Mädchen im Schnee
fast umgerannt, als sie um die Ecke bog.
»Hallo.«
»Du hast es aber eilig«, sagte er und blies den Rauch durch die Nase. »Einen Scoop auf der Platte?«
»Nein, mir ist nur ein bisschen kalt«, erwiderte Magdalena und schluckte.
Versuch jetzt, normal zu wirken.
Jörgen sah ihr schweigend in die Augen. Dann hob er den Blick.
»Hast du dich verletzt?«
Er zeigte mit besorgter Miene auf seine eigene Stirn.
»Nur ein kleiner Unfall. Nichts Ernstes. Also, ich bin in Eile.«
Magdalena lief weiter.
»Grüß Nils«, sagte Jörgen hinter ihr. »Einen netten Jungen hast du.«
Obwohl Magdalena sich zu beruhigen versuchte, rannte sie das letzte Stück zur Redaktion zurück. Sie fluchte leise, während sie, so gut sie konnte, den Eisflächen auf dem Bürgersteig auswich. Als sie endlich die Tür aufbekommen hatte, schlug ihr das Herz bis zum Hals.
Barbro hatte gerade ihren Mantel angezogen und sah sie erstaunt an.
»Ist irgendwas passiert?«, fragte sie.
»Nur ein bisschen Stress«, sagte Magdalena und lächelte angestrengt, während sie in ihr Büro ging. »Viel zu tun.«
»Du musst mal runterschalten. Es kann auf lange Sicht einfach nicht gut sein, so draufloszurasen. Wir sehen uns dann morgen.«
Magdalena saß am Schreibtisch und zog sich die Mütze vom Kopf. Es fiel ihr immer noch schwer, ruhiger zu atmen.
Grüß Nils. Einen netten Jungen hast du.
Jörgen zog das Gummiband aus dem Haar und schob es sich zwischen die Zähne, während er die grauen Strähnen zu einem neuen Pferdeschwanz sammelte. Dann setzte er sich zu Kosta an den kleinen Tisch und atmete durch.
»Was für ein Mittagsbetrieb«, sagte er.
»Wie meinst du das?«
Kosta riss Stücke von einem dreieckigen Pizzabrot ab, die er sich eins nach dem anderen in den Mund stopfte.
»Mittagsbetrieb. Viele Leute.«
»Ja, klar. Gut für Geld.«
Jörgen grinste und machte eine Flasche Leichtbier auf.
»Jetzt solltest du endlich mal Schwedisch lernen, du elender Polacke«, sagte er und trat Kosta auf den Fuß.
»Ich bin kein Polacke, verdammt!«
»Hab ja nur einen Witz gemacht.«
Kosta sah nicht sonderlich erheitert aus, rang sich ein künstliches Lächeln ab und nickte. Jajaja .
»Und rate mal, wen ich draußen getroffen habe«, sagte Jörgen und trank aus der Flasche.
Kosta schüttelte den Kopf.
»Die Tusse von der Zeitung. Wir müssen sie weiterhin beobachten.« Jörgen stellte die Flasche auf den Tisch und faltete die Hände hinter dem Kopf. »Und noch was. Ich habe eine Lösung für das Problemmädchen. Eine gute Lösung.«
»Dieselbe?«
»Nein, nein. Diesmal ist es ein Typ oben in Sysslebäck. Er ist etwas speziell.« Jörgen tippte sich selbst mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. »Hat schräge Vorlieben und so. Er soll sie uns abkaufen. Und wenn er fertig ist, dann … Ja, dann ist das Problem gelöst. Wir kriegen zehntausend für sie. Das ist ziemlich gut.«
»Wann soll sie da hin?«, fragte Kosta.
»Ich habe Samstag gesagt. Samstagvormittag.«
Petra konnte sich nicht erinnern, dass sie Sven Munther jemals so exaltiert gesehen hatte. Fredrik Anderberg war nicht nur an einer Tankstelle in Munkfors gesehen worden, sondern einer der Angestellten der Tankstelle »verfolgte ihn in diesem Augenblick mit seinem Auto«.
Christer Berglund trat das Gaspedal durch und raste weit über der Geschwindigkeitsbegrenzung durch Råda, während der Saftmischer auf dem Dach der Zivilstreife blinkte und tutete.
»Wo sind sie? Kommen!«, fragte Petra über Funk.
»Fast unten in Ransäter. Kommen!«
Da die nächste erreichbare Streife sich in Stöllet befand, hatte Munther Petra, Christer und Urban angewiesen, nach Munkfors zu fahren. »Denn zum Teufel, jetzt brennt es an allen Ecken!«
»Für wie gefährlich haltet ihr ihn? Ihr kennt ihn doch von früher«, fragte Urban vom Rücksitz.
»Meist war er in Schlägereien unter Alkoholeinfluss und Diebstahl verwickelt«, sagte Christer, »aber jetzt steht er unter Mordverdacht, da ist das schwer zu sagen.«
Petra spürte ihren Puls rasen. Wenn sie endlich, endlich diesen Fredrik fassten, würde sie es fast in Ordnung finden, für den zusätzlichen Wochenenddienst einzuspringen, zu dem sie verdonnert worden war. Beide diensthabenden Polizisten in Torsby hatten sich ein Magen-Darm-Virus eingefangen. Es stand allerdings noch nicht fest, mit wem sie arbeiten würde. Noch vor Kurzem hätte sie gehofft, dass es Christer sein würde, aber jetzt war es ihr egal. Dieser Gedanke machte sie traurig, und sie sah
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