noch so erstaunt, wenn ich diese alte Frau, die offenbar ich sein soll, im Spiegel sehe?
Sie zupfte einen Wattebausch aus der Plastikdose im Regal über dem Waschbecken und sprühte das unparfümierte Gesichtswasser auf. Mit langsamen Bewegungen reinigte sie ihr Gesicht und folgte dabei zerstreut den Falten um die Mundwinkel, die bewirkten, dass sie schlecht gelaunt aussah, wenn sie sich entspannte. Anschließend schraubte sie die Dose von Clarins auf und nahm ein bisschen Creme auf den Zeigefinger.
Wieder betrachtete Gunvor ihr Gesicht.
Wie heißt es doch?, dachte sie, alt werden ist gar nicht so schlimm, wenn man die Alternative bedenkt. Oder so ähnlich. Ich sollte dankbar sein.
Als sie ins Schlafzimmer kam, lag Bengt auf seiner Doppelbettseite und löste Kreuzworträtsel.
»Hast du den Wagen an die Motorheizung angeschlossen?«, fragte sie und kroch unter die Decke.
»Ja.«
Als Gunvor lag, sah sie, dass Bengt kein einziges Kästchen in seinem Rätsel ausgefüllt hatte.
»Ist es schwer?«
»Ich bin müde, ich mache ein anderes Mal weiter.«
Er legte die Zeitung zuoberst auf den Stapel mit alten Ausgaben des Hemmets Journal , der im Regal unter dem Nachttisch lag. Dann drehte er sich auf die Seite.
»Gute Nacht.«
»Gute Nacht«, sagte Gunvor, nahm ihr Kreuzworträtsel zur Hand, das sie am Abend zuvor begonnen hatte, und setzte ihre Lesebrille auf.
»Kann erfrischen« mit drei Buchstaben.
»Gequältes
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