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Mädchen im Schnee

Mädchen im Schnee

Titel: Mädchen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Schulman
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Ziege.
    Ich selbst sage fast gar nichts mehr. Weil es mit der Sprache anstrengend ist, und weil es auch nicht mehr viel zu sagen gibt.
    Ich rede lieber mit dir.
    Großmutter, in meinem Bauch wächst etwas. Bitte, bitte, sei mir nicht böse. Ich bin jetzt ganz sicher. Ich habe schon versucht, mich selbst fest in den Bauch zu boxen, aber das hilft nichts. Es muss ein Monster sein, ein haariges, schreckliches Monster mit faltigem Gesicht und schleimigen Augen. Wie könnte es etwas anderes sein?
    Es frisst mich auf. Es kaut und wächst.

28
    Am Dienstagmorgen ließ sich Sven Munther mit zwei Kaffeetassen auf Petras Besucherstuhl sinken. Sie hatte noch nicht einmal den Computer hochgefahren.
    Ihr Chef sah erschöpft aus, die weißen Haare standen über dem rechten Ohr wie eine Osterfeder hoch.
    »Danke, das ist aber nett«, sagte sie und nahm einen Schluck Kaffee. »Wie geht es dir?«
    »Ach, ich weiß nicht«, sagte Munther. »Alles nicht so einfach.«
    »Mit den Morden, meinst du?«
    Munther versuchte, die abstehenden Haare mit der Hand zu glätten, und sagte:
    »Ja. Jetzt fangen auch noch die in Karlstad an zu unken, wir würden festsitzen und bräuchten Hilfe.«
    Vielleicht wäre das ja auch das einzig Richtige, dachte Petra. Obwohl sie auch nicht begeistert war, wenn Externe dazukamen, die meinten, alles besser zu wissen, zweifelte sie immer mehr daran, dass sie es allein schaffen würden.
    »Die kriegen wahrscheinlich Panik, weil die Abendzeitungen sich jetzt so auf die Sache gestürzt haben«, sagte Munther. »Sie nennen das jetzt die ›Waldmorde‹.«
    Petra beschloss, von ihren pessimistischen Gedanken nichts verlauten zu lassen. Stattdessen sagte sie schnell:
    »Wir wissen schließlich, dass Anderberg hier in der Ecke ist. Ich glaube, dass wir ihn bald finden.«
    Munther zuckte die Schultern. Die Haare hinter dem Ohr standen schon wieder hoch.
    »Vielleicht bin ich ja zu stolz, aber ich will den Typen aus Karlstad einfach nicht recht geben.«
    Ehe er weiterredete, warf er einen Blick Richtung Flur.
    »Und zu Hause ist Kajsa auf dem Kriegspfad. Die Mädchen hatten Windpocken. Nacheinander. Heute ist der elfte Tag, den Kajsa wegen der Kinder freinehmen musste. Sie ist total stinkig.«
    Hab ich es doch geahnt, dachte Petra. Es war nicht nur der Job. Nichts konnte Munther so sehr aus dem Gleichgewicht bringen wie Probleme zu Hause. Aber sie konnte Kajsa verstehen.
    »Da wäre ich auch stinkig«, sagte sie.
    »Ja, ich weiß, und ich mache ihr auch keinen Vorwurf. Aber wir haben hier zwei Mordfälle zu lösen. Was soll ich denn machen?«
    »Du«, sagte sie. »Ich weiß, dass es schwer ist, aber versuch heute mal rechtzeitig Feierabend zu machen, dann übernimmst du zu Hause die Kinder und gibst Kajsa ein bisschen Zeit für sich. Manchmal braucht es gar nicht viel.«
    Wenn man sah, wie man sich abarbeitete, dann gab einem das ganz viel Kraft, während die Streitigkeiten darum, wer am meisten erschöpft und wer am meisten zu bemitleiden war, nur dazu führten, dass man noch wütender und erschöpfter wurde. Und noch stinkiger.
    »Und noch etwas«, fügte sie hinzu: »Sag ihr, dass du verstehst, wenn sie erschöpft und wütend ist, aber erzähl nichts von der Arbeit. Im Augenblick ist Kajsa nämlich der Auffassung, dass es das reinste Zuckerschlecken ist, Mörder zu jagen, von Journalisten falsch zitiert und von der Landeskripo in Frage gestellt zu werden.«
    Munther stand auf. Wenn Petra sich nicht täuschte, sah er schon wieder etwas besser aus.
    »Besprechung in einer Viertelstunde.«
    Jens Sundvall ließ die kleine Sporttasche im Hotelzimmer und ging ins Restaurant hinunter. Er war nervös. Heute musste er etwas erreichen, denn er konnte nicht jeden zweiten Tag zwischen Karlstad und Hagfors pendeln, ohne dass etwas dabei herauskam. Heute hatte er schon erfolglos ein Restaurant und eine Pizzeria ausprobiert.
    Im Gegensatz zum Samstagabend war es fast leer im Lokal, nur zwei Männer saßen je an einem Fenstertisch mit Blick auf den Parkvägen.
    Jens war nicht sonderlich hungrig, also setzte er sich an die Bar und bestellte ein Pils.
    »Auf Arbeit hier?«, fragte der Barkeeper im schwarzen Hemd, während er die Flasche öffnete und auf den Tresen stellte.
    »Ja.«
    »Und was machen Sie?«
    »Berater, derzeit bei Uddeholm Tooling«, sagte Jens und nahm einen Schluck von dem kalten Bier.
    »Wohnen Sie das erste Mal hier?«, fragte der Barkeeper. »Ich kenne Sie gar nicht.«
    Jens nickte und fing an, das Etikett der

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